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Meine Freundin Jennie

Meine Freundin Jennie

Titel: Meine Freundin Jennie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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dazu bieten würde, unbemerkt zu entwischen.
    Mr. Strachan hatte jedoch andere Pläne, denn kurz bevor die Gräfin von Greenock in Rufweite der Docks gelangte, kam er für einen Augenblick von der Brücke herunter, nahm Peter und Jennie auf den Arm und schloß sie in seiner Kajüte ein, so daß sie das interessante Schauspiel all der verschiedenen Landungsmanöver, die von der Crew mit gewohnter Nachlässigkeit auf eine sehr schlampige Weise ausgeführt wurden, nur durch den ziemlich begrenzten Ausguck des Bullauges zu beobachten vermochten.
    Immerhin konnten sie aber genau sehen, daß Kapitän Sourlies, sobald die Laufplanke vom Pier auf den Frachter hinübergeschwungen worden war, darüber an Land eilte, wobei sie infolge des Tempos, in dem er hinunterlief, unter seinem Gewicht heftig schwankte und laut ächzte und knarrte. Drüben angekommen, winkte er ein vorbeifahrendes Taxi heran, sprang hinein — woraufhin es sich schwer auf die eine Seite legte und nurmehr auf zwei Rädern weiterrollte — und fuhr davon, ohne sich auch nur mit einem einzigen Blick nach der Gräfin von Greenock oder irgendwem oder irgendwas an Bord umzuschauen.
    «Und was machen wir jetzt?» sagte Peter verdrossen. «Wie sollen wir denn je wegkommen, wenn Mr. Strachan uns hier die ganze Zeit hinter Schloß und Riegel hält?»
    Aber Jennie war unbesorgt. «Er kann uns ja nicht für immer einsperren», entgegnete sie, «und jedenfalls werden wir schon irgendwann entschlüpfen können. Den Menschen möchte ich erstmal sehen, der es fertigbringt, eine Katze in einem Raum festzuhalten, in dem sie nicht bleiben möchte. Und außerdem glaube ich gar nicht, daß der Offizier uns hier lassen will. Meiner Meinung nach benimmt er sich genau so wie jemand, der etwas ganz Bestimmtes im Schilde führt. Aber wie dem auch sei, wir werden auf jeden Fall hier herauskommen und die nächste Gelegenheit wahrnehmen, uns davonzustehlen. Ich brenne schon darauf, meine Verwandten wiederzusehen, und möchte deshalb so bald wie nur irgend möglich ausfindig machen, wo sie inzwischen abgeblieben sind.»
    Kurz nachdem die Schiffsglocke vier Glas geschlagen und somit die sechste Abendstunde verkündet hatte, wurde Mr. Strachan von Mr. Carluke abgelöst. Er eilte sofort nach achtem und schloß sich so schnell in seine Kajüte ein, daß es weder Jennie noch Peter gelang, zwischen seinen Beinen durchzuschlüpfen, und da überdies keiner von beiden auch nur im Traum daran gedacht hätte, allein zu entwischen, mußten sie also eine Chance abwarten, die es ihnen ermöglichte, gemeinsam die Flucht zu ergreifen.
    «So, da bin ich wieder, Pussies», begrüßte sie Mr. Strachan. «Ich bin sicher, ihr freut euch auch auf einen kleinen Landurlaub, und sobald ich mich umgezogen habe, hauen wir gleich ab. Erst werden wir für ‘nen Augenblick in der einkehrn, um uns’nen Schoppen Bier zu genehmigen, aber dann geht’s heim zu Frauchen, die sich mächtig freun wird, wenn ich sie mit euch bekannt mache und ihr die näheren Umstönde von unserm Abenteuer erzähle.»
    Peter verdolmetschte Jennie rasch diese kurze Rede, damit sie auch über Mr. Strachans Absichten im Bilde war, und die kleine Tigerkatze setzte eine etwas nachdenkliche, aber nicht allzu besorgte Miene auf. «Sie wollen einen immer mit nach Hause nehmen», erklärte sie, «wenn sie dir nicht gleich einen Tritt geben oder mit harten Gegenständen nach dir werfen. Aber damit ist uns natürlich nicht gedient. Wir müssen eben Zusehen, daß wir uns so schnell wie möglich aus dem Staub machen.»
    Es sah jedoch ganz so aus, als ob sich ihnen nicht so bald eine Gelegenheit dazu bieten sollte. Mr. Strachan vertauschte seinen Dienstrode mit einem Jackett von etwas zivilerem Schnitt, das auf dem Rücken einen Gürtel hatte, setzte sich eine blaue Mütze auf die roten Locken, klemmte sich Peter und Jennie unter den rechten Arm, während er mit der linken Hand einen alten Lederkoffer ergriff, und verließ seine Kajüte. Er war kaum die Laufplanke hinuntergeeilt, als er auch schon eine vorbeifahrende Droschke herbeiwinkte und, die beiden Katzen fest an sich pressend, hineinkletterte und dem Kutscher die Adresse seiner Stammkneipe zurief.
    Jennie war schon öfters in einer Kneipe gewesen, seit sie entdeckt hatte, daß dort für eine Katze allerlei abfiel, besonders um die Zeit kurz vor der Polizeistunde, wo man sicher sein konnte, daß die Gäste dann gut aufgelegt und dazu geneigt waren, einem von diesem und jenem

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