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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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stumpfsinnigen Sonntagmittagessens definiert.
    In diesen letzten Julitagen des Jahres 1990, als die Fußballweltmeisterschaft in Italien schon seit einiger Zeit ihr tristes Ende genommen hatte, ließen manche, die den Schock des Ausscheidens im Halbfinale durch Maradonas Argentinien noch immer nicht verwunden hatten, beharrlich die Nationalflagge, das Wahrzeichen eines zerbrochenen Traums, über dem Balkongitter hängen. Vielleicht hatten sie sie auch einfach nur dort vergessen, und so bleichten die Farben in der Sonne immer mehr aus.
    An diesen Sommernachmittagen des ersten Jahres im neuen, trostlosen Jahrzehnt, spazierte ich also durch die Straßen des Ortes und beobachtete in der unangenehmen dreifachen Rolle des Arbeitslosen, Ex-Schülers und unerwünschten Gastes im eigenen Haus, wie die ganze Verzweiflung sich vor meinen Augen entfaltete. Ich machte Halt in einem schattigen Park, wo ich auf herausgerissenen Bänken darüber nachdachte, wie ich aus dieser beschissenen Sackgasse herauskommen sollte, in der ich gelandet war. Derweil rauchte ich und pfiff den Ärschchen der vorübergehenden Mädchen hinterher oder las die Zeitung, wo vor allem vom verstorbenen Kommunismus und den neuen Grenzen im Osten die Rede war.
    Außerdem, ich gestehe es, lungerte ich oft vor dem Minimarkt herum, wo Chiara arbeitete, die ich seit jenem Morgen in der Bar nur noch einmal gesehen hatte. Das war in einer wegen der Live-Übertragung des Spiels Italien–Argentinien überfüllten Pizzeria gewesen, wo sie von einem Schwarm Freunden, darunter vor allem der inzwischen unvermeidliche Tony Champion, umgeben war. Obwohl ich bei jeder Aktion der Azzurri so viel Lärm machte wie möglich und die Gegenangriffe der Südamerikaner mit lautstarkem Fluchen kommentierte, hatte sie mich während beider Spielzeiten, einschließlich Verlängerungen und Elfmeterschießen, nur eines einzigen, hochmütigen, flüchtigen Blickes gewürdigt.
    Bevor ich unerkannt ging, hatte ich ihr und Tony ein Bier bringen lassen. Von draußen beobachtete ich, wie die fette Kellnerin zu den beiden ging, etwas sagte und die Gläser auf ihren Tisch stellte. Während Tony lachte und sich zu seinen Freunden umdrehte, wahrscheinlich um zu fragen, wer ihm das Bier spendiert hatte, drehte Chiara sich abrupt zu dem Stuhl um, auf dem ich schreiend, aber einsam, fast drei zermürbende Stunden zugebracht hatte.
    Ich postierte mich unweit vom Eingang des Minimarkts und konnte mich weder entschließen, reinzugehen, noch wieder abzuhauen, ich blieb wie angewurzelt stehen, um das Kommen und Gehen der Hausfrauen mit Einkaufswagen, Tüten und Schachteln zu beobachten. Auf die fragenden Blicke, die manche dieser Weiber mir zuwarfen, antwortete ich mit einer Miene, die besagte: »Was willst du, alte Hexe?«, und trieb sie damit augenblicklich in die Flucht.
    Chiara tauchte nie auf, vielleicht war das gar nicht ihre Schicht. Ich wusste es nicht, und es gab niemanden, den ich hätte fragen können, ohne Neugier oder Verdacht zu erregen. Schließlich gewann meine Feigheit die Oberhand, und statt zu warten, bis sie bei Ladenschluss vielleicht aus der Tür kam, ging ich lieber schmollend nach Hause.
    Abends streckte ich mich in meinem Zimmer, das ich nicht mehr als meines empfand, seit die Topmanagerin ihren Fuß in unser Haus gesetzt hatte, auf dem Bett aus, nackt, die Hände hinter dem Kopf gefaltet, und beobachtete, wie das Dunkel sich über das Licht des Sonnenuntergangs legte.
    Dann kam die Robbe eines Tages, um mir zu sagen, da sei jemand am Telefon für mich. Als ich in der Unterhose die Treppe herunterkam, sagte sie: »Mach dir bitte keine Umstände.«
    »Schweig still, stark behaartes, dreckiges Weib.« Ich hob den Hörer. »Hallo?«
    Das monotone Stimmchen einer mittelalten Frau spulte folgenden Monolog herunter: »Hallo ich rufe von der Firma Trak Aagee an wir haben das Curriculum das sie uns vor einigen Wochen geschickt haben erhalten und sorgfältig geprüft und Doktor Collura der Personalleiter möchte dass wir mit Ihnen ein Einstellungsgespräch vereinbaren zum Zweck einer eventuellen Anstellung als Arbeiter in unserem Werk in San Giovanni in der Via dei Partigiani elf haben Sie Interesse und könnten Sie falls es Ihnen passt noch heute um fünfzehn Uhr ich wiederhole noch heute um fünfzehn Uhr für das obengenannte Einstellungsgespräch vorbeikommen?«
    »Ja«, antwortete ich, »ich habe großes Interesse heute um fünfzehn Uhr zum Einstellungsgespräch mit dem Personalleiter

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