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Meine Seele weiß von dir

Meine Seele weiß von dir

Titel: Meine Seele weiß von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwigs
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aufs Papier bringen.“
    „Gut“, meint Frau Hischer, die noch immer an der Spülmaschine steht, mit verhaltenem Stolz in der Stimme. „Aber könnten Sie mir vorher eine Frage beantworten?“
    Ich stehe auf. Emsig klopfe ich ein paar Krümel von meiner Hose. „Ja, sicher. “
    „Haben Sie Spültabs für die Maschine besorgt?“
    Wortlos nehme ich mein Portemonnaie und die Hausschlüssel und mache mich auf den Weg zum Supermarkt.
    Henning kommt gerade mit Ben aus dem Wäldchen, als ich zur Haustür heraustrete. Der Hund bellt zur Begrüßung. Henning winkt gut gelaunt herüber. Ich winke zurück und rufe, dass ich rasch einkaufen muss.
    Im Laden ist kaum ein Kunde. Schnell habe ich die Tabs gegriffen und gehe durch die Regalreihen zur Kasse. Ich durchquere eben den Gang, in dem die Sekt- und Champagnerflaschen stehen, da passiert es.
    Ich erinnere mich.
     
     
    Kapitel 25
     
    Mitten im Schritt halte ich inne, verharre, kann nicht vor, kann nicht zurück. Wie aus Granit geschlagen stehe ich da, erstarre beim spontanen Einsetzen dieser Erinnerung.
    Auch wenn nur ein klitzekleiner Teil des Mosaiks sichtbar wird – er ist echt! Wie selbstverständlich ist das Wissen plötzlich da, begleitet von einem Gefühl, als hätte ich stundenlang nach einer bestimmten Bluse gesucht. Bis mir am Ende einfällt, dass ich sie in die Reinigung gebracht habe. Man möchte in solchen Momenten unwillkürlich laut aufschreien und „Aber natürlich!“ ausrufen.
    Eine alte Frau, die mit ihrem Rollator an mir vorübergeht und mir einen beunruhigten Blick zuwirft, bevor sie hinter der Regalwand mit Rotweinen aus Frankreich verschwindet, löst meine Erstarrung. Aufregung breitet sich in mir aus.
    Im Krebsgang gehe ich die paar Schritte zurück, bis zu der Stelle, an der die Erinnerung einsetzte, an der sich meine Hand wie in einem Impuls ausstrecken wollte, um nach einer bestimmten Flasche zu greifen.
    Die Glasflasche ist dunkelgrün, ihr Hals mit einem Korken verschlossen. Auf dem Etikett, das mit sechs farbigen Quadraten bedruckt ist, steht Prosecco Spumante di Conegliano und ich erinnere mich ganz genau, mit wem ich diesen Prosecco oft und gerne getrunken habe!
    Der strohgelbe, perlende Schaumwein in den gekühlten Gläsern steht mir überdeutlich vor Augen. Sein Aroma von Zitrusfrüchten und Apfel schmeichelt meiner Nase. Dazu liegt mir der herzhafte Geschmack italienischer Häppchen auf der Zunge. Ich höre unser Lachen und die Modulation unserer Stimmen, doch - und das ist ärgerlich! – ich habe keine Ahnung, was die Stimmen sich erzählt haben.
    Aber ich weiß, wer es weiß.
    Hastig nehme ich eine Flasche Spumante di Conegliano und beschließe, noch heute Abend einen Besuch zu machen.
    Auf de r Heim fahrt n ehme ich einen Umweg, weil ich nicht sicher bin, ob ich mich tatsächlich an die richtige Adresse erinnere.
    Aber das tue ich! Es ist dasselbe hellgraue Reihenhaus in der Rabengasse 21 b wie in meiner Erinnerung, dieselben Gardinen hängen an den Fenstern, und auf dem Klingelschild steht „Herzsprung-Herder“.
    Obwohl ich weiß, dass um diese Zeit niemand da ist, schließlich ist ein normaler Arbeitstag, drücke ich auf den Klingelknopf. Drinnen ertönt der mir wohlbekannte Gong. Natürlich öffnet niemand, dennoch läute ich ein zweites Mal.
    Es ist wunderbar, so wunderbar, sich zu erinnern! Womöglich fällt mir bis zum Abend noch mehr ein!
    „Ich komme wieder“, verspreche ich der Haustür. „Gegen sechs.“
     
    Der Rest des Tages vergeht wie im Flug.
    Um meiner Unruhe Herr zu werden, kehre ich eine hektische Betriebsamkeit hervor. Ich erstelle mit Frau Hischers Hilfe eine Einkaufsliste für den am Donnerstag anstehenden Großeinkauf. Danach beziehe ich die Betten im Schlafzimmer und bringe mein Atelier gründlich auf Vordermann. Als das erledigt ist, nehme ich mir auch noch das Gästezimmer vor, in dem Leander zuletzt geschlafen hat. Dabei überkommen mich anfallartig melancholische Empfindungen, und als ich – wie in Trance – einen dunklen Kaffeefleck aus dem hellen Korridorteppich reibe, fühle ich mich ohne jeden Übergang so mulmig, dass ich aufhören muss.
    Ich krümme mich, als hätte ich Bauchschmerzen, dabei gebe ich Jammerlaute von mir und der Drang zu weinen ist beinahe übermächtig. Trotzdem erliege ich ihm nicht .
    Ich schiebe den Gefühlsausbruch darauf, dass Leander nicht hier ist und ich seine letzten Spuren beseitige. Ich versuche, mich zusammenzureißen. Stattdessen schleiche ich wie ein

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