Meine kurze Geschichte (German Edition)
Speichel in meine Lungen gelangte. Er wurde durch eine aufblasbare Manschette an seinem Platz gehalten. Im Laufe der Jahre hatte der Druck in der Manschette die Luftröhre geschädigt, sodass ich Husten- und Erstickungsanfälle bekam. So auch auf einem Rückflug von Kreta, wo ich eine Konferenz besucht hatte. Daraufhin wurde Elaine von David Howard angesprochen, einem Chirurgen, der zufällig im selben Flugzeug war; er erklärte, er könne mir helfen. Er schlug eine Laryngektomie vor, die vollständige Trennung von Luftröhre und Rachen, um Tubus und Manschette überflüssig zu machen. Die Ärzte am Addenbrooke’s Hospital in Cambridge hielten den Eingriff für zu gefährlich, doch Elaine bestand darauf, ihn vorzunehmen. David Howard führte die Operation in einem Londoner Krankenhaus durch und rettete mir damit das Leben: Noch zwei weitere Wochen, und die Manschette hätte ein Loch zwischen Luftröhre und Rachen gescheuert, und meine Lungen hätten sich mit Blut gefüllt.
Einige Jahre später kam es erneut zu einer dramatischen Verschlechterung meiner Gesundheit, weil mein Sauerstoffspiegel im Tiefschlaf gefährlich abfiel. Ich wurde mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren, wo ich vier Monate lang blieb. Schließlich wurde ich mit einem Beatmungsgerät, das ich nachts benutzte, nach Hause geschickt. Der Arzt teilte Elaine mit, ich käme nach Hause, um zu sterben. (Ich habe meinen Arzt danach gewechselt.) Seit zwei Jahren benutze ich das Gerät bei Tag und Nacht. Ich denke, es gibt mir Kraft.
Ein Jahr später wurde ich zur Spendenaktion für den achthundertsten Geburtstag der Universität angeworben. Man schickte mich nach San Francisco, wo ich fünf Vorträge in sechs Tagen hielt und am Ende sehr erschöpft war. Eines Morgens wurde ich ohnmächtig, als ich vom Beatmungsgerät genommen wurde. Die diensthabende Krankenschwester dachte, es sei alles in Ordnung mit mir, aber ich wäre gestorben, wenn nicht eine andere Pflegerin Elaine gerufen hätte, die mich wiederbelebte. Aber alle diese Krisen zehrten an Elaines seelischer Widerstandskraft. 2007 wurden wir geschieden, und seither lebe ich allein mit einer Haushälterin.
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EINE KURZE GESCHICHTE DER ZEIT
ZUM ERSTEN MAL kam mir 1982 die Idee, ein populärwissenschaftliches Buch über das Universum zu schreiben. Teilweise verband ich damit die Absicht, genügend Geld zu verdienen, um das Schulgeld für meine Tochter bezahlen zu können. (Leider war sie schon im letzten Schuljahr, als das Buch endlich erschien.) Vor allem aber wollte ich erklären, wie weit wir schon in unserem Verständnis des Universums gekommen waren: wie nahe wir einer vollständigen Theorie waren, die das Universum und alles, was sich darin befindet, beschreiben konnten.
Wenn ich schon die Zeit und Mühe auf mich nahm, ein Buch zu schreiben, sollte es auch so viele Menschen wie möglich erreichen. Bisher waren meine wissenschaftlichen Bücher bei Cambridge University Press erschienen. Ich war zufrieden mit dem Verlag, glaubte aber nicht, dass er sich für den Massenmarkt eignete, den ich erreichen wollte. Daher setzte ich mich mit dem Literaturagenten Al Zuckerman in Verbindung, den ich kennengelernt hatte, weil er der Schwager eines Kollegen von mir war. Ich gab ihm einen Entwurf des ersten Kapitels und erklärte ihm, dass ich eines jener Bücher schreiben wollte, die man in Flughafenbuchläden verkauft. Er sagte mir, das sei völlig unmöglich. Man könne es vielleicht an Wissenschaftler und Studenten verkaufen, aber ein solches Buch könne es niemals in die Regionen von Romanautoren wie Jeffrey Archer schaffen.
1984 gab ich Zuckerman eine erste Fassung des Buchs. Er schickte es an mehrere Verlage und empfahl mir, ein Angebot von Norton zu akzeptieren, einem recht anspruchsvollen amerikanischen Verlag. Aber ich beschloss, stattdessen eine Offerte von Bantam Books anzunehmen, einem Verlagshaus, dessen Angebot sich mehr am breiten Publikum orientierte. Auch wenn es nicht auf populärwissenschaftliche Bücher spezialisiert war, so war es mit seinen Titeln doch zahlreich in Flughafenbuchläden vertreten.
Vermutlich war der Lektor Peter Guzzardi für Bantams Interesse verantwortlich. Er nahm seine Aufgabe sehr ernst und veranlasste mich, das Buch so umzuschreiben, dass es auch für Nichtwissenschaftler wie ihn selbst verständlich wurde. Jedes Mal, wenn ich ihm ein neu verfasstes Kapitel schickte, bekam ich es prompt mit einer langen Liste von Fragen und Einwänden
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