Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
den Fingern durch den Haarschopf gefahren, wie ich es mache,
wenn Besucher kommen und fragen, ob ich denn glaube, dass die Atomanlage gefährlich sei. Denen sage ich dann immer:
»Nun, meine Haare habe ich noch, wie ihr seht!«
Das gibt dann immer was zu lachen.
Doch um die Wiederaufbereitungsanlage zu besuchen, würde ich einen Ausweis brauchen.
»Ohne Ausweis können Sie nicht hinein, Paul. Man hat mir gesagt, dass Sie immer noch keinen Pass haben!«
Da hatte er natürlich recht. Jetzt musste ich Farbe bekennen! Trotzdem versuchte ich, mich aus der Affäre zu ziehen:
»Aber meine Schwestern haben einen. Und ich habe meinen Führerschein!«
»Nein, der Führerschein gilt nicht. Sie brauchen einen Ausweis. Den müssen Sie im Rathaus beantragen.«
Was denn noch alles!
Ich hatte keine Lust, zu den amtlich Gemeldeten zu gehören. Ich war Ende siebzig und stolz darauf, dass ich bis dahin ohne
Ausweis zurechtgekommen war. Es war ganz schön kompliziert, in die Wiederaufbereitungsanlage zu kommen. Beim Präsidenten der
Republik vorgelassen zu werden ist einfacher als beim Direktor der Areva, des Betreibers der Wiederaufbereitungsanlage von
La Hague! Aus der Rückschau kann ich allerdings sagen, dass es einfacher war, an den Direktor heranzukommen als an den Präsidenten.
Allerdings waren imElysée-Palast auch mehr als zweitausend Leute zugegen! Man kann schließlich nicht jedem die Flosse drücken. Nicolas (der noch
mit Cécilia zusammen war) ist in etwa zwanzig Metern Entfernung an mir vorbeispaziert, aber er hat mich nicht bemerkt. Sein
Gehilfe allerdings (Premierminister Fillon) hat mich gegrüßt.
An jenem Tag vereinbarten wir mit dem Direktor einen Termin für unseren Besuch. Dummerweise war drei Tage davor mein Ausweis
immer noch nicht da. Doch ein kleiner Telefonanruf seitens eines Politikers im Rathaus und hopp! (Bei diesen Leuten geht es
immer schnell.) Am Tag vor dem Besuch holte ich den Ausweis im winzigen Rathaus von Auderville ab. Was für ein Ereignis!
Seitdem bin ich amtlich gemeldet. Jetzt trage ich mein Konterfei in Plastik eingeschweißt in der Brieftasche herum.
Evelyne Laurent, die Frau des Bezirksrates, der an diesem Tag verhindert war, sollte uns bei unserem Ausflug begleiten. Sie
kam in den Achtzigerjahren als Sekretärin des Bürgermeisters in unsere kleine Gemeinde. Damals war sie dreißig. Wahrscheinlich
erinnert sie sich noch an die erste Gemeinderatssitzung. Da saß sie zwei geschlagene Stunden da, hörte uns beim Debattieren
zu und machte sich nicht ein einziges Mal Notizen. Wir sagten uns, dass sie wohl ein phänomenales Gedächtnis haben müsse.
Von wegen! Nur redeten wir die ganze Zeit Dialekt: Sie verstand schlichtweg kein Wort! Bei der nächsten Sitzung bat der Bürgermeister
uns, doch bitte Französisch zu sprechen. Wir haben sie trotzdem behalten, und mit der Zeit hat man sich aneinander gewöhnt.
Jetzt spricht sie Dialekt wie wir.
Ich hatte also meinen Ausweis in der Tasche und war bereit für den großen Tag.
Ich sagte mir: Wenn ich nach dem Besuch mit der Regierung nicht einverstanden bin, kann ich das Dokument ja immer noch zurückschicken.
Der Umschlag liegt schon bereit.
Zutritt verboten!
Früher musste man kilometerweit durch die duftende Heide, wenn man von Beaumont-Hague kam und nach Auderville zurückwollte,
denn das Dorf lag mitten im Heideland. Wenn man alt wird, spielt einem das Gedächtnis manchmal Streiche, wenn man es nicht
übt. Doch ich erinnere mich noch gut an den Ort, auf dem ein Fluch zu lasten schien. Am Tag ging es ja noch, aber nachts:
Wie viele Leute aus unserer Gegend wurden dort ausgeraubt, wenn sie vom Viehmarkt zurückkamen. Dort lauerten die Geister getöteter
Banditen,
goubelins
, wie wir sie nannten, »Teufelchen«.
Und dann gab es noch die Geschichte von dem kopflosen Ritter auf einem Pferd mit langer, seidiger Mähne. Von diesem Gespenst
hieß es, es wache über den Heideschatz und lasse sich vorzugsweise am Jahresende sehen, bei Vollmond oder wenn der Nebel über
die Heide streicht. Die Schmuggler versteckten sich dort und spielten Katz und Maus mit den
gabelous
, den Gendarmen.
Manche haben sich eine Erkältung eingefangen und starben dann an Rippenfellentzündung. Dieser Ort brachte Unglück. Ganz früher
begruben die Kelten dort ihre Toten, man fand später die Hügelgräber. Man erzählt, dass die Heiden auf der dunkelbödigen Heide
eine Art Schießstand auf künstlichen Hügeln
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