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Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
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Monat schwanger - was ich Hubert nicht zu eröffnen gedachte, auch wenn er eine Erklärung verlangen würde, falls ich plötzlich vom Stuhl kippen sollte - und hatte seit fünf Wochen nicht mehr mit meiner Schwester gesprochen. Das setzte mir mehr zu, als ich mir eingestehen wollte.
    »Hören Sie«, sagte ich und schluckte das Ekelgefühl hinunter. »Sie kommen wesentlich besser weg, wenn wir etwas aushandeln, und zwar in jeder Hinsicht. Sich nicht gütlich zu einigen wäre eine gefährliche Wette. Falls Sie sich auf die Verhandlung einlassen, wird sie den Löwenanteil bekommen. Wir wissen nicht, was die Richterin ihr zusprechen wird, aber meinem Gefühl nach wird es ein bedeutender Anteil
sein. Sie behält die Kinder - also braucht sie ein Haus und ein Einkommen. Ich glaube nicht, dass sich die Richterin Ihrer Meinung anschließen wird, sie sollte aus Ihrer Jahrhundertwendevilla in eine kleine Wohnung in der Vorstadt ziehen und sechzehn Stunden pro Woche als Verkäuferin arbeiten, damit sie Anspruch auf staatliche Unterstützung hat. Vielleicht könnten Sie auf das, was Sie Alissa anbieten, noch was draufpacken.«
    Hubert hielt sich für gewitzt, aber er war nicht besonders schlau vorgegangen. Er war zu beschäftigt gewesen, mit seinem kleinen Freund zu denken. Am besten plant man eine Scheidung lange im Voraus. Man braucht Durchhaltevermögen, während man die Gelder wegschafft. Um das Geld verschwinden zu lassen, muss man über einen langen Zeitraum immer wieder Schecks ausschreiben. Mal über zweihundertzwölf Pfund zum Beispiel oder über vierhundertsiebenundvierzig Pfund und fünfzig Cent. Eine Summe von fünftausend Euro auf einem Bankauszug wird Fragen aufwerfen (von Huberts uncharakteristisch großzügiger Spende von einer Fünftelmillion Pfund an seinen Vater ganz zu schweigen).
    Bedauerlicherweise begreifen das nur Scheidungsanwälte und Geschiedene.
    Während Huberts jüngste Bankauszüge von einer mönchischen, knauserigen Existenz kündeten, glich die Lektüre seiner früheren Kreditkartenauszüge einem Streifzug durch die Cosmopolitan : Sexshops, Internetseiten, Hotelzimmer, Restaurants, Flugtickets, Wochenenden in Paris. Alles, was Hubert je in irgendeiner Hinsicht behauptet hatte? Alissa besaß - nachdem sie den Inhalt seines Aktenschranks in eine schwarze Mülltüte mit gelbem Zugband geleert hatte - Dokumente, die das Gegenteil bewiesen.

    »Ich sag Ihnen was, meine Liebe«, sagte Hubert, der nicht begreifen wollte, dass ich keine Sekretärin war, »ich lasse mir eher den Schwanz vergrößern, als dass ich die Summe vergrößere, die sie bekommt! Sie hat nichts geleistet. Okay, sie hat ab und zu was gekocht.«
    In Gedanken bei meiner eigenen zukünftigen Scheidung (ein Mädchen darf auch träumen), erkannte ich, dass George das nicht von mir behaupten konnte. Ich hatte nie gekocht.
    »Sie können ihr und ihrem Arschloch von Anwalt erklären, dass wir uns vor Gericht sehen und dass sie sich das in den Arsch schieben und rauchen kann!«, ergänzte er. Ich hatte das Gefühl, dass er diesen Satz mochte: Er hatte ihn im Lauf der letzten Stunde mindestens zehnmal gesagt. »Ich gehe eine qualmen!«
    Ich stand langsam auf und sagte: »Ich werde Mr Alcock diese Nachricht zukommen lassen. Wenn Sie es für richtig halten.«
    Barnaby und ich würden uns in drei Minuten in einem Besprechungsraum treffen. Wenn ich den gegnerischen Anwalt kannte - was ich meistens tat -, verbrachten wir fast die ganze Stunde damit, über unser Wochenende zu plaudern, und diskutierten nur fünfzehn Minuten über den Fall. Vielleicht zehn. Oder im knappsten Fall neun.
    »Du hast zugelegt!« Barnaby sprang auf, als ich eintrat. Nur Barnaby konnte das so sagen, dass es wie ein Kompliment klang. Er zog einen Stuhl heran und küsste mich zur Begrüßung auf die Wange, als wäre unsere peinliche letzte Begegnung vergessen. Das war sie nicht. (In einem seiner netteren Momente - vor langer Zeit - hatte George mir einen dieser niedlichen Tiernamen verpasst, die Liebespaare einander geben. Er hatte mich »sizilianischer Elefant« getauft. Ich verzieh nicht, und ich vergaß nie.)

    Ich setzte mich und ließ den Aktenkoffer auf den Tisch fallen. Barnaby beugte sich strahlend vor. Er hatte sich beim Rasieren geschnitten, und ich hätte die Wunde gern heilgeküsst. »Erwarten wir bald ein kleines Freudenbündel?«
    Ich starrte ihn an. Er brauchte nicht gleich so jovial zu tun. Ich hatte gedacht, ich hätte ihm das Herz gebrochen! »Ich weiß

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