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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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Trennung sind sie und ich uns, na ja ... nähergekommen.“
    Mir ist übel. Ich habe schon wieder das Bedürfnis zu weinen, tue es aber nicht. Stattdessen lege ich meine Stirn gegen das Holz der Schranktür, schließe die Augen und schlucke an dem Knäuel in meinem Hals.
    Das Geräusch auf der anderen Seite des Schrankes verrät mir, dass Leander ebenfalls die Stirn gegen die Türe gelehnt hat , und ich weiß, dass auch seine Augen geschlossen sind.
    Wir sitzen quasi Stirn an Stirn da.
    „Ich verstehe das nicht, Leander! Warum bist du dann zurückgekommen, nachdem ich den Unfall hatte?“
    „Wer sonst hätte sich so kurzfristig um dich kümmern können?“, antwortet er pragmatisch mit einer Gegenfrage. „Lisa ist dauernd für Tage unterwegs , deine Mutter wohnt Hunderte von Kilometern entfernt und bekam so kurzfristig nicht frei. Schließlich war es kein akuter Notfall. Frau Hischer war bereits verreist. Blieb noch deine Freundin Ute, die als frischgebackene Ehefrau ausfiel. Und bei der du dich im Übrigen seit Wochen nicht hattest sehen lassen, bloß weil du noch immer eingeschnappt warst wegen ihrer Heirat.“
    Ach ja, die heimliche Hochzeit in Dänemark, die ich vor einigen Tagen noch so romantisch fand. Jetzt stellt sich heraus, dass ich meiner Freundin deswegen böse war, ja sogar den Kontakt zu ihr eingestellt habe, wie ich erfahre!
    Habe ich mich möglicherweise unterschwellig daran erinnert und bin deshalb noch nicht auf die Idee gekommen, mich bei ihr zu melden?
    „ Infolgedessen bin ich eingesprungen“, fährt Leander fort, „und ins Gästezimmer gezogen, damit du keine falschen Schlüsse ziehst. Ich wollte, dass du siehst, wie distanziert wir miteinander leben.“
    Und ich habe angenommen, er nimmt lediglich Rücksicht darauf, dass es mir unangenehm sein könnte, mit einem Fremden die Intimität eines Schlafzimmers teilen zu müssen. Neben oder womöglich mit ihm zu schlafen.
    Das Baby! Mir fällt wieder ein, warum ich überhaupt nach Berlin gereist bin. Aber in diesem Augenblick habe ich einfach nicht die Nerven, es ihm zu erklären, zumal ich selbst noch keine Kenntnis habe , wie und was überhaupt geschehen ist und warum ich gelogen habe.
    Was soll ich ihm also sagen? Und völlig gleichgültig, wie ich ihm beibrächte, dass ich nicht die Wahrheit gesagt habe - jetzt würde alles danach aussehen, als wäre ich lediglich auf sein Mitgefühl aus. Doch das, das will ich nicht!
    Wieder einmal scheint nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, diese Dinge auszusprechen.
    Stattdessen frage ich: „ Es ist dein Haus. Weshalb bin nicht ich ausgezogen?“
    „Du hattest noch keine passende Wohnung gefunden und dann sind da ja auch noch das Atelier und deine Arbeit. Das Haus ist groß genug, um sich aus dem Weg zu gehen. Dachten wir jedenfalls. Aber es funktionierte nicht besonders gut, und als ich dann mit Claudia zusammenkam, bin ich bei ihr untergekommen. Es ist nur eine vorläufige Sache, eine Notlösung. Aber du und ich, wir brauch t en dringend Abstand.“
    Bei ihr untergekommen. Abstand.
    „Obwohl wir miteinander verheiratet sind!“, werfe ich ihm vor.
    „Noch!“, sagt er leise. „Ach, Sina-Mareen ...“
    „Sina!“
    Er achtet nicht auf meinen Einwurf , sondern fährt fort: „Du hast die Scheidung eingereicht. In wenigen Monaten sind wir geschiedene Leute.“
    Jetzt kann ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Will ich auch gar nicht. Es sind große, heiße Tropfen, die mir über das Gesicht laufen und in den Ausschnitt tröpfeln. Dabei fühlt es sich auf eigenartige Weise gut an, als sich der Klumpen ungeweinter Tränen in meinem Hals endlich löst. Es tut weniger weh als vorher, und deshalb wische ich sie nicht weg.
    „Warum“, will ich von Leander wissen, „warum habe ich das getan?“
    „Finde es selbst heraus.“
    Ich höre ein Klirren, wie wenn Schlüssel aneinanderschlagen.
    „Aber ich will es nicht herausfinden!“, erwidere ich hitzig. „Meine Güte, das kann ja Tage oder Wochen dauern! Und wenn ich mich gar nicht mehr erinnere? Nie, nie mehr? Was dann, Leander?“
    Seine Antwort ist nur Schweigen, das sich schier endlos ausdehnt. Bis irgendwann von draußen das Grollen der Harley heraufdröhnt, sich entfernt und verstummt.
    Ich bin allein und stelle mir nur eine einzige Frage: Kann ich es schaffen, den Mann, den ich liebe, zurückzugewinnen?
     
     
    Kapitel 19
     
    Als ich die Schranktür öffne, sehe ich meine Reisetasche. Sie steht vor dem Bett und obenauf liegt ein einfacher

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