Meine kurze Geschichte (German Edition)
der The New York Times und sogar mit einem neuen Rekord von 237 Wochen auf der der Londoner Times ; es wurde in vierzig Sprachen übersetzt und weltweit zehn Millionen Mal verkauft.
Ursprünglich hatte ich für mein Buch den Titel: «From the Big Bang to Black Holes: A Short History of Time» vorgesehen, aber Guzzardi tauschte die beiden Hälften aus und änderte «short» in «brief». Das war ein Geniestreich, der sicherlich zum Erfolg des Buchs beigetragen hat. Inzwischen hat es viele «kurze Geschichten» von allem Möglichen gegeben, sogar eine «Brief History of Thyme» («Eine kurze Geschichte des Thymians»). Nachahmung ist die aufrichtigste Form der Schmeichelei.
Warum haben so viele Leute es gekauft? Mir fällt ein objektives Urteil natürlich schwer, daher will ich mich lieber an das halten, was andere gesagt haben. Wie ich feststellte, waren die meisten Kritiken, obwohl positiv, wenig erhellend. In der Regel folgten sie alle der gleichen Marschrichtung: Stephen Hawking leidet an der Lou-Gehrig-Krankheit (die Bezeichnung in amerikanischen Kritiken) oder der Motorneuronerkrankung (in britischen Kritiken). Er sitzt im Rollstuhl, kann nicht sprechen und nur X Finger bewegen (wobei X eine Zahl von eins bis drei war, je nachdem, welchen unzutreffenden Artikel der Kritiker über mich gelesen hatte). Trotzdem hat er dieses Buch über die größte aller Fragen geschrieben: Woher kommen wir und wohin gehen wir? Die von Hawking vorgeschlagene Antwort lautet, dass das Universum weder erschaffen noch zerstört wird: Es ist einfach. Um diese Idee zu formulieren, führt Hawking das Konzept der imaginären Zeit ein, bei dem ich (der Kritiker) gewisse Verständnisschwierigkeiten habe. Trotzdem, wenn Hawking recht hat und wir eine vollständige, vereinheitlichte Theorie finden, werden wir wirklich Gottes Plan kennen. (In den Fahnen hätte ich den letzten Satz des Buchs beinahe gestrichen, der eben lautet, dass wir dann Gottes Plan kennen würden. Hätte ich es getan, hätten sich die Verkaufszahlen möglicherweise halbiert.)
Scharfsinniger fand ich da schon einen Artikel im Londoner Independent , in dem es hieß, dass selbst eine seriöse wissenschaftliche Arbeit wie «Eine kurze Geschichte der Zeit» ein Kultbuch werden könne. Dass mein Buch mit «Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten» verglichen wurde, fand ich ziemlich schmeichelhaft. Ich hoffe, dass es wie Zen den Menschen das Gefühl vermittelt, nicht von den großen geistigen und philosophischen Fragen ausgeschlossen zu sein.
Zweifellos hat die Human-Interest-Geschichte, wie es mir gelang, trotz meiner Behinderung theoretischer Physiker zu werden, zum Verkaufserfolg beigetragen. Doch die Leser, die das Buch wegen dieses Aspekts gekauft haben, sind sicherlich enttäuscht worden, denn es enthält nur einige wenige Hinweise auf meine körperliche Verfassung. Das Buch sollte eine Geschichte des Universums, nicht meiner Person sein. Dessen ungeachtet wurde der Vorwurf erhoben, Bantam habe meine Krankheit schamlos ausgenutzt und ich hätte mich daran beteiligt, weil ich erlaubt hätte, dass mein Bild auf dem Buchumschlag erschien. Tatsächlich räumte mir mein Vertrag keinerlei Mitspracherecht bei der Umschlaggestaltung ein. Allerdings konnte ich den Verlag überreden, anstelle des erbarmungswürdigen, veralteten Fotos auf der amerikanischen Ausgabe für die britische ein besseres Foto zu nehmen. Das Bild auf dem amerikanischen Buchumschlag wird Bantam jedoch nicht verändern, weil, so die Verantwortlichen, das amerikanische Publikum das Foto jetzt mit dem Buch identifiziert.
Es wurde auch behauptet, viele Leute hätten das Buch nur gekauft, um es im Regal oder auf dem Couchtisch zu präsentieren, ohne es wirklich gelesen zu haben. Das gibt es sicherlich, allerdings weiß ich nicht, ob es häufiger der Fall war als bei anderen vergleichbaren Büchern. Mit Sicherheit haben sich zumindest einige Menschen ernsthaft mit ihm befasst, denn ich bekomme Tag für Tag einen Stapel von Briefen zu diesem Buch, vielfach mit Fragen oder detaillierten Kommentaren, die erkennen lassen, dass die Briefschreiber es gelesen, wenn auch vielleicht nicht immer vollständig verstanden haben. Manchmal werde ich auch von Fremden auf der Straße angesprochen, die mir berichten, wie gut es ihnen gefallen hat. Die Häufigkeit, mit der mir solche öffentliche Anerkennung zuteil wird, lässt doch wohl (obwohl ich natürlich distinktiver, wenn auch nicht unbedingt distinguierter bin als die
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