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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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schmutzigen Taschentuch säuberte er den Einband des Buches von den Spuren des Blutbads. »Schluss mit dem Gebrumm!«
    Ich nickte todernst, einen Brechreiz zurückhaltend.
    »So …« Er schob mich nach draußen – im Vergleich zur Pförtnerloge war man hier am Nordpol – und zeigte mir die Tür, an die ich klopfen sollte. Dann versetzte er mir einen Hieb auf den Rücken, der für ihn wohl eine Art Aufmunterung bedeutete, für mich aber das genaue Gegenteil, eine körperliche Bedrohung.
    Schließlich kehrte er zurück in sein Loch und ließ das Schloss am Eingangstor einschnappen.
    Da ging ich also zum ersten Mal in meinem Leben über den Hof der Trak, und je näher ich der Werkshalle kam, desto lauter wurden der Maschinenlärm und die Schreie von Menschen und ausgelassenes Gelächter. Ich spürte einen Anfall von Sehnsucht nach meinem vorherigen Arbeitsplatz, wo wir viel weniger Lärm machten, wenn wir das Plastik in Form pressten, und wo mein ehemaliger Boss jedes Mal väterlich lächelte, wenn er mich an den Kaffeeautomaten einlud, um einen Kaffee mit ihm zu trinken.
    Die Klingel schellte, die Tür öffnete sich mit einer Art Gackern, und ich trat ein. Wenn die Luft draußen vor der Pförtnerloge mir wie der Nordpol vorgekommen war, dann war der Flur, durch den ich jetzt lief, das eisige All.
    Ich gelangte zu einem Schreibtisch mitten in einem unpersönlichen, grau gefliesten Vorzimmer, dessen Einrichtung aus tristen Topfpflanzen und irgendwelchen geometrischen Zeichnungen an den Wänden bestand. Hinter dem Schreibtisch saß eine kleine Frau um die fünfzig. Zu ihrer Linken öffnete sich ein Flur. Die Frau lächelte mich an, sie hatte einen irren Blick und einen erloschenen, blassen Teint.
    »Ich komme wegen des Gesprächs mit Doktor Collura.«
    Ich reichte ihr ein Papier, das mir der Bulle in der Pförtnerloge gegeben hatte. Während sie es las, bewegten sich ihre Lippen. »Sehr gut«, sagte sie. »Ich bringe Sie jetzt zu Doktor Collura dem Verantwortlichen für unser Personal sehen Sie die Pflanzen leiden unter der Kälte Sie sind so jung dass Sie mein Sohn sein könnten obwohl mein Sohn achtundzwanzig ist und als Feuerwehrmann in der Kaserne Rattazzi arbeitet ja sie leiden wirklich unter der Kälte man müsste die Temperatur hier drinnen regulieren aber machen Sie sich keine Sorgen Doktor Collura unser Personalchef möchte Sie nur kennenlernen da sind wir schon an der Tür.«
    Die Tür am Ende des Flurs, den diese Hypernervöse und ich gerade durchquert hatten, trug kein Namensschildchen. Die Hypernervöse klopfte, und eine Männerstimme sagte: »Herein!« Sie öffnete, zeigte auf mich und sagte: »Dottore Collura hier ist wieder ein Junge wegen des Einstellungsgesprächs könnten Sie nicht bitte einen Techniker rufen der die Klimaanlage reguliert denn es ist viel zu kalt hier und meine Pflanzen gehen mir ein?«
    Doktor Collura, dessen Hemdsärmel hochgekrempelt waren, antwortete: »Ich kümmere mich sofort darum, Natalina«, doch als die Hypernervöse draußen war, nachdem sie die Tür sehr langsam geschlossen hatte, riss er nur die Augen auf, schüttelte den Kopf und wies auf einen Sessel. »Bitte, Signor …?«
    Ich sagte ihm meinen Namen. Doktor Collura sah zu, wie ich mich setzte und wie ich die Beine hielt, er selbst blieb eine Weile stehen, um noch alles andere an mir zu studieren, und ich tat dasselbe bei ihm: etwa fünfundvierzig Jahre, unter der Krawatte ein vorstehender Bauch, die Hände in den Taschen und ein sehr auffälliger, gepflegter Schnurrbart, der sein Gesicht unterhalb der Nase dunkel färbte.
    Er nahm ein Papier und las.
    »Nun, junger Mann! Wie alt sind wir?«
    »Sie und ich zusammen?« Hatte ich jetzt Mist geredet?
    Einen Moment lang war er fassungslos, dann ließ er einen von diesen hysterischen, schrillen, tief aus der Kehle kommenden Lachern los, die Tom Hulce in Amadeus berühmt gemacht haben.
    Auch ich lachte, aber wie Salieri angesichts der menschlichen Mittelmäßigkeit.
    »Der war gut!«, rief Collura aus.
    »Meinen Sie wirklich, Dottore?« Er schien geschmeichelt. »Dottore«, wiederholte ich, »ich bin schon siebzehn.«
    »Siebzehn, ja?«
    »Genau, Dottore.«
    Er nickte. »Wir suchen just noch nicht volljährige Jugendliche, die wir mit einem Lehrvertrag anstellen können.«
    Um sie besser ausbeuten zu können. »Großartig, das wäre wirklich eine wunderbare Chance für mich.«
    »Daran zweifle ich nicht. Eine ausgezeichnete Chance.« Er setzte sich. »Sie haben auf dem

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