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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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mag ihre schönen Ecken und ein paar beeindruckende Bauwerke vorzuweisen haben - aber das ist es auch schon, denke ich. Und als ich mit einem Taxi zum Hotel fahre, finde ich sie einfach nur grässlich.
    Das Grau ermüdet meine Augen, die an das Grün der Wälder und Felder, an bunte Rosenbüsche und an das saubere Himmelblau in Grahben gewöhnt sind.
    Der Dunst von Abgasen, viel zu vieler Menschen und exotischem Essen, der beständig in der Luft zu schwären scheint, legt sich unangenehm auf meine Lungen. Das stetige Dröhnen des Verkehrs, die Martinshörner und Flugzeuge, die Trommelfeuer menschlicher Geräusche, der nie ganz versiegende Mahlstrom von Lärm, fühlen sich an wie heranbrandende Kopfschmerzen.
    Ich glaube an den Szenen auf den Straßen und Plätzen zu erkennen, dass sich hier kein Mensch je um einen anderen kümmert.
    Nein – ich mag Berlin nicht.
    Aber vielleicht liegt das ja auch an meiner Anspannung .
     
    Das Hotel ist ein ziemlich großer, moderner Glaskasten und befindet sich im Zentrum von Berlin, genauer gesagt, in der ruhig gelegenen „Neuen Mitte“. Es liegt direkt am Humboldthain, einem riesigen Landschaftspark, und somit so gut wie im Grünen.
    Eine Weile stehe ich vor den wenigen Stufen, die zur Eingangstür hinaufführen. Keine Ahnung, warum ich mich nicht rühre. Keine Ahnung, was ich Leander sagen soll. Keine Ahnung ...
    Schließlich greift meine Hand nach der Tasche und meine Füße steigen die Treppenstufen hoch.
    Die Lobby mit dem dezent gemusterten Teppich, dem langen Empfangstresen, den Sitzmöbeln aus schwarzem Leder, die eine Säule wie ein Ring umschließen, sieht genauso aus, wie man es sich im Allgemeinen für ein Viersternehotel vorstellt. Nicht übertrieben vornehm, nicht zu elegant, beinahe zeitlos, freundlich und mit aufmerksamen, in Hellgrau gekleideten Angestellten.
    Der südländisch aussehende Mann hinter dem Empfangstresen heißt Max Olivieri, wie das Schild, das an seiner Weste steckt, mir verrät.
    Er nickt mir ein Willkommen zu und schaut mich fragend an. „Guten Abend. Kann ich Ihnen helfen?“
    „Guten Abend“, antworte ich. „Mein Name ist Hohwacht. Mein Mann ist in Ihrem Hotel abgestiegen. Leander Hohwacht. Leider kenne ich die Zimmernummer nicht. Könnten Sie vielleicht für mich nachsehen?“
    Das tut er mithilfe eines dezent verborgenen Terminals.
    Er runzelt leicht die Stirn. „Ja, Herr Hohwacht wohnt in unserem Hotel“, sagt er. „Ich werde ihn sofort anrufen und Bescheid geben, dass Sie hier sind. Einen Augenblick bitte.“
    Er lächelt mir zu, tippt eine kurze Zahlenfolge ins Telefon, hält den Hörer ans Ohr und wartet. Nach einiger Zeit schüttelt er bedauernd den Kopf. „Es tut mir leid, aber Herr Hohwacht meldet sich im Augenblick nicht.“ Max Olivieri legt auf, nennt mir aber noch immer keine Zimmernummer. Stattdessen nimmt er eine abwartende Haltung an.
    „Vielleicht ist er zum Abendessen gegangen“, überlege ich laut und will den Mann eben nach dem Hotelrestaurant fragen, da öffnet sich die gläserne Eingangstür.
    Herein kommt Leander.
    Mein Leander: groß, gutaussehend, lässig und in bester Stimmung. Seinen Arm hat er locker um die Schultern einer attraktiven Frau mit langen, brünetten Haaren gelegt.
    Ich glaube, ich habe diesen Schleier dunkler Haare schon einmal gesehen, wie er hinter einer Frau herwehte, die auf dem Sozius einer Harley saß. Die Arme um die Körpermitte des Bikers geschlungen, dicht an ihn geschmiegt.
    Sie schaut zu ihm auf und sagt etwas, das ich nicht verstehen kann. Er ist mit Aufmerksamkeit bei der Sache u nd antwortet kurz.
    Beide lächeln einander an und dann, dann bleibt Leander stehen, seine Arme gleiten um ihre Taille und er zieht sie an sich. Eng, ganz eng.
    Ihre Hände liegen in seinem Nacken, die Finger verschlingen sich ineinander. Als sie sich küssen, scheinen sie vergessen zu haben, dass um sie herum noch eine Welt existiert.
    Mir geht es genauso.
     
    Ich kann nicht schreien, nicht weinen, nicht fortlaufen. Einen Moment lang kann ich mich nicht einmal bewegen. Sogar mein Herz steht still. Ich bin wie gebannt.
    Mein Bauch verkrampft sich und tut weh. Es ist ein innerer Schmerz, tief und schneidend, sodass ich mich unwillkürlich krümme. Er kommt mir vertraut vor. Mir wird ganz übel davon.
    Meine kalten Hände werden feucht und jetzt beginnt mein Herz derart zu rasen, dass ich es kaum aushalten kann. So laut, so schwer, so schmerzhaft, dass Leander es einfach bemerken muss.
    Ich will

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