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Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
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Perfektion zunichtemachten.
     
    Nachdem Tabitha einen Tag am Strand nötig zu haben schien - ihre Beziehung mit Jeremy funktionierte innerhalb einer größeren Gruppe besser -, sperrte ich mich nicht. Ich hatte nichts für meinen Geburtstag geplant und war nicht scharf darauf, ihn allein mit dem ewig laufenden Morrissey-Album
in meinem Kopf zu verbringen. Ich beschloss, auch Cassie einzuladen. Sie hatte am Vortag eine ekstatische Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen und verkündet, dass Ivan und Sheila ihrem Sohn befohlen hätten, die Hunde zurückzupfeifen. Ich war ein bisschen pikiert, dass seine Eltern nicht erwähnt hatten, inwieweit ich zu diesem Kniefall beigetragen hatte, versuchte aber, es nicht zu sein. Ich bin kein von Natur aus selbstloser Mensch - ich lebe davon, dass man mir versichert, was für ein angenehmer Charakter ich bin.
    Ich war in so vieler Hinsicht nach unserer Mutter geraten, dass es schon peinlich war.
    Ich beschloss, auch Vivica und unseren Vater einzuladen. Die beiden würden sich gut in Tabithas Könntest-du-kurzdas-Baby-halten-Turnus fügen (wodurch Tabitha Muße hätte, die Homes & Gardens durchzublättern oder Foxtons Luxus-Immobilienguide sowie tausend überteuerte Kataloge für Kinderkleidung, Spielzeug und verschiedene überflüssige, handgefertigte Holzaccessoires zu durchforsten). Manche Menschen laden ihre Eltern und Geschwister ohne nachzudenken zu ihrem Geburtstag ein, doch für mich war das ein kühnes Unterfangen, da ich wie selbstverständlich davon ausging, dass alle etwas Besseres zu tun hatten.
    »Schätzchen, natürlich würden wir gern mitkommen! Wird von mir als Matriarchin erwartet, dass ich einen Kuchen backe? Gott sei Dank. Ich schicke deinen Vater in den Supermarkt. Was sagst du, Geoffrey? Er meint, dass wir um Punkt neun Uhr losfahren müssen, wenn wir nicht im Stau stehen wollen. Er sieht gerade im Computer nach. Er sagt, wir dürften höchstens anderthalb Stunden brauchen.«
    Meiner Erinnerung nach dauerte die Fahrt gut zweieinhalb Stunden, aber das behielt ich für mich. Unser Vater war
ein sanftmütiger und friedfertiger Mensch, aber er fuhr wie der Teufel, dem der Schwanz in Flammen steht. Einst waren Tim und ich ihm zu einer Landhochzeit hinterhergefahren und hatten in unserem Bemühen, nicht abgehängt zu werden, den größten Teil der Reise fliegend zurückgelegt. »Ich glaube nicht«, hatte Tim damals gesagt, »dass ich je zuvor so reifenschonend gefahren bin.«
    Cassies Antwort überraschte mich ebenfalls.
    »Klar komme ich mit.«
    »Wirklich?«
    »Nein. Ich hocke lieber zu Hause rum und höre den Dacharbeitern von gegenüber beim Metallsägen zu.«
    Ich lächelte. »Wird das nicht zu anstrengend für Baby Cleetus?«
    »Baby Cleetus lässt dir mitteilen, dass er einen Tag am Strand als willkommene Abwechslung betrachtet.«
    »Die Toiletten sind eher drittweltmäßig. Ich nehme Klopapier und Desinfektionstücher mit.«
    »O Gott, Lizbet«, stöhnte Cassie, »du bist für diese Muttergeschichte viel besser geeignet als ich.«
    »Was?« Meine Stimme klang schrill. »Red keinen Quatsch. Was soll das denn?« Ganz plötzlich sprudelten meine hässlichsten Gedanken aus mir heraus - als eine endlose, zappelnde, hirnähnliche Masse von schwarzen Würmern landeten sie auf dem Teppich. »Bitte, Cassie, ich weiß, dass das nett gemeint ist, aber finde dich damit ab, dass ich nie Mutter werde, also sag das bitte nie wieder. Es ist zu schmerzhaft, ich will nicht daran denken. Ich habe Tim am Freitag wiedergesehen, und er … er hat endgültig Schluss gemacht. Er hat gesagt, er will keine Kinder mit mir haben. Damit ist die Sache endgültig. Weil ich keine Kinder mit jemand anderem haben möchte.«

    Cassie schwieg. Dann sagte sie: »Wenn das wirklich stimmt und du nicht übertreibst -«
    »Nein«, erklärte ich scharf.
    »Dann«, sagte meine Schwester, eine Frau ohne Kompromisse, »musst du ihn abhaken und von vorn anfangen. Du wünschst dir nichts sehnlicher als ein Kind. Du darfst keine Entscheidung fällen, die deinem Herzen widerstrebt« -, ach was! Machte die Schwangerschaft sie etwa weich? - »nur weil du Angst davor hast, dir Hoffnungen zu machen. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Du kannst immer noch Wünsche haben. Das Leben wird sinnlos, wenn man keine Wünsche mehr hat. Irgendwann triffst du vielleicht jemand anderen.«
    Ich war gerührt, aber nicht überzeugt. Wie getrieben musste eine Frau sein, um jemand anderen zu wollen? Jemand anderer war

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