Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Pape
Vom Netzwerk:
Den Rest schafft man mit Pflege und Liebe.

Matrixpflanzung und Pflanzung in Drifts
    In der Natur gibt es keine nackte Erde. Sobald in einer Ecke die Erde umgegraben wurde, etablieren sich an dieser Stelle neue Pflanzen. In einer Blumenwiese ist der Boden hauptsächlich bedeckt von verschiedenen Gräsern, dazwischen kommen und gehen im Laufe der Saison Zwiebeln und Stauden. Einige davon, wie Königskerzen, finden sich als Einzelexemplare über die Wiese verteilt. Nach der Blüte schütten die hohen, schlanken Rispen unter Mithilfe von Wind und Wetter ihre Samen um sich herum aus, mal weiter, mal näher, und dort, wo der Samen hinfällt, keimt er fröhlich, und es entwickelt sich eine neue Pflanze für die kommende Saison. Andere haben ein Wurzelwerk, das sich mit der Zeit in ein weit verzweigtes, breiter werdendes Netzwerk verwandelt, wie es zum Beispiel bei vielen Astern geschieht. Nach einigen Jahren kann sich eine Pflanze auf diese Weise zu einer größeren Gruppe entwickeln. Im Gebirge ist oft Kies zu finden, der die Berge hinuntergespült wurde, und aus diesem Kies heraus wachsen Pflanzen, auf ähnliche Weise in die neue Umgebung gebracht wie die verwehten Samen auf der Wiese.

    Die Matrixbepflanzung folgt ähnlichen Prinzipien. Die Erde sollte bedeckt sein von Mulch oder bodendeckenden Pflanzen, damit sie nicht von Wind und Sonne austrocknet und dadurch erodiert. Aus dieser Abdeckung wachsen die höheren Stauden, Zwiebeln und auch Gehölze. Die Netzwerker kommen in Gruppen hervor, die Individualisten werden einzeln gepflanzt.
    Wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, genügend Pflanzenkenntnis hat und sich die richtigen Sorten für solche Bepflanzungen aussucht, dann kann sich eine harmonische Pflanzengemeinschaft entwickeln, in der die Gewächse ein eigenes Leben führen und dabei eine sich ständig ändernde Landschaft kreieren. Wenn die Harmonie nicht stimmt, ist es nicht halb so pflegeleicht, und es besteht die Gefahr, dass eine oder zwei Pflanzenarten das ganze Areal überwuchern. In diesen naturnahen Bepflanzungen spielen die drei Elemente der traditionellen Pflanzweise, Farbe, Form und Textur, nur eine Nebenrolle. Wichtiger ist, dass der Standort stimmt. Wer es ganz elementar einmal selbst versuchen möchte, dem bieten im Herbst die Tulpen-, Narzissen- und all die anderen Zwiebeln eine schöne Gelegenheit. Jedes Jahr dieselbe Frage: In welcher Anordnung bringen wir sie in den Boden? Aufgereiht wie die Soldaten, im gleichmäßigen Zickzack oder in kleinen Grüppchen? Vorschlag: Man wähle sich einen Standort am Rande des Beets und werfe eine Handvoll Zwiebeln mit großer Geste hinein. Harold Nicolson, Ehemann von Vita Sackville-West, beide Gartenbesitzer von Sissinghurst in Kent, hat diese Geste mit seinem einzigartigen Humor so
beschrieben: »Stelle dir nur vor, du seist die Königin-Mutter von Rumänien, die Almosen unter einen Haufen transsylvanische Bauern streut. Denke allein daran, dass nur durch diesen großen Schwung der Botticelli-Effekt im kommenden März und April erreicht werden kann … Im nächsten Jahr wirst du deine Woge bekommen.« 3 Dort, wo die Zwiebeln liegen bleiben, wo der Zufall sie hingeschickt hat, werden sie in den Boden gebracht. Das kann der Anfang einer Matrixpflanzung sein.
    Wenn sich Unkraut aussät auf unserer wie ein Perserteppich wirkenden harmonischen Bepflanzung, dann fällt es kaum auf, Bodendecker machen die Pflege sehr viel leichter. Sie lassen ohnehin wenig Licht auf die darunter liegende Erde durch, womit Unkraut kaum eine Chance hat. Was mir zwar Spaß macht, das Wühlen im Boden auf der Suche nach dem Giersch, gehört nicht unbedingt zur Lieblingsbeschäftigung in jedem Garten. Mit einem gut angelegten Bodendecker jedoch ist man das Problem fast los. Weniger Unkrautwuchs reduziert ganz wesentlich den Pflegebedarf.
    Schließlich kommt noch ein wichtiger ökologischer Faktor ins Blickfeld: Bodendecker halten den Boden feucht und kühl unter ihrem Laub und schützen ihn so vor dem Austrocknen. Mit ihren kurzen Wurzeln nehmen sie das Wasser meist nur von der Oberfläche, die Tiefen überlassen sie den Mitbewerbern im Beet. Rosen etwa oder Pfingstrosen sind Tiefwurzler, die umso mehr darauf schauen, dass sie nach unten kommen, je mehr sie feststellen, dass sie oben Wurzelkonkurrenten haben. Das kann, wenn es gut gemacht ist, im
Garten zu einer wunderbaren Symbiose werden, in der die Pflanzen leben.
    Dass gerade diese neue Gartenbewegung aus Deutschland in England so gut

Weitere Kostenlose Bücher