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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Pape
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die ich erst recht nicht ablegen möchte.
    Oftmals sind die schönsten Kombinationen, was Farbe und Erscheinungsbild eines Beetes betrifft, mit einem gehörigen Schuss Zufall entstanden. Immer und immer wieder überrascht die Natur, sei es, dass wir sie für einen Moment aus den Augen verlieren oder ihr so viel Spielraum lassen, dass sie etwas anderes schafft, als wir geplant haben.
    So kann es durchaus passieren, dass ich eines Tages eine wundersame Entdeckung mache, mich frage, wer das hierhin gepflanzt hat, eine ganz entzückende Ergänzung in einem Beet - und es war die Natur selbst, die hier Hand angelegt hat. Wir brauchen dann nur die Sensibilität und die offenen Augen, dies zu sehen und zu erkennen, um uns daran zu erfreuen. Und als Gartenprofi nehme ich solches Erkennen dann in meinen Wissenskanon auf, angeeignet, abgespeichert und abrufbar in der Zukunft, um in andere Gärten weitergegeben zu werden.

    Auch der Blick in fremde Gärten war für mich gerade in England von besonderem Reiz, ich konnte schöne Ideen entdecken oder auch von schlechten Beispielen lernen. In diesen Momenten ließ sich gut erkennen, warum etwas Schönes schön ist, und dass es grundsätzlich kaum Falsches gibt. Wenn in Beeten etwas danebengegangen ist, etwa hinsichtlich einer Farbe in der Gesamtpalette oder der Abstimmung verschiedener Pflanzen in Höhe und Form, dann ist diese Erkenntnis ebenso wertvoll wie die Entdeckung von etwas wirklich Einzigartigem. Meist sind nicht der Garten oder das Beet als Ganzes, nicht die gesamte Farbzusammenstellung oder das komplette Erscheinungsbild Anlass dafür, dass wir uns unwohl fühlen, dass kein Funke überspringt oder wir etwas als Fauxpas empfinden. Manchmal sind es nur ein, zwei kleine Details. Aber diese nehmen wir nur wahr, wenn unsere Sinne und unsere gärtnerische Aufmerksamkeit geschärft sind. Hierzu tragen Erfahrung und die Liebe zum Gärtnern, dem eigenen und dem fremden, ganz entscheidend bei.

Deutschland: England

    D as ist ein Klassiker, zumindest im Fußball: England gilt als Mutterland dieser Sportart, Deutschland hingegen sonnt sich im Erfolg eines dreimaligen Weltmeisters. Ein großer englischer Fußballer sagte einmal zu dieser Konkurrenz: »Fußball ist ein einfaches Spiel: Zweiundzwanzig Männer jagen neunzig Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen die Deutschen.«
    In fünfundzwanzig Lebensjahren in England habe ich die Fußballkenntnisse meiner Jugend kaum erweitert, dafür aber nachdrücklich und eindrucksvoll erfahren, wie sich die beiden Länder im Umgang mit dem Garten unterscheiden. Nur bin ich, was das gardening , das Gärtnern betrifft, noch nicht auf eine so schlichte Formel wie der zitierte Fußballer gekommen. Doch ich würde sagen, dass an deren Ende allerdings ein anderer Gewinner stehen könnte - derzeit noch. Als ich in England die ersten Schritte tat - und ich konnte ja in meinem ersten Studienjahr schon recht gut aufrecht gehen -, wurden mir gleich die Augen geöffnet: dafür, wie die Menschen dort mit dem Garten umgehen, wie sie ihn zum Teil des Lebens machen. Es ist kein conversation killer , wenn man in England über seinen häuslichen Garten oder über Gärten ganz allgemein spricht. Das macht dort jeder. Ganz gleich, wo man sich aufhält, egal, was man unternimmt. Man zieht es vor, nach der Arbeit abzuschalten und von den schönen Dingen zu sprechen, nicht über die Probleme und die Kosten des Tages zu sinnieren und sie in verschiedenen schlechten Variationen zu zerkauen. Die einen sind stolz auf das Paradies vor der eigenen Haustür, die anderen interessieren
sich für Neuigkeiten aus der Gartenwelt, brauchen einen Tipp für die Rosen oder unterhalten sich über den Gewinner der laufenden Gartenshow.
    Das »Paradies vor der eigenen Haustür«, wie der Engländer seinen Vorgarten tatsächlich definiert, beginnen wir in Deutschland erst allmählich zu entdecken. Es sind hierzulande oftmals Flächen, die vor allem zum Autoparken und Wagenwaschen benutzt werden oder die hinter dem Haus als Schuppen, Grillplatz und Mülleimerdepot dienen - Flächen, die auf schönere Tage warten. Das Gespräch über den Garten oder das Pflanzen hat hier wenig Charme, eher dann doch die Plauderei über das neue Auto, die Bundesliga, den letzten Tatort oder die Schlagzeile in der BILD vom Tage, und vor allem wird der Preis für alles hinterfragt und ausgetauscht. Eigentlich ist der Garten hier auch eine Angelegenheit der Frauen. Nicht ganz so

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