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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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größere Brocken zuzuwerfen. Peter aber hatte immer nur von draußen in eine Kneipe hineingeschaut, und als er jetzt neben Jennie in der Gast-Stube der auf der langen glatten Mahagonitheke saß, fand er alles, was er da zu sehen, zu hören und zu riechen bekam, höchst aufregend. Es war genau so, wie er sich’s nach einem neugierigen Blick durch die offene Tür immer vorgestellt hatte.
    Die Gaststube, in der es sehr geräuschvoll zuging, war ein ziemlich breiter und gemütlicher, ganz in Braun gehaltener Raum mit braungestrichenen Tischen und Stühlen und einer Holztäfelung an den Wänden; und hinter dem Schanktisch hing ein ebenso langer, blitzblank geputzter Spiegel, in dem endlose Batterien von Flaschen zu sehen waren. Die Bierhähne sahen so ähnlich aus wie die blinkenden Hebel der Schiffsmaschinen, und die elektrischen Birnen in den Glaskugeln, die in kleinen Dolden von der Decke herabhingen, verbreiteten ein gedämpftes, gelbliches Licht. Die Kneipe war überfüllt von Männern in grober Werktagskleidung, Seeleuten und Landratten in buntem Durcheinander, die nicht nur sämtliche Tische besetzt hatten, sondern sich auch vor der Theke drängten, und natürlich hockten im Hintergrund der Gaststube auch einige vor dem Spieltisch und würfelten.
    Jennie rümpfte ihre kleine Nase, aber Peter stellte fest, daß er diesen warmen behaglichen Bierdunst, diesen Männergeruch nach Tabak und etwas verschwitztem Zeug und den Speisenduft, der hinten aus der Küche hereindrang, sehr gern mochte. Es war ein solcher Betrieb in der Kneipe, daß sowohl der Mann als auch die Frau — eine vollbusige ältliche Person, deren Haut an den merkwürdigsten Stellen mitten im Gesicht lauter kleine Haarbüschel entsprossen — hinter dem Schanktisch bedienten. Der Mann, der eine Kordweste trug und seine Hemdsärmel aufgekrempelt hatte, runzelte die Stirn über die beiden Katzen, die da auf der Theke saßen, aber die Frau fand sie , und jedesmal, wenn sie an ihnen vorbeikam, blieb sie stehen und kraulte den beiden das Kinn. Der Raum war sehr stilvoll dekoriert mit wunderschönen bunten Reklamen für Porter und Ale, für Dünnbier und Starkbier, und mit Kalendern und lithographischen Farbdrucken verschiedener Schiffe, die von den großen Reedereien gestiftet waren. Bisher hatte Jennie noch keine Möglichkeit gesehen, das Zeichen zum Aufbruch und zur Flucht zu geben, da die Tür fast ständig geschlossen war, um den dicken Hecht der Tabakswolken und die angenehme Wärme nicht entweichen zu lassen, und die Gefahr, von einem der schweren Männerfüße getreten zu werden, war zu groß, als daß Jennie und Peter den Versuch hätten wagen können, einfach hinauszulaufen, wenn die Tür für kurze Zeit geöffnet wurde.
    Mr. Strachan, der ein großes Dunkles bereits intus und das zweite vor seinem aufgestützten Ellbogen stehen hatte, stand neben einem kleinen Mann, einem Fabrikarbeiter mit einer auffallend spitzen Nase und eine Schirmmütze, und auf der anderen Seite neben einem baumlangen Hafenarbeiter, der seine Ausweiskarte noch immer unter seinem Hosen, träger trug; und hinter ihm standen ein Handlungsreisender, mehrere Matrosen von einem Zerstörer und noch ein ganzer Haufen schwer klassifizierender anderer Biertrinker.
    Es war der kleine Mann mit der spitzen Nase, der Mr. Strachan schließlich das Stichwort gab, auf das der Seeoffizier schon lange gewartet hatte. Mit einem Kopfnicken deutete der Fabrikarbeiter auf Peter und Jennie und sagte: «Hoh, das sind aber mal zwei schöne Pussies, die Sie da haben. Ich bin sicher, Sie hängen nicht wenig an diesem Pärchen...»
    «O ja», erwiderte Mr. Strachan und fuhr dann ein klein wenig lautet fort: «Würden Sie wohl meinen, wenn Sie die zwei so ansehen, daß es mit düssen beiden ‘ne ganz besondre Bewondtnis hat?»
    Diese Frage veranlaßte natürlich den Hafenarbeiter und den Handlungsreisenden wie auch die Männer, die an den der Theke am nächsten stehenden Tischen saßen, sich ebenfalls umzudrehen und die Katzen anzuschauen. Also herausgefordert, bemerkte der Fabrikarbeiter: «Nu, etwas Genaues könnt ich da eigentlich nich sagen, und ich möchte auch zwischen dem hier und der da keine Vergleiche ziehen, obwohl mir’s so vorkommt, als wär der Weiße doch von edlerer Abstammung. Was haben Sie denn gemeint?»
    «Würden Sie’s glauben?» fragte Mr. Strachan mit noch lauterer Stimme, wodurch praktisch alle Anwesenden auf ihn

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