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Meine Spur löscht der Fluß

Meine Spur löscht der Fluß

Titel: Meine Spur löscht der Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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die Yahi.«
    »Ja«, sagte Webber, »das ist wohl die reine Wissenschaft. Ich begreife das schon, aber was soll’s, wenn das ganze Gebiet jetzt frei von Indianern ist?«
    »Wir wissen sehr wenig von den Yahi, und wir hoffen, durch ihn hier einige Aufschlüsse zu finden. Wer weiß, vielleicht ist er der Letzte.«
    Webber begriff das nicht ganz. Da kam ein Professor aus Frisco und interessierte sich für eine Rothaut, mit der er nicht mal sprechen konnte. Vor zehn, fünfzehn Jahren oder noch besser vor dreißig Jahren hätte er genügend solcher Kerle finden können. Waren denn die Indianer so wichtig ?
    Waterman wandte sich wieder dem Indianer zu. Dieser schien zu ermüden. Es war vorstellbar, daß er in letzter Zeit kaum mit jemandem gesprochen hatte. Diese Isolation mußte den Menschen verändern.
    Waterman nahm sich vor, ihn nicht mehr lange zu strapazieren.
    »Nur zwei Seiten noch«, sägte er zu dem Indianer und lächelte. Er hob Daumen und Zeigefinger der Rechten hoch. »Nur noch zwei Seiten.«
    Auf der vorletzten Seite fand sich kein Wort, das eine Reaktion ausgelöst hätte. Und auch die erste Hälfte der letzten Seite für heute war Suche im tauben Gestein. Waterman kam zu dem Wort »siwini«. Er sprach das Wort aus und klopfte dabei auf das Holzgestell der Pritsche. Ehe er das Wort wiederholen konnte, sprang der Indianer mit leuchtenden Augen auf und rief »siwini«, und auch er klopfte auf das Holz der Pritsche. Was nun folgte, war beinahe ein Freudentanz.
    »Siwini, siwini«, rief der Indianer und klopfte immer wieder auf das Pritschenholz.
    Webber war an seinem Tisch hochgefahren und sah den beiden zu. Wenn die nur nicht verrückt geworden waren.
    »Siwini, siwini«, rief der Professor und klopfte dabei rhythmisch auf das Holz. Und der Wilde rief es ebenfalls und tanzte vor Freude, schließlich trommelten beide mit den Fäusten auf die Pritsche und schrien aus vollem Hals: »Siwini, siwini, siwini!«
    Webber ging ans Gitter und schaute sich das aus der Nähe an. Na, wenn das keine Bestätigung dafür war, daß in diesem Land nichts unmöglich war.
    »Wir haben ein Wort gefunden!« rief der Professor J. B. Webber zu. »Wir verstehen einander. Ist das nicht wunderbar?«
    Das mußte ein ungeheuer wichtiges Wort sein, dachte Webber. Wahrscheinlich so ‘ne Art Schlüsselwort, mit dem man dann die ganze Sprache verstand.
    »Das Wort heißt si — wi — ni«, schrie Waterman.
    »Ich verstehe«, sagte Webber. »Was bedeutet es?«
    »Na, wir klopfen doch die ganze Zeit drauf. Gelbfichte, Mann! Gelbfichte heißt das Wort, wissen Sie nicht, daß die Pritsche hier aus Gelbfichtenholz ist?«
    Und das war nun Wissenschaft! Webber hatte ja immer geahnt, daß hinter dem ganzen Wissenschaftskram irgendein Trick steckte. Aber daß es ein so fauler Trick sein würde, das hatte er nicht mal zu denken gewagt.
    Die zwei, dieses ungleiche Paar, hatten sich inzwischen wieder beruhigt, und Webber kehrte zu seinem Tisch zurück.
    Eine lange Zeit sah der Indianer den Professor an, dann fragte er: »I ne ma Yahi?« — Bist du ein Yahi?
    Waterman sah den Yahi fest an, er begriff, daß der Mann das nicht wortwörtlich meinte. Es sollte eher heißen, bist du wie ich oder noch besser, bist du ein Freund?
    »Ja«, sagte er schließlich und legte seine rechte Hand auf die Rechte des Indianers. »Ich bin ein Yahi.«
    Da wich die Furcht aus dem Gesicht des Gefangenen, das Gehetzte in seiner Haltung schwand. Waterman merkte, daß der Indianer sehr wohl wußte, daß er ein Weißer war, aber er erkannte auch, daß hier ein Weißer war, zu dem er Vertrauen haben konnte. Der Mann im feinen Anzug war nicht als Feind gekommen, sondern als Freund. Plötzlich begriff er auch andere Yanawörter, es war, als hätte das eine Wort seine totale Verkrampfung gelöst.
    Siwini.
    Waterman rief den Sheriff und sagte: »Ich glaube, er wäre jetzt soweit, daß er etwas essen könnte. Aber bringen Sie ihm etwas, was er mit der Hand essen kann, dieser Mann hier kennt weder Löffel noch Gabel. Auch mit unseren Messern dürfte er einstweilen wenig anfangen können, denke ich. Der Mann hier ist ein Steinzeitmensch, wir dürfen ihn nicht überfallen.«
    Nach einer Weile kehrte der Sheriff mit Hackbratenbällchen zurück und fragte, ob das das Richtige sei.
    »Sie dürfen nur nicht zu fett sein. Wir müssen seinen Magen erst an unser Essen gewöhnen.«
    Waterman nahm den Teller in Empfang und bot ihn dem Indianer an. Und zum Zeichen, daß er das getrost essen

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