Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
des Werks der Firma Trak bei Ihnen vorbeizukommen Signora.«
Juhu! Ich erinnerte mich absolut nicht mehr, was die Trak AG war, ob man dort Glas blies oder Kühe ausweidete, aber die Vorstellung, all diese Trägheit mit einer echten Arbeit abzuschütteln, elektrisierte mich.
»Also erwartet Doktor Collura Sie heute um fünfzehn Uhr nennen Sie in der Pförtnerloge Ihren Nachnamen dann warten Sie bis jemand Sie abholt um Sie in die Büros zu bringen erinnern Sie sich an die Adresse?«
»Via dei Partigiani elf, San Giovanni, heute um fünfzehn Uhr.«
»Genau vergessen Sie nicht sich in die Pförtnerloge zu begeben wo Sie Ihren Nachnamen nennen dann wird jemand Sie abholen kommen erinnern Sie sich an den Namen unseres Personalleiters?«
»Doktor Collura, Signora …«
»Sehr gut also heute um fünfzehn Uhr bis später.«
»Ich werde selbstverständlich um fünfzehn Uhr kommen.«
Wir legten auf.
Die Robbe hatte sich kein Wort entgehen lassen. »Wer war das?«, fragte sie.
Ich machte das Radio an, suchte ein eingängiges Stück und fing an zu tanzen wie John Travolta in Grease .
»Um fünfzehn Uhr!«, brüllte ich im Takt der Musik. »Heute!«
Dann machte ich eine Pirouette und fiel fast hin.
Das Werk war eine große Halle mit eingebauten Büros. Um dorthin zu kommen, musste ich etwas mehr als eine halbe Stunde mit dem Bus fahren und zweimal umsteigen. Dann etwa zehn Minuten Fußweg, ein Hinweisschild, ich ging nach links und war schon da. Überall prangte auf Plakaten und Schildern die Aufschrift »Trak AG«.
Links neben der Pförtnerloge mit einem Einfahrtstor parkten Audis, BMWs, Mercedes und andere hochklassige Autos, alle blitzblank poliert, geradezu schreiend vor Glanz. Rechts standen nur Gebrauchtwagen aus dem vergangenen Jahrzehnt, schmutzig und ein bisschen traurig. Man musste kein Genie sein, um zu kapieren, wo die Manager und wo die armen Teufel parkten.
Ich beobachtete einen Laster, der auf dem großen Hof ein Wendemanöver machte und dröhnend durch das Einfahrtstor fuhr. Als er an mir vorbeikam, spähte ich hinein: bergeweise Bleche, Tausende von Blechen, zu majestätischen Stapeln unterschiedlicher Größe aufgehäuft. Der scharfe Geruch des Metalls drang mir in die Nase und blieb dort eine Weile, zusammen mit dem Kohlenmonoxyd aus dem Auspuff des davonfahrenden Lastwagens.
In der Pförtnerloge saß ein Typ in Polizeiuniform, die hässliche Schirmmütze schief auf dem wolligen, verschwitzten Haar. Die Sonne schien den Mann förmlich zu rösten, doch er saß in seiner ganzen Rüstung da, einschließlich Pistole und Halfter.
Er sah mich nicht, weil er in ein Handbuch vertieft war, das Bilder von Menschen in Kimonos in den unterschiedlichsten Kampfstellungen enthielt.
Ich klopfte an die glühende Fensterscheibe.
Er drehte sich abrupt um, als hätte sich eine Fliege auf seinen Nacken gesetzt.
Dann sah er mich und erhob sich. Ich konnte den Griff und den schwarzen, glänzenden Lauf seiner Pistole sehen. Er öffnete die Tür. Eine Welle heißer Luft überfiel mich mit einer klebrigen Umarmung.
»Ja?«, fragte er quakend, nachdem er mich eingehend begafft hatte.
Ich sagte, wer ich war.
»Einstellungsgespräch?« Sogar seine Worte wirkten verschwitzt.
»Genau.«
Er erkundigte sich am Telefon. Hoffentlich bat er mich nicht, in diese Saunafalle zu kommen.
Ich betrachtete das Handbuch für Kampfsportarten. Dann eine Wand mit Bildschirmen, auf den Bildschirmen zeigten in den Ecken angebrachte Kameras von verschiedenen Stellen aus das Werk.
Der Bulle legte auf und sagte ernst: »Einen Ausweis.«
Er kontrollierte meinen Personalausweis, als wäre es seine Steuererklärung. Dann nahm er ein Plastikschildchen mit der Aufschrift BESUCHER und steckte es mir mit einer Sicherheitsnadel an die Brust.
Er bat mich einzutreten.
Scheiße.
Da drin, das war die Hölle in einer Scheißpförtnerloge am Arsch der Welt. Den ganzen mystischen Kram konnte man dagegen vergessen.
Schon spürte ich, wie mir Schweißtropfen am Haaransatz und am Rücken hinunterliefen.
Der Typ reichte mir ein Blatt Papier und sagte, ich solle unterschreiben. Zwei Schmeißfliegen kopulierten auf dem Schreibtisch. Er schien sich für meine Handschrift zu interessieren, doch dann riss er plötzlich das Handbuch für Kampfsportarten vom Tisch und knallte es auf die Fliegen.
»Da habt ihr’s, Scheißviecher!«, rief er aus.
Es hatte nichts Romantisches, beim Ficken zu sterben.
»Verfluchte Brut«, rief der Bulle. Mit einem
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