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Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Titel: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe - Frascella, C: Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frascella
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belebten und unbelebten Dinge in diesem Raum.
    »Ganz ruhig«, sagte die Marongiu und ging wieder zum Angriff über. Mit beiden Händen bearbeitete sie meine Nase, als würde sie eine Figur aus Knetmasse modellieren. Mehrmals hörte ich ein Knacken, und ich fühlte mich, als hätten ihre Finger sich bis in mein Gehirn gewühlt.
    »VERFLUCHTE SCHEISSE, HÖRT ENDLICH AUF!«, brüllte ich. Das hervorsprudelnde Blut spritzte auf die Kittel der beiden, worauf sie sich einen Augenblick lang zurückzogen.
    Nach ein paar Sekunden hörten die Brünnlein auf zu fließen. Die Ärztin, die ich jetzt auch hasste, säuberte mich und verband mir die Nase, während ihre Kollegin im grünen Kittel lustlos nach der Vene in meiner Armbeuge suchte, indem sie die Haut mit dem Zeigefinger abklopfte.
    »Bring ihn sicherheitshalber zum Röntgen und danach hierher zurück«, sagte die Marongiu, während die andere ohne jedes Feingefühl mit der Nadel zustach. Danach setzte sie ihre Unterschrift unter mein Formular und nahm es wieder an sich.
    Das Neonlicht an der Decke stach mir in die Augen. Die Krankenschwester öffnete die Tür, und sie schoben mich nach draußen in den kühlen Flur und dann in die andere Richtung als die, aus der wir gekommen waren. Ich zählte die Glastüren bis zum Fahrstuhl, betrachtete die fahrbaren Gestelle für die Infusionen, deren Räder auf dem Boden quietschten, hörte das leise Keuchen der beiden Krankenpfleger und entferntes Wehklagen.
    Anderthalb Stunden später verließ ich den langen Flur auf eigenen Beinen, völlig zermürbt. Die Marongiu hatte die Röntgenaufnahme kontrolliert. »Keine Fraktur«, hatte sie gesagt. Dann war sie aus dem Zimmer gegangen, während man mir noch mehr Verbände und Pflaster anlegte, zwei Stopfen in die Nasenlöcher bohrte und die Infusionsnadel aus meiner Vene zog. Die Krankenschwester hatte den Rollstuhl holen wollen, doch ich hatte etwas wie »Danke, das schaffe ich allein« gesagt. Niemand hatte Einwände gehabt.
    Wenig später war die Marongiu zurückgekommen, um mir mitzuteilen, dass sie schon mit meinen Angehörigen gesprochen hatte, und um das Knäuel aus Mullbinden und Pflaster zu überprüfen, das sich um meine Nase wickelte. Sie hatte irgendwo herumgefummelt und zum Abschied gesagt: »In zwei Tagen kommen Sie zur Nachuntersuchung vorbei. Alles Gute.« Ich hatte mich von ihren Titten verabschiedet.
    Draußen standen der Chef und Virginia. Ich suchte mit Blicken nach Chiara, aber sie war nicht da.
    »Um Gottes willen!«, rief Vì aus, und ihre Hände näherten sich meinem Gesicht. Ich wich zurück, und sie verzog beleidigt den Mund. »Du siehst ja schrecklich aus«, sagte sie.
    »Deine Freundin haben wir nach Hause geschickt«, erklärte der Chef. Er betrachtete mich kopfschüttelnd. »Habe ich dir nicht schon mal gesagt, dass du im Nahkampf ein Versager bist? Warum versteifst du dich so darauf?« Doch dann seufzte er, als sei er bis zu diesem Moment sehr angespannt gewesen.
    »Leck mich«, sagte ich oder versuchte es.
    Während wir auf den Audi meiner zukünftigen Stiefmutter zugingen, fragte sie: »Hattest du wenigstens einen guten Grund?«
    Ich ignorierte sie.
    Mein Vater entriegelte die Autotüren mit der Fernbedienung. Dann setzte er sich auf den Fahrersitz und bedeutete mir, mich neben ihn zu setzen.
    Auf die Rückbank verbannt, steckte Virginia ihren Kopf zwischen uns und fragte: »Müssen wir jemanden anzeigen?«
    »Nein«, sagte mein Vater.
    »Wenn der andere aber volljährig war …«
    »Nein!«, schnitt er ihr das Wort ab. Aus dem Augenwinkel schielte er nach mir, dann ließ er den Motor an.
    »Sag uns wenigstens, ob es sich gelohnt hat, warum es passiert ist, wer damit zu tun hat …«, drängte sie fast hysterisch.
    Wieder bekam sie keine Antwort von mir. Ich betrachtete mich im Wagenfenster und wurde traurig. Zwei andere Frauen hatten mit dieser Geschichte aus Schlägen und Blut zu tun, sie ganz bestimmt nicht.
    Als ich nachts mit schmerzender Nase im Bett lag, machte ich mir klar, dass dieser Hurensohn Tony Champion mich einfach nur überrumpelt hatte.
    Die Robbe, die sich bei unserer Rückkehr schon in den feuchten Träumen eines nun nicht mehr gottesfürchtigen Weibes gesuhlt hatte, erschrak, als sie mich am nächsten Morgen sah. Fast fiel ihr die Tasse Milch aus der Hand.
    »Was ist los mit dir?«, fragte ich, ging an ihr vorbei und öffnete den Kühlschrank. »Noch nie eine verbundene Nase gesehen?«
    »Wer … war das?«
    »Egal. Er ist tot, das hat

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