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Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
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will ich nicht mehr als eine Ofenkartoffel mit einer Unmenge von Butter, ein heißes Bad - nicht zu heiß und höchstens eine Handbreit Wasser -, und dann will ich in ein frisch gemachtes Bett fallen und zwölf Stunden durchschlafen, ohne zwischendurch getreten zu werden.«
    » Ich trete nie im Bett«, sagte Barnaby. Ich sah ihn an, und er wurde rot. »Aber natürlich! Du meintest Bébé Clyde! Den kleinen Racker! Das war mir klar!« Er sah mich an. »Gibt’s was Neues von George?«
    Ohne seinem Blick auszuweichen, sagte ich: »George hat seine Forderungen zurückgezogen. Seine Eltern haben von seinen Plänen Wind bekommen und sind aus allen Wolken gefallen. Jetzt bietet er mir an, Stilleinlagen und so weiter zu
besorgen. Darum glaube ich, dass es mit ihm doch noch gut ausgehen könnte. Dass es eine gute Scheidung gibt.«
    Barnaby sagte: »Das sind tolle Neuigkeiten. Ganz toll. Ich freue mich für dich. Obwohl wir ihn im Zeugenstand zu Kreidestaub zermahlen hätten, aber natürlich lebt es sich angenehmer, wenn dich niemand um dein letztes Höschen bringen will - genial!«
    Ich lächelte. Es gefiel mir, dass er so tat, als wäre er ein Teil meiner Scheidung. »Danke. Und was machst du jetzt?«
    Ich merkte, dass ich seine Antwort kaum erwarten konnte. Ich platzte vor Neugier, wie Barnaby Alcock seinen Sieg feierte. Feuerte er in seinem Privatpark ein paar Kanonenkugeln ab?
    Barnaby öffnete den Rucksack und holte seine Fahrradklammern heraus. »Idealerweise«, sagte er, »würde ich dir ein Bad einlassen, eine Kartoffel backen, dein Bett herrichten und dich reinstecken. Was hältst du davon?«
    Ich sagte: »Was willst du mit mir im Bett?«
    »Dich reinstecken«, sagte Barnaby. Und dann wurde er gleich wieder rot.
    »Ach so«, sagte ich. »Du würdest also nicht mit mir schlafen wollen?«
    »Cassie«, sagte Barnaby. »Ich träume davon, mit dir zu schlafen. Ehrlich gesagt habe ich so oft davon geträumt, dass ich mir dieses Erlebnis wahrscheinlich für immer verdorben habe. Falls es, rein theoretisch natürlich, dazu kommen sollte. Jemals. Oder morgen früh, nach deinem Zwölfstundenschlaf.«
    Ich gab mir Mühe, ernst zu bleiben. »Barnaby, sieh mich an.«
    Barnaby sah mich an. »Ich finde, du bist göttlich schön.«
    »Nein«, sagte ich. »Sieh dir meine Situation an.«

    »Ich weiß«, sagte er. »Eigentlich sollte ich mir eine Frau in einer weniger … komplexen Situation suchen. Aber die wäre nicht du. Und ich mag Babys. Sie sind wie kleine Tiere. Bis ich mich daran gewöhnt hätte, würde ich ihm wahrscheinlich einen Wassernapf geben statt einem Fläschchen, aber ich -«
    »Barnaby«, sagte ich, »könntest du um Himmels willen endlich still sein und mich küssen?«

Lizbet

KAPITEL 39
    Ich war nie gut im Streiten. Das war immer eher Cassies Part gewesen. Mir war es lieber so. Sie brachte mich ständig dazu, Dinge zu tun, die ich nicht tun wollte. Ich überzeugte sie nie. Das störte mich nicht - ich trug lieber keine Verantwortung. Ich wusste - aus der Erfahrung der oft Überzeugten -, dass es zwar möglich ist, anderen deine Meinung aufzuzwingen, aber dass das nur oberflächlich ein gutes Ende ist. Denn nach einer Weile wird irgendwas Belangloses schiefgehen, und sofort wird der Überzeugte zu seinem ursprünglichen Standpunkt zurückkehren und dir verübeln, dass du ihn davon abgebracht (und damit seinen schwachen Willen offenbart) hast - womit du überhaupt nichts gewonnen hast.
    Wenn Tim meine Kinder nicht wollte, würde ich ihm nicht widersprechen. Ich würde einfach keine bekommen.
    Ich informierte ihn, dass ich am folgenden Tag noch mal vorbeikommen würde, um meinen Thesaurus, meine Thermoweste und andere lebenswichtige Utensilien abzuholen. Mir kam der Gedanke, dass ich von nun an bis an mein Lebensende die Rechtschreibung unserer Nation korrigieren konnte. Eigentlich hätte ich dankbar sein können, dass - zumindest in meinem Kopf und möglicherweise einem Notizbuch, in dem ich jeden einzelnen Fehler und meine Korrekturen festhalten würde - fortan die ganze Welt ordentlich, regeltreu und fehlerfrei bleiben würde. Außerdem musste ich
von nun an selbst dafür sorgen, dass ich nicht fror, da das niemand sonst übernehmen würde. Am nächsten Nachmittag standen meine Habseligkeiten schon zur Abholung bereit in einer Plastiktüte auf der Türschwelle.
    Ich marschierte mit einem Gesicht wie ein Barrakuda vom Haus weg, als nebenan Tabitha aus der Tür trat. Sie schleifte murmelnd eine riesige schwarze

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