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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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weg.
    Einfach nur weg.
    In diesem Moment löst Leander sich von der Frau und unsere Blicke prallen aufeinander. Für Sekunden schließt er die Augen, auf seinem Gesicht spiegeln sich in rasendem Wechsel Überraschung, Schicksalsergebenheit und schließlich Entschlossenheit. - Keine Spur von einem schlechten Gewissen, kein Bedauern.
    Die Frau bemerkt an Leanders Mienenspiel, dass etwas nicht stimmt. Sie dreht sich halb zu mir herum. Sie wirkt zwar erstaunt, jedoch ruhig und gelassen. Sie legt ihre Hand auf Leanders Arm und sagt ihm vermutlich, dass sie auf ihr Zimmer geht, denn sie verschwindet im Aufzug. Die Lichtanzeige verrät, dass sie in den dritten Stock fährt.
    Ich flüstere Leander, der plötzlich neben mir steht, zu: „Ich kann noch nicht mal weinen.“
    Seine Stimme bebt, als er erstickt erwidert. „Das kommt noch.“
    Hinter mir zieht Max Olivieri deutlich hörbar die Luft ein und reißt mich damit aus meiner Lethargie.
    „Wie ist ihr Name?“, will ich von Leander wissen.
    „Claudia Westermann. Sie ist Regieassistentin bei unserem Sender.“
    „Warum?“, frage ich ihn erbittert . „Weshalb tust du mir das an?!“
    Er zuckt unter der Kälte in meiner Stimme zusammen. Dann seufzt er, bittet Olivieri , auf meine Reisetasche aufzupassen , und schlägt vor, dass wir uns in die Bar setzen, um uns zu unterhalten wie zwei vernünftige Menschen.
    Hier, in dem gedämpften Licht und unter den beruhigenden Klängen eines Klaviers, fühle ich mich weniger gedemütigt als in der Lobby. Trotzdem bebe ich am ganzen Körper.
    Wir setzen uns an ein Tischchen in einer Nische. Leander bestellt Kaffee für uns und wir warten, bis der Kellner die Sachen gebracht und sich zurückgezogen hat.
    Ich bin fest entschlossen, keine Szene zu machen; aber das wird mir nur schwer gelingen, denn ich glaube nicht, dass ich so leicht über diese Sache hinwegkommen werde.
    Schon jetzt drängt sie immerzu quälend in mein Bewusstsein, frisst sich wie ein scharfzahniger Parasit mitten hindurch und lässt keinen Raum für etwas anderes. Allein die Vorstellung, dass Leander eine andere Frau küsst, sie umarmt, mit ihr ... Nein. Nein! Dieses Bild bringt mich fast um den Verstand.
    Ständig muss ich daran denken, bin zutiefst traurig und verletzt und verliere schließlich doch die Beherrschung: Ich bekomme einen Weinanfall.
    Leander lässt mich weinen.
    Der Kaffee, den wir beide nicht anrühren, wird kalt. Es dauert lange, bis ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, aber danach geht es mir besser.
    Ich krame Tempotücher aus meiner Handtasche, putze mir die Nase und sage Leander, dass ich nach Grahben will. „Sofort! Ich kann jetzt nicht darüber reden. Ich kann dich einfach nicht ansehen oder dir zuhören, ohne dass ich weinen muss. Ich will nur nach Hause.“
    Nach Hause !, höhnt es bitter in mir. Du hast keines mehr! Es ist sein Haus, und sein Haus kann nicht länger dein Zuhause sein.
    Steif stehe ich auf. Und gehe. Dabei halte ich mich so gerade, wie es geht.
    Leander unter lässt es, m ich zurückzuhalten.
     
    Ich kann mich nicht erinnern, wie ich zum Bahnhof gekommen bin. Ich weiß nicht, dass ich ein Ticket kaufte und wie lange ich wartete, ehe ich in den Zug stieg. Einmal mehr fehlt mir jede Erinnerung.
    Erst als ich in einem Abteil sitze, fällt mir auf, dass ich meine Reisetasche im Hotel vergessen habe, was nicht weiter schlimm ist, weil ich Geld, Papiere und die Hausschlüssel in meiner Handtasche bei mir trage.
    Aber ich fürchte – und hoffe –, dass Leander mir meine Sachen bringen wird.
    Bald.
     
     
    Kapitel 18
     
    Am Freitagmorgen bin ich wieder zu Hause.
    Es ist sehr früh, Frau Hischer ist noch nicht da. Auf dem Küchentisch liegt noch meine Nachricht an sie. Ich lasse sie, wo sie ist, damit Frau Hischer sie liest und denkt, dass ich fort bin.
    Im Flur stehen meine Laufschuhe, aber obwohl ich das gemeinsame Laufen mit Heiko sehr genossen habe, verspüre ich heute nicht die geringste Lust, ihn zu treffen. Genauso wenig wie Frau Hischer. Oder irgendeinen Menschen. Ich will mich nur verkriechen.
    Rainer Maria streicht schnurrend um meine Beine. Ich nehme ihn auf den Arm. Er fährt mit seiner rauen Zunge ein paar Mal über meinen Nasenrücken, als ob er mich trösten wollte. Nach einer Weile wird er unruhig, weil er heruntergelassen werden will. Ich tue ihm den Gefallen und er trollt sich.
    Zerschlagen schleppt sich mein Körper nach oben ins Schlafzimmer. Im fahlen Morgenlicht schimmert der Schrank matt wie ein

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