Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Sekunde und kehrte mit Besen und Schaufel zurück. Mit einem unheimlichen Grinsen fegte er alles zusammen, säuberte die Stelle und ging die Schaufel im Mülleimer ausschütten.
Er setzte sich wieder.
In diesem Moment geschah es, dass die Wände des Hauses, in dem ich immer gewohnt hatte, mir plötzlich auf allen Seiten näher erschienen, niedriger und drohender, als würde sich alles um mich herum verkleinern. Und ich spürte das ganze Missverhältnis zwischen dem, was dieser Ort immer für mich gewesen war, und dem, was er werden würde.
In ein liebevolles, aber unverständliches Schwätzchen vertieft, kamen die Robbe und die Topmanagerin die Treppe herunter, einander zärtlich an Armen und Händen berührend.
»Das Haus ist gar nicht so übel, wie du gesagt hast«, verkündete Virginia dem Chef. »Deine Tochter dagegen ist genauso, wie du sie beschrieben hast.« Sie drückte sie an sich. Die Robbe schien vor Glück zu glühen, sie sah aus wie ein Mensch, dessen Verdienste endlich anerkannt werden.
Dann fügte die Frau hinzu: »Und auch dein Sohn ist genauso, wie du ihn mir beschrieben hast.« Der Ton hinter dem falschen Lächeln war unheilschwanger.
3
Genau zu der Zeit geschah es, dass die kleine Plastikfabrik, in der ich seit den Tagen des Verweises und des darauffolgenden Abgangs von der Schule arbeitete, ein paar Aufträge nicht rechtzeitig lieferte, sich verschulden musste, um unvorhergesehene Ausgaben zu bestreiten, ihren besten Kunden verlor, sich noch eine Weile erfolglos abrackerte und dann schließen musste. Es war ein kleiner Familienbetrieb, und die Giganten der Plastikverarbeitung fegten ihn weg wie eine Fliege.
Mein alter Arbeitgeber umarmte mich, denn dort drinnen hatte ich mich immer gut benommen. Er gab mir zum letzten Mal einen Umschlag mit einem Scheck, dazu eine zusätzliche Abfindungssumme und sagte, dass er mit seiner Familie aufs Land zurückgehen werde, dass ich jung sei und die Welt den Jungen gehöre.
Sie taten mir leid, denn das waren anständige, ehrliche Leute, die mir eine Stellung gegeben hatten, als ich noch nicht mal wusste, wie man eine Stechkarte stempelt, die mich in der Mittagspause zum Essen in ihre Wohnung über der Werkstatt eingeladen und mich wie einen aus der Familie behandelt hatten.
»Ich könnte dich als Regalaufseher anstellen lassen«, schlug Virginia wenig begeistert vor, als sie ein paar Abende später kam, um uns wieder einmal auf den Senkel zu gehen.
Ich stellte mir vor, wie es sein würde, jeden Tag ihren Atem im Genick zu haben, während ich Schachteln und Büchsen auf den Regalen stapelte, und sie nur darauf lauerte, mich beim kleinsten Fehler zu erwischen, ein höhnisches Grinsen auf den Lippen.
»Da füttere ich lieber die Schweine«, erwiderte ich.
Der Chef, der mich seit dem berüchtigten Sonntagmittagessen viele Male verdroschen hatte, hörte auf zu kauen und glotzte mich an.
»Nur ein Witz. Jedenfalls danke ich dir, Vì«, sagte ich, um die Atmosphäre zu entspannen und meinen Arsch zu schützen.
»Es war nur ein Vorschlag«, winkte sie ab.
»Als Schmarotzer zu Hause herumsitzen und den ganzen Tag fernsehen, das kannst du natürlich vergessen«, sagte mein Vater. »Streng dich an und such dir was anderes.«
»Hast du die Hängematte schon abgebaut, Chef?«
Aber es stimmte, dass ich den ganzen Tag im Haus herumlungerte, die Robbe nervte und wahrscheinlich andauernd ihre lüsternen Pläne mit Mauro, dem Voyeur, platzen ließ. Manchmal stellte ich mir die beiden bei der Paarung vor, die sie in meiner Abwesenheit vollzogen: »Darf ich, meine Liebe?« – »Aber vorsichtig, mein Politwissenschaftler« – »Meiner Schätzung zufolge beträgt mein derzeitiges Eintreten in dich so um drei, dreieinhalb Zentimeter« – »Tatsächlich beginne ich, einen kleinen Schmerz zu verspüren, mein Held« – »Schmerz, Liebste? Das liegt daran, dass ich schon in ganzer Ausdehnung begriffen bin, vielleicht … noch ein Stößchen und wir müssen anfangen, den Interruptus zu organisieren, meine Liebe …« – »Sei vorsichtig, mein starker Hengst und Regelstudienzeitüberschreiter!«
Meine Fresse. Ich stellte mir doch tatsächlich widerliche Szenen wie diese vor, und das waren keine anständigen Gedanken.
Was den Chef und die Topmanagerin betraf, so verbrachten beide inzwischen fast jede Nacht in Vìs Mietwohnung, die sie so bald wie möglich loswerden wollte, um für eine »Probezeit« zu uns zu ziehen – so hatten sie es während des zigsten
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