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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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Elfenbeinturm und heißt mich willkommen.
    Ich öffne ihn und krieche in die tröstliche Höhle. Verschwitzt, verweint und verletzt schließe ich die Tür hinter mir. Im Nu bin ich von einem wohltuenden Alleinsein umfangen. Ich lasse den Schrank nicht den allerkleinsten Spalt aufstehen.
     
    Frau Hischer kommt. Bald darauf höre ich sie im Haus hantieren. Das Radio dudelt über Stunden, aber heute singt sie nicht laut mit. Nur das Dröhnen des Staubsaugers dringt ab und zu herauf.
    Ich rühre mich nicht. Erst als sie wieder fort ist, gehe ich duschen. Danach ziehe ich mir ein vanillefarbenes Seidenhemdchen an, das mir bis zu den Knien reicht.
    Barfuß hole ich mir eine Flasche Wasser aus der Küche. Appetit habe ich keinen. Ich verspüre auch keine Lust, weiter an meiner Freya-Kollektion zu arbeiten. Alles, alles erscheint mir sinnlos!
    Ich sitze Stunde um Stunde in meinem Schrank, müde und ohne Kraft , und mache mir Gedanken.
    Was da draußen passiert, interessiert mich kein bisschen. Ich lasse das Telefon läuten und ignoriere, dass es einmal an der Haustür klingelt.
    Meine Augen tun weh vom vielen Weinen. Ich kann die schweren Lider kaum aufhalten. Aber wenn ich sie schließe, erscheint sofort ein grelles Bild von Leander und dieser Frau. Und sie küssen sich, während ich danebenstehe und es mit ansehen muss. Es ist ein großes Bild, gestochen scharf, sämtliche Details treten überdeutlich hervor, als hätte es jemand herangezoomt. Dabei fühle ich mich so klein.
    Ich will Leander nicht lieben. Nein, ich will es nicht. Ich werde ihn nicht länger lieben.
    Die Zeit hat jede Bedeutung verloren. Manchmal nicke ich ein. Wenn ich aufwache, ist alles wie vorher.
    Ich liebe Leander noch immer.
     
    „Sina-Mareen?“ Wispernd öffnen sich die Schranktüren.
    Leanders samtige Stimme flüstert meinen Namen. Himmel! Es liegt so viel Zärtlichkeit, so viel Sehnsucht darin, dass ich erschauere.
    „Ich bin Sina“, flüstere ich zurück. „Einfach nur Sina.“
    Mondlicht hat das Sonnenlicht abgelöst. Die Welt ist wie versilbert. Leanders Schatten zeichnet sich gegen das beinahe nebelhafte Rechteck der geöffneten Schranktür ab.
    Hochgewachsen und nackt steht er da. Seine Stimme ist voll Verlangen. Sie klingt so verlockend, dass ich nach Leanders Hand greife. Er zieht mich an sich. Durch die Seide meines Hemdes, durch mein Fleisch und meine Knochen, spüre ich seinen Herzschlag. Ich lege meinen Kopf an seine Brust. Mein Blut fließt augenblicklich schneller.
    Da sind wieder seine Hände. Starke und zugleich sanfte Hände, die mein Gesicht umschließen und es umfangen halten. Da ist sein Gesicht, das sich zu meinem herunterbeugt , und seine tiefgrünen Augen, die mich stumm fragen, ob ich will.
    „Ja“, sage ich ganz leise. „Ja. Ja.“
    Ich weine schon wieder. Leanders Daumen wischen die Tränen fort. Er stöhnt, als seine Lippen meine berühren, und ich stöhne auch, weil sich zwischen meinen Schenkeln die feuchte Wärme meiner Erregung ausbreitet.
    In seinen Armen werde ich weich und nachgiebig wie Tonerde. Seine Hände formen mich ganz neu. Sie modellieren mich, machen mich stark und schön und begehrenswert. Erschaffen Sinas Ebenbild, Leanders Frau.
    „Sina-Mareen?“
    Ich schrecke auf. Verwirrt blinzele ich in die Dunkelheit des Schrankes. Nur langsam wird mir klar, dass dies nur ein Traum war. Das Mondlicht, Leander, seine Arme, die mich umfangen – alles weg. Ebenso meine Stärke, Schönheit, das Gefühl, begehrenswert zu sein .
    Jetzt bin ich leider hellwach. Und diesmal ist Leanders Stimme, die zu mir hereindringt, kein Traum.
    „Sina-Mareen? Bist du da drin?“
    Ich antworte mit bebender Stimme: „Ja.“
    „Willst du nicht herauskommen?“
    „Nein, lieber nicht.“
    „Auch gut.“
    Er lässt sich vor dem Schrank nieder. Zuerst fällt keine Silbe zwischen uns, dann aber fragt Leander: „Hast du dich eigentlich nie gefragt, warum die eine Hälfte des Schrankes leer ist?“
    „Doch, schon. Allerdings erst in letzter Zeit. Es ist deine Hälfte, nicht wahr?“
    „Richtig.“
    „Du bist fort?“
    Er macht ein zustimmendes Geräusch.
    „Bei ihr?“
    „Zu ihr.“
    „Besteht da ein Unterschied?“ Ich will die Enttäuschung und Betroffenheit aus meiner Stimme heraushalten. Es gelingt mir nicht ganz.
    „Der Unterschied ist, dass Claudia nicht der Grund ist, warum ich ausgezogen bin.“ Er macht eine Pause, bevor er weiterspricht. „Du hast dich von mir getrennt, nicht umgekehrt. Erst nach unserer

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