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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Pape
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ankommt, dieses großflächige Pflanzen mit großen Mengen von Boden bedeckenden Stauden, die sich teilweise dann auch wieder selbst aussäen oder ihre Wurzeln verbreiten, hängt mit einem Phänomen zusammen, mit dem die britische Insel zunehmend konfrontiert ist: Es wird immer kälter im Winter und immer heißer im Sommer, Kontinentalklima also, und die Wärme bleibt länger. In der Folge dürfen Gärten in heißen Zeiten weniger gewässert werden, bis hin zum Verbot. Zwar hat es eine Insel so an sich, dass drum herum viel Wasser ist, aber das Salzwasser ist nicht nutzbar. Also herrscht in zunehmend heißeren Sommern eine zunehmende Wassernot. Im Frühjahr 2007 war es in Südengland so trocken, dass die Stadt London ein Gießverbot erlassen hatte. Aus Sorge um ihren Rasen hatten sich zunächst die wenigsten Gartenbesitzer daran gehalten - bis die Polizei Hubschrauber zur Überwachung einsetzte. Grüne Rasenanlagen sind in solchen Zeiten schon verdächtig, ja des unerlaubten Wasserverbrauchs geradezu überführt. Und unabhängig vom täglichen Gießen schadet trockene Hitze insbesondere jenen Pflanzen, die eher ein feuchtes Klima brauchen, wie es im Land immer üblich war.
    Mit der Matrixpflanzung haben wir in großen Flächen einen Untergrund geschaffen, der die Feuchtigkeit hält und den Boden schützt, auch vor Unkraut. Aus dieser Basisstruktur erheben sich nun je nach Jahreszeit die schönsten und die
prächtigsten Akteure, Rosen, Astern, Anemonen, hier sind sie wie in einem Verbund, einer Gemeinschaft, einem Gesamtkunstwerk eingebettet. Dazwischen können sich auch Gräser zeigen oder horstige Sachen wie Wiesen-Iris oder Margeriten ausbreiten. Oder ganz andere Hauptdarsteller oder gar Diven - aber das ist dann ein anderes Thema. Bleiben wir bei unserer Sicht auf den deutschen Garten, der viel mit Denken und Kopfarbeit zu tun hat. Mit der Matrixpflanzung wurde in den vergangenen Jahrzehnten ein ganz neuer gartenkultureller Standard gesetzt. In diese Matrix soll als Teil dieses neuen Denkens auf besondere Weise hineingepflanzt werden. Das vervollkommnet die neue Bewegung, diese neue deutsche Welle. »Pflanzen in Drifts« heißt dazu das Schlagwort. Was können wir uns darunter vorstellen? Wenn Winde oder gar Stürme Sand oder Schnee vor sich hertreiben, dann bilden sich dort, wo der aufgewirbelte Sand oder Schnee liegen bleibt, besondere Formen, meist wellenförmige Dünen. Ganz ähnlich ist es mit dem Flug von Samen oder Saat. Eine Pusteblume verteilt ihre Samen gewiss nicht entlang einer Schnur, wie sie Elizabeth von Arnims Gärtner gezogen hatte. Die Samen sammeln sich auch nicht auf einem kleinen Haufen, nicht an einer einzigen Stelle - viele fliegen hierhin, manche dahin, ganz wenige dorthin.
    Beliebt in englischen Schattengärten aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert, aber auch bei uns nicht unbekannt, sind größere Flächenbepflanzungen mit einer Pflanzensorte. Diese Art der Bepflanzung wird »Drift« genannt. Auch bei der Pflanzung in Drifts gilt das bodendeckende Prinzip. Doch
statt einzelne Pflanzen durcheinanderzuweben, werden sie in größeren Mengen verwendet, die so gepflanzt werden, dass sie in schleifenähnlichen Flächen durcheinanderlaufen. Der Vorteil einer solchen Bepflanzung besteht darin, dass selbst der Laie, der gärtnernde Anfänger mit wenig Unkrautkenntnis schnell erkennt, welche Pflanze in welche Fläche gehört und was ungewünscht eingewandert ist. Obwohl man immer auf Standortbedingungen achten sollte, gibt es hier mehr Platz für die ästhetische Entfaltung der Pflanzen, gerade auch wegen des Masseneffekts.
    Die Wirkung solch einer Bepflanzung ist lockerer und entspannter als die traditionelle Gruppenbepflanzung in englischen Beeten, und sie ist wohl auch einfacher zu verwirklichen für Menschen, die nicht unbedingt eine große Pflanzenkenntnis mitbringen, wie sie zur Matrixbepflanzung gebraucht wird. Eine Überlegung für Einsteiger!

Ein deutscher Garten für Chelsea

    N ichts fasziniert einen Menschen mehr als das, von dem er annimmt, es sei für ihn unerreichbar. Für mich war das lange Zeit die Chelsea Flower Show, mit der sich die Gartenszene alljährlich in England selbst feiert. Im Mai ruft Chelsea, und alle kommen: die großen und namhaften Gartendesigner, die Queen, der Adel und die Finanzwelt, die Popstars, die Schönen und Reichen. Das ist hier wie Ascot, nur ohne Hüte, wie Wimbledon, nur ohne Titelverteidiger, wie Wagner-Festspiele, nur ohne Götterdämmerung. Das

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