Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
darüber nachgedacht, dass es hier, in La Hague,
schön ist. Ich bin ja nie weggekommen. Mittlerweile weiß ich, dass es hier außergewöhnlich schön ist, das wird mir vor allem
dann klar, wenn ich weit weg bin. Scheinbar geht es den Angestelltenin der Anlage genauso, nur dass sie diese Erkenntnis früher hatten als ich, weil sie aus anderen Orten kommen. Sie konnten
vergleichen. Als ich im Mai 2008 nach Deauville kam, spazierte ich über den künstlichen Strand, den man mit Sand aufgeschüttet
hat. Dabei kam mir unwillkürlich der Gedanke, dass man die Wiederaufbereitungsanlage auch dort hätte bauen können. Da hätten
sie schön gemeckert, die Leute aus Deauville und dem nahen Paris. Für uns wäre es natürlich besser gewesen. Nur dass Deauville
den Reichen gehört. Die hätten sich mit Bündeln von Geldscheinen verteidigen können.
Während des Besuchs redet man ein bisschen, dann kehrt jeder an seine Arbeit zurück. Wir verabreden uns zum Mittagessen. Françoise,
Evelyne und ich sehen uns bis dahin ein paar interessante Filme an. Ich hatte geglaubt, man würde uns im Bus über das weitläufige
Gelände kutschieren wie die anderen Besucher, aber nein, dies ist ein offizieller Besuch. Ein kleines Auto fährt uns herum.
Da und dort ist noch ein wenig von der Heidelandschaft übrig. Hinter den riesigen Bauten stehen ein paar Ginsterbüsche und
ein wenig Grünzeug. Man spürt, dass es ein gewisses Bestreben gibt, das zu erhalten, was hier einmal war. Das erstaunt mich.
Ich bin ganz zufrieden, als wir ins Zentrum der Anlage zurückkehren.
Dann müssen wir die Schutzanzüge anziehen. Paul im weißen Raumanzug! Ein weißer Panzer, eigentlich eine Art Arbeitsanzug.
Dabei werden wir uns doch gar nicht schmutzig machen. Wir betreten eine kleine Kabine wie in der Röntgenabteilung der Poliklinik.
Unter dem Anzug ziehe ich alles aus, damit ich auch ja nichts rausschleppe aus diesem Ort … Man weiß ja nie. Als wir uns dann in den Anzügen sehen, müssen wir laut lachen.
Paul zieht sich aus, um der Bestie ins Auge zu sehen!
Ich bin ja nicht von gestern.
Immerhin habe ich dieses Mal nichts falsch angezogen. Jedenfalls hat niemand etwas gesagt. Anders als damals beim Röntgen,
wo ich das Hemd verkehrt herum anhatte, mit der Öffnung nach vorne. Die Dame, die mich aus meiner Kabine holen wollte, machte
die Tür gleich wieder zu. Und kam nicht wieder herein, bevor sie sich nicht versichert hatte, dass der Schlitz jetzt hinten
war!
Kurz gesagt: In der Wiederaufbereitungsanlage sollte man, glaube ich, die Unterwäsche anbehalten, aber ich habe vorsichtshalber
alles abgelegt. Und ich habe darauf geachtet, dass mein Anzug überall schön zugeknöpft war. Ich will ja schließlich niemanden
erschrecken.
Nun wird mir doch ein wenig mulmig. Sobald man den Anzug anhat, hat man das Gefühl, wirklich in einer Nuklearanlage zu sein.
Da sind schon die Wasserbecken! Aber baden möchte ich darin nicht.
Ich mustere die Decke und die Ecken der Räume: nicht eine Spinnwebe.
Jetzt sind wir also zu Besuch im Herzen des Ungeheuers.
Die Zeit vergeht schnell.
Dann sind wir in einem Raum, von dem aus Roboter gesteuert werden. Wir sind gerade rechtzeitig eingetroffen, um etwas mit
anzusehen, das irgendwie technisch ist, aber da muss ich passen. Das ist mir zu hoch. Evelyne und Françoise hören den Erklärungen
aufmerksam zu, ich lasse mich ablenken. Ich überlege, wie es mir wohl ergangen wäre, hätte ich, wie so viele andere, beschlossen,
hier zu arbeiten. Ausgerechnet ich, der ich die Arbeit auf dem Feld und mit Holz so gerne mag. Aber vielleicht hätten sie
ja auch einen Schreiner gebraucht, wer weiß? Trotzdem hätte ich hier nie Hobelspäne riechen könnenwie in meiner Werkstatt, wenn der Hobel sanft über die Holzfläche gleitet und die Späne zu Boden fallen. Hier gibt es nicht
mal Staub, geschweige denn Sägemehl. Nein, ich bedauere es wirklich nicht. Ich freue mich über den Besuch hier, aber ich bin
glücklich, Bauer geblieben zu sein.
Dann betreten wir die »Hexenküche«, wie wir das Labor scherzhaft nennen. Man öffnet riesige Kühlschränke, in denen allerhand
Zeug liegt, das man zwar kennt – wie zum Beispiel einen halbverbrannten Hummer –, aber nicht essen darf. Krabben, Kräuter, Milch, Eier, Käse, Algen in langen Plastikbehältern, und andere Lebensmittel.
Das Zeug wird verbrannt und dann auf Radioaktivität getestet.
Man führt also Kontrollen
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