Meine Schwiegermutter ist cooler als deine
einem Internat die Hexenkünste beigebracht bekommen |25| und selbstlos das Böse bekämpfen. Kurz: Es sind Zauberlehrlinge mit Wespentaille. Diese Winx haben natürlich auch Gegenspieler.
Da wäre zunächst einmal Waltor, der das Böse höchstpersönlich verkörpert. Und dieser Waltor hat drei entzückend gemeine kleine
Hexenfreundinnen, die genauso aussehen wie die Winx und nur ein bisschen gotischer geschminkt sind. Und diese drei, die eigentlichen
Antagonisten der süßen Winx, die einen Keil zwischen unsere Heldinnen treiben wollen, heißen leider Trix. In diesen magischen
Comiczeiten also Trixie genannt zu werden, das wäre so, als hieße man durch ein übellauniges Spiel des Zufalls Adolf Stalin
oder so ähnlich, und das können wir unserer Beatrice wirklich nicht antun.
Die Alternative: Trilli. So heißt in der italienischen Übersetzung Naseweis (im Original Tinkerbell), die Fee von Peter Pan.
Das ist doch eine recht sympathische Analogie. Bloß, dass in diesen Zeiten kein Schwein mehr was von Peter Pan wissen will
und jeder lieber Nintendo spielt.
Und was ist mit Bea? Bea ist doch wunderschön! Ganz meine Meinung. Und die aller anderen Menschen, mit denen ich in Italien
und in Deutschland in Kontakt bin. Doch leider findet es meine Frau überhaupt nicht. Bea nämlich, im Dialekt des Veneto, wo
die Familie meiner Frau herkommt, unglücklicherweise eher »Bäa« ausgesprochen, klinge wie das Blöken eines Schafes. Mein in
aller Vorsicht und auch nur ein einziges Mal vorgetragener Einwand, dass sie sich das doch vielleicht vorher hätte überlegen
und einen anderen Namen aussuchen können, quittierte Laura mit einem Blick, der einen Moment lang die Welt anhielt und den
Wind und die Wellen rund um Grado entsetzt erstarren ließ.
|26| Und noch etwas: Der Katholizismus ist auch nicht mehr das, was er mal war. Inzwischen ist es in Italien nämlich untersagt,
sich eine hübsche Kollektion von Vornamen zuzulegen. Meine Frau heißt ganz offiziell Laura Carlotta Elba Ada – das sind die
im Pass eingetragenen Vornamen. Beatrice wollten wir wenigstens den Zweitnamen Sofia mitgeben. Doch das ist leider nicht mehr
gestattet. Auch ein 2 0-Euro -Schein, diskret in die gefaltete Geburtsurkunde gelegt und dem Standesbeamten überreicht, hätte da wenig geholfen. Nicht,
dass er abgeneigt gewesen wäre – der italienische Staat kennt seine Pappenheimer und hat auf dem offiziellen Meldeformular
die Zeile für den Vornamen extra eng und einspaltig gehalten.
Minnie, meine Schwiegermutter, hat eine praktische Lösung für das Spitznamenproblem gefunden. Sie nennt Beatrice konsequent
»Tsunami«, denn in der Tat verfügt Beatrice über die erstaunliche Eigenschaft, in ihrer Heckwelle eine ungemeine Zerstörungswucht
zu verbreiten. Es ist beinahe wie in einem Looney-Tunes-Comic, wo beispielsweise das charmante Stinktier über eine Wiese geht
und hinter ihm alle Blumen verwelken. Beatrice geht durch einen Raum, und hinter ihr fliegen Blumenvasen, Weingläser und andere
Kinder übereinander.
Also: Tsunami. Ich bin mir nur noch nicht ganz sicher, ob wir ihr das fürs weitere Leben zumuten können. Andererseits: Wenn
Leute mit Namen wie Friedensreich Hundertwasser, April May June (ein Playmate aus dem US›Playboy‹), Bjarne Ingmar Mädel, Aasgeier
Sigurvinsson oder River Phoenix Karriere machen, dann könnte mit Tsunami ja auch was gehen.
|27| Zwei Trüffelschweine
Wer mich nicht so genau kennt, könnte meinen, ich kenne mich nirgendwo so richtig gut aus und überall ein bisschen. Vielleicht,
so denken flüchtige Bekannte, weiß der Kerl etwas überdurchschnittlich in Fußball, Golf und Snooker Bescheid und etwas unterdurchschnittlich
in Autopflege, Rückgabe von geliehenem Geld und Haushaltsführung. Doch jetzt kommt ein richtiges Knüller-Geheimnis: Zufälligerweise
bin ich ein Experte in Sachen Trüffeln – ein Experte, von deren Rang es zumindest in Deutschland nur eine Handvoll geben dürfte.
Ehrlich.
Das Restaurant »Al Ponte« in Gradisca d’Isonzo wird von einer Familie betrieben, deren Mitglieder die erstaunlichsten Fähigkeiten
haben. Igor, der sanfte Riese, zaubert unglaubliche Nachspeisen, bei denen selbst Minnie zuschlägt, die an sonstigen Abenden
meistens nur zuschaut, was wir so essen (und uns gern auch noch anfeuert, wenn wir den Teller nicht ganz leer putzen). Aber
auch von Igors Onkel Fabio muss hier die Rede sein, der sich nämlich ganz der
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