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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bedel
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Ich bin ja kein Idiot.
    Manchmal blödle ich so dahin, dass ich reicher wäre, wenn ich den Dokumentarfilm nicht gedreht hätte, weil ich dann weniger
     Kaffee kaufen müsste! Aber natürlich übertreibe ich schamlos, denn viele Besucher bringen uns Kaffee mit.
    Ein Dokumentarfilm, das ist ein Geschenk, das man macht. Wenn man dich dafür bezahlt, ist es nicht dasselbe. Ich hätte nichts
     gewollt. Es hat mir Spaß gemacht. Das ist wie mit den anderen Sachen: Der ganze Papierkram, Verträge und so, das nervt mich.
     Man fühlt sichfreier ohne. Andererseits bin ich auch nicht einverstanden, wenn es heißt, hätte ich Geld bekommen, dann wäre ich nicht mehr
     »echt« gewesen. Man muss doch nicht übertreiben. Wenn das Geld einen armen Teufel wie mich »falsch« machen könnte, welche
     Wirkung hätte es dann erst auf andere …
    Dann müsste es eine Menge »falscher« Menschen auf der Welt geben!
    Einmal habe ich Werbung für ein anderes Land gemacht – ich erinnere mich nicht mehr, für welches – und da hat man mich bezahlt.
     Da kamen Leute zu mir und baten mich, mit dem Traktor bis nach Treize Vents in Herqueville zu fahren, sieben Kilometer von
     meiner Gemeinde Auderville entfernt. Ich stand da einen halben Tag lang rum, wir haben viel gelacht. Ich musste die Straße
     hinunterfahren, ohne anzuhalten. Zwei Radfahrer taten so, als würden sie in meinen Traktor hineinfahren und in hohem Bogen
     in den Graben fliegen. Dort blieben sie wie tot liegen.
    Noch heute rede ich vom »Tatort«, wenn ich dort vorbeikomme, weil ich da ja angeblich zwei Leute überfahren habe!
    Der Kameramann blaffte:
    »Also, wie viel wollen Sie für die kleine Störung?«
    Ich wollte nichts wie immer, andererseits hatte ich einen ganzen Nachmittag mit dieser Geschichte zugebracht. Weil er darauf
     bestand, mir meine Zeit zu entgelten, habe ich mich getraut und sagte:
    »Fünfhundert Francs alles in allem sollten reichen.«
    Ein Abonnement der katholischen Zeitschrift
Pélérin
kostete dreihundertfünfzehn Francs, und ich las sie so gerne, dass ich meine Scham überwand. Außerdem würde ich mir davon
     neue Gummistiefel kaufen können,die ebenfalls fast zweihundert Francs kosteten. Und die brauchte ich wirklich.
    Da zog er einfach fünfhundert Francs aus der Tasche, und die Sache war gegessen. Ich bin mit meinen Scheinen abgezogen und
     hatte das Gefühl, den ganzen Tag nicht richtig gearbeitet, aber trotzdem viel Geld verdient zu haben.
    Die Feldarbeit bringt deutlich weniger ein. Fünfhundert Francs, dafür bekam man damals ein halbes Kalb. Wenn ich jetzt so
     davon erzähle, glaube ich, ich hätte ruhig mehr verlangen können! Von diesem Werbefilm habe ich nie wieder etwas gehört. Gedreht
     wurde er am 11.   März 1994, und in meinem Heft steht:
    »500   Francs für vier Stunden Filmdreharbeiten mit Traktor und Anhänger.«
    Am nächsten Tag habe ich mir dann das Abo bestellt und die Stiefel gekauft.
    Nun ja, aber ich rede einfach nicht gern über Geld.

Der Ausweis
    Ein Mann kam zu mir nach Hause, nicht im Sonntagsgewand, sondern ganz normal gekleidet. Seine Frau und Michel Laurent, unser
     Bezirksrat, der diese Zusammenkunft organisiert hatte, begleiteten ihn.
    Wir haben Kaffee getrunken und mindestens zwei Stunden lang geplaudert. Schließlich schlug der Mann, der sich als Monsieur
     Eudier, Direktor der Wiederaufbereitungsanlage von La Hague, vorgestellt hatte, meinen Schwestern und mir vor, doch mal das
     Kraftwerk zu besuchen.
    Ich hatte schon hin und wieder ein Schreiben des Unternehmens mit der Einladung zu einer Gruppenbesichtigung erhalten. Aber
     diese Briefe habe ich immer meiner so überaus effektiven Sekretärin anvertraut   …
    Wir haben über La Hague geredet. Monsieur Eudier lebt seit Langem hier und liebt unseren Landstrich sehr. Das hat mir gefallen,
     denn ich mag es, wenn andere Leute mir von ihrem Leben erzählen und von unserem Land hier. Ich fand ihn sehr sympathisch.
    So kam ich ins Nachdenken, aber ich denke über das Ganze ohnehin schon eine Weile nach. Ich habe mir immer gesagt, dass ich
     nie einen Fuß dort hineinsetzen werde. Aber es ist wirklich schwierig, sich ein Bild von etwas zu machen, das man nicht kennt.
     Und so nahm ich seinen Vorschlag an, allerdings nur unter einer Bedingung:
    »Wissen Sie, ich bin ein neugieriger Mensch – ich werde mir Ihr Kraftwerk ansehen. Aber nur, wenn ich mit all meinen Haaren
     zurückkomme!«
    Mit diesen Worten habe ich die Mütze abgenommen und bin mir mit

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