Meine kurze Geschichte (German Edition)
wissenschaftlichen Aufsatz abzufassen, ganz zu schweigen.
In Kalifornien hörte der Computerexperte Walt Woltosz von meiner misslichen Situation und schickte mir sein Computerprogramm «Equalizer». Damit konnte ich aus verschiedenen Menüs auf dem Bildschirm Wörter auswählen, indem ich einen Schalter in meiner Hand drückte. Heute verwende ich Words Plus, ein anderes Programm von ihm. Für die Steuerung ist ein kleiner Sensor in meiner Brille zuständig, den ich durch eine Bewegung meiner Wange aktiviere. Wenn ich zusammengestellt habe, was ich sagen möchte, kann ich die Datei durch einen Sprachsynthesizer schicken.
Zunächst benutzte ich das Equalizer-Programm nur auf einem Desktopcomputer. Dann befestigte David Mason von der Firma Cambridge Adaptive Communication einen kleinen PC und einen Sprachsynthesizer an meinem Rollstuhl. Heute beziehen meine Computer ihre Rechenleistung von Intel. Mit Hilfe dieses Systems kann ich mich weit besser verständigen als vorher, denn immerhin schaffe ich bis zu drei Wörter pro Minute. Dabei kann ich entweder sprechen, was ich geschrieben habe, oder es auf der Festplatte speichern. Außerdem bin ich in der Lage, es Satz für Satz auszudrucken oder abzurufen. Dank dieses Systems habe ich sieben Bücher und eine Anzahl wissenschaftlicher Aufsätze geschrieben. Ferner habe ich zahlreiche wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Vorträge gehalten. Dass sie recht gut aufgenommen wurden, liegt sicherlich großenteils an der Qualität des Sprachsynthesizers von Speech Plus.
Die Stimme, die man hat, ist sehr wichtig. Spricht man nämlich undeutlich, behandeln eine viele Leute, als sei man geistig behindert.
Von allen Systemen, die ich gehört habe, ist dieser Synthesizer bei weitem am besten, weil er die Intonation moduliert und sich nicht anhört wie einer der Daleks aus Doctor Who. Inzwischen ist Speech Plus in Konkurs und sein Sprachsynthesizer-Programm verlorengegangen. Ich besitze jetzt die letzten drei verbliebenen Synthesizer. Sie sind sperrig, verbrauchen viel Energie und arbeiten mit Prozessoren, die veraltet sind und sich nicht austauschen lassen. Aber ich identifiziere mich inzwischen mit dieser Stimme, sie ist zu meinem Markenzeichen geworden, daher werde ich sie erst gegen eine natürlicher klingende Stimme austauschen, wenn alle drei Synthesizer kaputt sind.
Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, brauchte ich Pflege rund um die Uhr. Anfangs glaubte ich, meine wissenschaftliche Laufbahn sei damit vorüber und mir bliebe nichts anderes übrig, als zu Hause zu sitzen und fernzusehen. Doch rasch stellte ich fest, dass ich meine wissenschaftliche Arbeit fortsetzen und mathematische Gleichungen mit einem Programm namens Latex schreiben konnte. Es erlaubt einem, mathematische Symbole mit normalen Zeichen zu schreiben – etwa $/pi$ für π.
ALLERDINGS LITT ICH zunehmend unter der immer enger werdenden Beziehung zwischen Jane und Jonathan. Schließlich konnte ich die Situation nicht mehr ertragen, daher zog ich 1990 mit Elaine Mason, einer meiner Krankenschwestern, in eine Wohnung um. Wir fanden die Wohnung ziemlich klein für uns und Elaines zwei Söhne, die einen Teil der Woche bei uns lebten; daher beschlossen wir, noch einmal umzuziehen. 1987 hatte ein schwerer Sturm das Dach vom Newnham College gerissen, dem einzigen reinen Studentinnencollege für Undergraduates. (Die ehemals reinen Studentencolleges ließen alle damals schon Studentinnen zu. Caius, mein College, dem eine ganze Reihe konservativer Fellows angehörte, war eines der letzten, die sich zu diesem Schritt entschlossen; ein Blick auf die Examensergebnisse brachte die Verantwortlichen schließlich zu der Einsicht, dass sich die guten Studenten nicht bei ihnen bewerben, wenn sie nicht auch Studentinnen zulassen.) Da Newnham ein armes College war, musste es vier Grundstücke verkaufen, um die Reparatur der Sturmschäden am Dach zu bezahlen. Eines dieser Grundstücke kauften wir und bauten darauf ein rollstuhlgerechtes Haus.
Elaine und ich heirateten 1995. Neun Monate später gaben sich Jane und Jonathan Jones das Jawort.
Meine Hochzeit mit Elaine
Mit Elaine in Aspen, Colorado
Mit Elaine in Aspen, Colorado
Meine Ehe mit Elaine war leidenschaftlich und stürmisch. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen, aber die Tatsache, dass Elaine Krankenschwester war, rettete mir mehrfach das Leben. Seit dem Luftröhrenschnitt hatte ich einen Tubus in der Luftröhre, der verhinderte, dass Nahrung oder
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