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Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Meine Philosophie lebendiger Gaerten

Titel: Meine Philosophie lebendiger Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Pape
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heute Gedichte und Theaterstücke schreibt, zu den Preisträgern: Gemeinsam mit Obdachlosen und ehemaligen Sträflingen präsentierte er einen Garten und äußerte, dass er seine Arbeit als Hilfe für die Rechtlosen versteht, als Beitrag,
die am Abgrund der Gesellschaft Stehenden und Mittellosen über das Gärtnern auf neue Bahnen zu führen.

Ein Foerster-Garten für die Briten
    Unser Garten war also der erste aus deutscher Hand, der je in Chelsea gebaut wurde. Er wollte dann auch noch ein »deutscher Garten« sein und wurde am Ende mit einer ehrenvollen, doch leider nur einer Silver Gilt-Medaille ausgezeichnet. Inspiriert von Karl Foersters Senkgarten, der im Original allerdings etwa viermal so groß ist, entwarfen wir eher eine Puppenstubenversion, im Prinzip wie geträumt. Das Design entsprach also eher einer Interpretation als einer eigenständigen Gestaltung. Daher lag, um die Jury zu überzeugen, das Gewicht auf den Pflanzungen, weniger auf festen Baumaßnahmen, auch wenn Treppen, niedrige Mäuerchen und Wege natürlich als wichtige Elemente dazugehörten. Aber es gab keine Trockenmauern, sondern Hecken als Einfassungen, und die Gesamtanlage der Pflanzung sollte etwas sehr Besonderes sein: Sie ging deutlich über Foerster hinaus und stellte die drei großen Staudenbewegungen (siehe Kapitel »Pflanzen in Gruppen, als Matrix, in Drifts«) des vergangenen Jahrhunderts dar.
    Isabelle verwirklichte dies traumhaft und mit Zustimmung von Marianne Foerster, der Tochter Karl Foersters. Sie schuf mit diesem Garten - wie die englische Presse mehrfach schrieb - eine neue Dimension des »Planting Style«. Für mich waren und sind ihre Pflanzungen gleichsam feine klassische Musik in
allen ihren Variationen. Das zentrale Trendbeet im »Mingled Style« mit drei Sorten von Salbei (Salvia Mainacht, Caradonna und Viola Klose), Akelei und knalligfarbenem Geum, also Nelkenwurz, wertete die Jury als »Best colour combination in Show«, als beste Farbzusammenstellung. Seitlich boten wir traditionelle Foerster-Beete, die geradezu strotzten vor Ritterspornen, von denen viele direkt aus der Foerster-Gärtnerei kamen, dazu Schafgarbe und weiße Pfingstrosen (Päonie »White Wings«). Die Pflanzungen hielten sich an Stil und Ideen von Karl Foerster: vier bis acht Pflanzen einer Sorte, zusammengestellt als Gruppe. (Wer es genau wissen will: Neben etwa zwölf Ritterspornen, darunter Delphinium »Gletscherwasser«, »Berghimmel«, »Tempelgong«, »Ouvertüre« und »Völkerfrieden«, zeigten sich Paeonia »Duchesse de Nemours«, Artemisia »Powis Castle« und Achillea millefolium »Hella Glashof«.) Der dritte Pflanzstil in unserem Chelsea-Garten, hier das German Border -Beet genannt, im Schatten gehalten, war das vom Kontinent in England eingeführte drift planting , in Drifts, also »in Strömen«, in Wellenlinien gepflanzte Schattenstauden. Eigentlich sollte auch knallorangener Mohn im Beet stehen. Doch leider brachten wir diese nicht rechtzeitig zum Blühen. Ich hatte sie sogar durch die Gegend gefahren und in Treibhäuser gestellt, aber es hat nicht funktioniert. Auch so etwas passiert. Des Gartenkünstlers Pech - the show must go on , auch ohne Mohn.
    Wie man ein Beet zu dieser Jahreszeit, es war schließlich Mai, in durch und durch fröhlicher Stimmung erscheinen lassen kann, dazu hatte sich Isabelle für unsere Beete neue Farbund
Pflanzenkombinationen ausgedacht, gleichsam einer Patchworkpflanzung. Die Beete zeigten sich in Tönen von zitronensaurem Orange, Gelb und Blau, darin noch ein paar Gräser. Und als sollte es ein Kompliment der Natur sein, gesellte sich in unseren Garten, kaum war er fertiggestellt und das Wasser im Teich, ein Entenpaar, das während der fünf Showtage blieb, sehr zum Erstaunen der Besucher, die oft fragten, woher die charmanten Gäste denn kämen - »Also from Germany«, antwortete ich gern.
    Das meiste hatten wir mit unseren eigenen Händen geschaffen, auch die Pflanzen in Stellung gebracht, die für die Show nicht eingepflanzt, sondern nur in Kübeln und Töpfen - bis zu dreißig Pflanzen pro Quadratmeter - so gestellt und mit humushaltigem Kompost abgedeckt wurden, dass das Auge sich täuschen ließ und der Betrachter den Eindruck bekam, hier wüchse alles aus der Erde. Auch um das tägliche Wässern kümmerten wir uns selbst, da lässt man ja keinen Fremden ran. Weil nach fünf Tagen alles wieder abgebaut, rausgerissen und der Erde gleichgemacht werden muss, werden auch Wege, Treppen und so weiter

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