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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Pape
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nicht sehr solide gebaut, gerade einmal so, dass die Queen sich nicht die Knochen bricht. Denn sie kommt, definitiv, zu jeder Show - und sie war da, auch bei uns, und das länger als geplant.

Montags kommt die Queen
    Es ist der Tag der Eröffnung der Chelsea Flower Show, immer ein Montag, an dem die königliche Familie sich die Ehre
gibt. Traditionell nicht gemeinsam und nicht zum selben Zeitpunkt. Zuerst kommen gewissermaßen jene unter »ferner liefen«, der Rest der Familie, zu denen etwa His Royal Highness Prince Richard, Duke of Gloucester mit Ehefrau Birgitte, HRH Duchess of Gloucester, gehören, auch HRH Prince Michael of Kent mit Ehefrau - kennengelernt habe ich sie alle, aber ihre Namen konnte ich mir nicht merken. Jedenfalls waren sie alle da.
    Als dieser Teil der Familie weg war, kamen Prinz Charles und Camilla. So ist der übliche Ablauf, the same procedure as every year . Prinz Charles, der gern gärtnert und viel Gartenwissen besitzt, kennt Karl Foerster und schätzt seine Arbeit. Und wir kennen Prinz Charles, seit wir vor einigen Jahren einen Garten für ihn beziehungsweise unter seinen Augen anlegten. Das Projekt war aus einem Wettbewerb für den Elton Palace hervorgegangen, wo König Heinrich VIII. seine Kindheit verbracht hatte (das war der mit den sechs Ehefrauen, die jede ein besonderes Schicksal erfuhren - »geschieden, geköpft, verstorben, geschieden, geköpft, überlebt«, so der Abzählreim englischer Kinder). Das Anwesen gehört heute zwar nicht mehr direkt zum Königshaus, sein Erhalt liegt vielmehr in den Händen des English Heritage, einer staatlichen britischen Einrichtung, die sich um den Erhalt und die Pflege von archäologisch und historisch wichtigen Stätten in Großbritannien kümmert. Unsere Aufgabe bestand darin, in diesem historischen Park eine moderne Pflanzung und Gestaltung zu schaffen. Prinz Charles war der Schirmherr der Unternehmung, deren Wettbewerb wir gewonnen hatten,
wohl gegen dreißig, vierzig andere Bewerber, und für die Isabelle die Pflanzung durchführte und ich den Masterplan entwarf. His Royal Highness The Prince Charles Philip Arthur George, Prince of Wales, Duke of Cornwall and Earl of Chester und als ältester Sohn der Queen immer noch Thronfolger des Vereinigten Königreichs, war auch während der Phase der Bepflanzung sehr an unserer Arbeit interessiert, und er eröffnete später auch diesen Park.
    So war ein Kontakt entstanden - man kannte sich. Als er nun unseren Foerster-Garten durchaus fachmännisch, aber auch emotional interessiert und neugierig begutachtete, erst mit Camilla an seiner Seite, dann auch allein das Gespräch suchend, standen wir beieinander und sprachen unter anderem über Foerster. Dabei stützte er sich auf seinen adretten Spazierstock, der ihm durchaus eine männliche Zierde verlieh. Fast ein bisschen gedankenverloren stocherte er plötzlich mit diesem Stock in den Fugen meiner Wegepflasterung herum - zwischen den Mosaikpflastersteinen. Sie waren aus italienischem Porphyr in Mustern südländischer Segmentbögen in sandigen Untergrund gelegt, also nicht betoniert, denn sie sollten ja nach fünf Tagen wieder entfernt werden und bis dahin nur königliches Flanieren durch unseren Garten aushalten. Aber seine königliche Hoheit stocherte immer wieder während unseres Gesprächs vor meinen Augen zwischen den Steinen. Meinen erstaunten, sicherlich auch missmutigen Blick hat er wohl nicht bemerkt oder nicht bemerken wollen, sodass es mir irgendwann zu viel wurde und ich ihn bat, er möge doch bitte nicht so viele Löcher in meinen Weg pieksen.

    Da lachte er nur und meinte, es seien doch Royal holes , königliche Löcher, die müssten doch erlaubt sein und könnten den Garten schmücken. Da war ich ganz anderer Meinung, denn auch königliche Löcher wollte ich nicht haben, was ihn seinerseits erst leicht empörte und dann verlegen machte - und ihn immerhin veranlasste, mit seiner königlichen Schuhsohle die selbst verursachten Löcher glattzutreten, etwa so wie ein Raucher, der seine Kippen auf dem Boden austritt. Beweisfotos liegen vor.
    Als Höhepunkt, wenn der Thronfolger nebst Gattin das Gelände verlassen hat, kommt die Queen. Auch sie findet, wie die ganze königliche Familie, ihren Seelenfrieden im gardening . Doch wie gärtnert eine Queen? Nun, sie hängt sich einen englischen Spankorb über den Arm und knipst die verblühten Rosen ab.
    Zwischen fünf und sechs Uhr dann der große Moment: die Queen. Verspätet, denn üblicherweise

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