Meine Seele weiß von dir
machen.
Ich gestehe ihr meine Liebe zu Leander und vertraue ihr gleichzeitig an, dass es eine andere Frau in seinem Leben gibt und dass ich es war, die ihn quasi in ihre Arme getrieben hat.
Auch meinen Geliebten verschweige ich nicht, jenen geheimnisvollen Maler, der nun nicht von mir lassen will.
„Ich bin völlig ratlos .“ Am Ende meiner Ausführungen schüttele ich resigniert den Kopf. „Ich habe das Gefühl, ich stehe kurz davor, auch noch meinen Verstand zu verlieren!“
Lisa streichelt tröstend meinen Arm. „Hör zu“, sagt sie schließlich. „Das meiste von dem, was du mir eben erzählt hast, wusste ich bereits.“
„Ich habe mit dir darüber gesprochen?“
„Ja. Hin und wieder. Allerdings hast du keine näheren Einzelheiten genannt! Ich habe zum Beispiel keine Ahnung, wer der Typ ist, mit dem du dich getroffen hast. Und ich weiß auch nicht im Detail, was zwischen euch gelaufen ist. Jedenfalls war es von deiner Seite nichts Ernstes, Sina!“
Nachdenklich nippt sie an ihrem Glas, über dessen Rand hinweg sie mich anschaut. „Wenn du mich fragst, hatte ich den Eindruck, dass du Leander eine Lektion erteilen wolltest. Damals warst du häufig allein, weil er sich in Berlin aufgehalten hat. Es ging um Aufnahmen für ein Hörbuch. Seine Karriere war ihm wichtiger als du, sogar wichtiger als euer Baby. So hast du es jedenfalls empfunden und dich entsprechend aufgeführt!“ Und sie fügt unverblümt hinzu: „Wie des Öfteren, wenn es nicht nach deinem Gusto ging, Schwesterherz.“
Sie scheint zu überlegen, ob sie weiterreden soll, und entscheidet sich dafür: „Während einer Schwangerschaft spielen die Hormone oft verrückt. Manche Frauen werden unausstehlich oder es geht ihnen nicht besonders gut. Du warst eine von diesen Frauen.“
Ich muss an Monika denken, an ihre Gelassenheit, das Glück in ihren Augen. Sie wirkte kein bisschen unausstehlich oder unpässlich.
„ Und um bei der Wahrheit zu bleiben “, stellt Lisa klar, „habe ich mehr als einmal gedacht, dass du die Situation zwischen Leander und dir nicht richtig beurteilst. Das habe ich dir auch gesagt. Ich meine, immerhin war es seine Arbeit, und ich fand, du hättest dich für die kurze Zeit ruhig ein bisschen zusammennehmen können. Das wäre auch dir besser bekommen. Aber du wolltest nichts davon hören.“
Ich kann einen gequälten Laut nicht unterdrücken.
„Später dann, als du das Kind verloren hattest, warst du völlig durch den Wind. Seelisch und emotional. Du warst zornig, enttäuscht und hast dich einsam gefühlt, Sina, richtig einsam. Und da kam er ins Spiel. Der Typ.“
Wieder trinkt sie einen Schluck von ihrem Weißwein. „Du hast es als einen Fehltritt bezeichnet und bedauert.“
„Wie abgedroschen sich das anhört“, erwidere ich schockiert.
Lisa zuckt mit den Schultern. „So ist das eben. Es sind halt immer die gleichen Dinge, die uns berühren. Egal wie abgedroschen dir das vorkommen mag. Das ganze Leben ist ein großes Klischee.“
„Und jetzt?“
Meine Schwester schaut mir direkt in die Augen. Mir fällt auf, dass sie beinahe die gleiche Farbe haben wie meine, nur dunkler. „Und jetzt wirst du herausfinden, wer H. H. ist, und ihm unumstößlich klarmachen, dass du nicht länger an ihm interessiert bist und dir deine Ehe wichtiger ist als alles andere.“
„Aber wie?“
Sie nimmt einen Notizblock und einen Kuli aus ihrer Handtasche. „Mit System. Und einer H.-H.-Namensliste .“
Ich lache ein verzweifeltes Lachen. „Ich kann mich an keine Namen erinnern! Außer vielleicht ... aber nein! Das kann einfach nicht sein!“
„Wer ist es?“
„Ich denke an ein Collier aus Mondsteinen, das ich vor Kurzem fertiggestellt habe, und an den Kunden, der es bei mir bestellt hat. Helin. Holger Helin heißt er.“
„Immerhin.“ Sie setzt den Namen auf die Liste. „ Vielleicht kommt ja doch was dabei herum ?“
„Sonst fällt mir niemand ein.“
„Mir aber. Henning Haag, dein neuer Nachbar. Der mit dem schwarzen Porsche. Sehr attraktiv übrigens!“ Sie grinst genießerisch. „Er ist mir sofort aufgefallen. Wenn ich Klaus nicht so rettungslos verfallen wäre, könnte ich glatt schwach werden.“ Sie übersieht meinen indignierten Blick. „Haag ist Architekt – und die müssen zeichnen können, oder nicht?“
„Ja, natürlich. Zumindest müssen sie technisches Zeichnen beherrschen.“
„Also könnte er gut die Bilder von dir gemacht haben“, stellt meine Schwester fest. „Und dann wäre da
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