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Meine Schwester und andere Katastrophen

Titel: Meine Schwester und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Maxted
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Mülltonne gewühlt. Die Dokumente waren, äh, danebengefallen. Du würdest doch nicht erwarten, dass ich mir das Vergnügen entgehen lasse, Hubert Fitzgeralds Konten mit der gebotenen Sorgfalt zu sezieren? Wir wissen beide, dass die Richterin unter den gegebenen Umständen Alissa wie eine Königin behandeln wird. Sie hat sich nicht das Geringste zuschulden kommen lassen, während er glaubt, mich mit einem Blendwerk nichtssagender Dokumente an der Nase herumführen zu können. Er
belastet seine Geschäftskreditkarte mit immensen persönlichen Ausgaben und glaubt ernsthaft, mit diesen Kindergartentricks durchzukommen! Ich werde ihn vernichten. Das wird für ihn der Schock seines Lebens. Ich hoffe, er kauft gern im Discounter ein.«
    »Du bist ja so von dir überzeugt.« Ich hob die Nase so hoch es nur ging. »Alissa sollte noch nicht anfangen, Huberts Millionen zu zählen. Sag ihr, sie soll sich in Acht nehmen. Weil ich irgendwas finden werde.«

KAPITEL 26
    Ich konnte mich nicht konzentrieren. Immer wieder stockte ich gedankenverloren mitten im Satz und musste George fragen, was ich gerade gesagt hatte. Weil er nie zuhörte, sondern nur zuschaute, wie ich den Mund auf- und zuklappte, konnte er mir das auch nicht sagen. Vielleicht machte mich die Schwangerschaft fahrig - hoffentlich nicht aus biologischen Gründen -, ich glaube, es war psychisch bedingt. Ständig musste ich an Sarah Paula denken. Wie sie sich im vierten Monat gefühlt hatte. Ob sie es immer noch nicht wahrhaben wollte. Nicht genug Obst aß.
    Und dann bekam ich einen Brief.
    Liebe Cassie,
    ich hoffe, es ist dir nicht unangenehm, dass ich dir schreibe. Natürlich verstehe ich, wenn du mir nicht antworten willst, obwohl ich das furchtbar schade finden würde. Ich wollte dir sagen, wie tapfer ich es von dir fand, dass du versucht hast, deine natürliche Mutter zu finden - das muss dich viel Mut gekostet haben. Ich kann mir kaum vorstellen, wie schlimm es für dich gewesen sein muss, als du erfahren hast, dass sie gestorben ist. Wir sind immer noch nicht über den Verlust hinweg. Ihr Tod kam so plötzlich, und sie war so jung, erst fünfundvierzig. Ich kann verstehen, dass es für dich
ein umso schlimmerer Verlust ist, und das tut mir wirklich furchtbar leid.
    Ich wollte dir nur schreiben, dass Sarah dich nie vergessen hat, auch wenn sie noch sehr jung war, als sie dich bekam, und auch wenn sie damals keine andere Wahl zu haben glaubte, als dich wegzugeben. Sie hat dich immer im Herzen behalten.
    Sarah wollte, dass du in einer netten, normalen Familie aufwächst und eine gute Ausbildung bekommst - ich hoffe von Herzen, dass sich ihre Wünsche erfüllt haben. Sie sagte oft zu mir: »Wenn Menschen ein Kind adoptieren, tun sie das doch, weil sie so, so gern ein Kind hätten, nicht wahr, Luce?« Aber bitte glaub mir, dass dich wegzugeben die schwierigste Entscheidung ihres Lebens war. Sie hat so oft überlegt, ob sie versuchen soll, dich zu finden - immer wenn wir zusammen unterwegs waren, sah sie sich suchend nach fremden Kindern um und fragte dann: »Schau nur, Luce! Könnte sie das sein? Könnte sie das sein?« -, aber gleichzeitig hatte sie das Gefühl, dass es unfair gewesen wäre, sich in dein Leben zu drängen. Sie wusste ja nicht, ob du wusstest, dass du adoptiert warst.
    Es ist so schade, dass sie nie erfahren wird, dass du sie gesucht hast. Ich glaube, es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass das für euch beide tragisch ist.
    Hoffentlich stört es dich nicht, dass ich ein Foto von Sarah beigelegt habe. Das ist meine kleine Schwester etwa zu der Zeit, als sie dich bekam. Sie hatte nie andere Kinder.
    Ich kann mir vorstellen, dass du zurzeit unter Schock stehst, und ich will die Sache bestimmt nicht noch schlimmer für dich machen. Du sollst nur wissen, dass
wir dich mit offenen Armen aufnehmen würden, falls du dich irgendwann entschließt, dass du den Rest der Familie kennen lernen möchtest. Ich würde so gern einmal meiner einzigen Nichte begegnen (Wenn du die Bezeichnung nicht zu aufdringlich findest!). Mir ist klar, dass nichts den Verlust deiner Mutter wettmachen kann - ich könnte mir vorstellen, dass du das Gefühl hast, zweimal im Stich gelassen worden zu sein, aber bitte glaube mir, dass du ihr immer am Herzen gelegen hast. Falls du nichts dagegen hast, würde ich dir gern mehr über sie erzählen.
    Mit den besten Wünschen
    Lucille Reeves (Sarahs große Schwester!)
    Ich starrte auf das Foto der Frau, die mich zur Welt gebracht hatte,

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