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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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sei sie ihre gute Tat für den Tag gewesen. Da hätte sie wohl anschließend noch danke sagen müssen für die Fummelei; als ob ein Frauenkörper nur aus zwei Fixpunkten bestünde. Ob es ihre Offenheit war, ihre Nähe oder meine Erinnerungen, ich weiß nicht, woran es lag. Es ergab sich eben so. Zwei Jahre nach unserem Besuch der Ausstellungshalle trafen wir unser hirnverbranntes Arrangement.
    .
    « Es war wieder im November, in der Woche nach Allerheiligen, ein glasklarer und sehr kalter Tag. Greta kam morgens mit einem Taxi in die Kanzlei. Ihr Wagen war nicht angesprungen. Damals fuhr sie noch einen Gebrauchtwagen und hatte keinen Garagenplatz. Die Batterie war alt, in der frostigen Nacht auf der Straße hatte sie den Geist aufgegeben. Abends wurde es sehr spät. Ich erinnere mich nicht mehr, woran wir so lange saßen, es war eben wichtig und dringend, musste unbedingt noch erledigt werden. Es war schon zehn vorbei, als Greta sich ein Taxi für die Heimfahrt rufen wollte. Ich bot ihr an, sie zu fahren. Und sie nahm an. Sie hatte sich äußerlich sehr verändert, seit sie in der Kanzlei meines Vaters arbeitete, die Brille gegen Kontaktlinsen getauscht, mit viel Aufwand und Schmerzen ihre Zähne begradigen lassen und sich den besten Friseur der Stadt gesucht. Ihre Verwandlung hatte sie zu einer äußerst attraktiven jungen Frau gemacht, deren Ausstrahlung nicht vergleichbar war mit der Schönheit einer Tess Damner, sie war entschieden intensiver. Und wie sie da neben mir im Wagen saß, spürte ich diese Intensität bis in den letzten Nerv. Während der Fahrt zu ihrer Wohnung sprachen wir nicht viel. Es mag verrückt klingen, aber ich hatte Herzklopfen. Ich wollte Greta um jeden Preis. Nur wusste ich nicht, ob ich sie zurückhaben, mit anderen Worten, ob ich sie fürs Leben oder für eine Nacht wollte; ob es vielleicht nur darum ging, mir selbst zu beweisen, dass meine Erinnerung an gemeinsame Nächte und die relativ enthaltsame Zeit danach, in denen auch ich mir nur unbedeutende und unbefriedigende Affären geleistet hatte, der Sache ein Gewicht verliehen, das tatsächlich niemals vorhanden gewesen war. Als ich vor dem Haus hielt, sie sich bedankte und aussteigen wollte», sagte ich:
    «Bekomme ich noch einen Kaffee? Das fragt man doch in solchen Fällen.»
    Ich wartete auf ein Kopfschütteln oder ein schlichtes Nein. Greta lächelte nur, nicht einmal spöttisch.
    «Warum nennst du die Dinge nicht beim Namen, Niklas? Du trinkst doch um diese Zeit keinen Kaffee mehr. Du willst mit mir ins Bett.»

    «Und du willst nicht, stellte ich fest. Ihr Lächeln verstärkte sich.
    «Doch. Gegen guten Sex habe ich noch nie Einwände erhoben. Und bei dir darf ich sicher sein, anschließend nicht gefragt zu werden, ob es schön für mich war. Nichts hasse ich mehr als dämliche Fragen. Wenn sie nicht einmal merken, wie sie einen langweilen, vielen Dank!»
    Sie stieg aus, zog ihren Schlüsselbund aus der Tasche und ging auf das Haus zu. Während sie die Tür aufschloss, erklärte sie.
    «Aber wir sollten vorher etwas klarstellen, Niklas. Du bist allein. Ich bin allein. Du brauchst hin und wieder eine Frau, ich brauche hin und wieder einen Mann. Du hoffst auf Tess, und ich habe keine Lust, mir einen Trottel nach dem anderen zu suchen. Wir sind beide erwachsen und keinem Menschen Rechenschaft schuldig. Keine Liebe, Niklas, nur Sex. Wenn wir uns auf dieser Basis einig werden, können wir hinaufgehen.»
    Ich hätte mich in diesem Moment auf jeder Basis mit ihr geeinigt. Nur glaubte ich nicht, dass sie es ernst meinte. Wir gingen hinauf in ihre Wohnung. Es war wie früher, wenn wir in mein Zimmer gegangen waren. All die vertrauten Zärtlichkeiten, die Empfindungen dabei. Schon nach einer halben Stunde wusste ich, dass mich meine Erinnerung nicht getäuscht hatte. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass manche Menschen füreinander geschaffen sind, dass sie sich in jeder Hinsicht ergänzen und einander etwas geben können, was sie bei keinem anderen finden. Später lagen wir nebeneinander auf dem Bett. Ich glaube, wir waren beide gleichermaßen zufrieden. Ich war darüber hinaus auch bereit, einen dicken Strich unter jede Illusion zu ziehen.
    «Denkst du immer noch so wie eben?, fragte ich.
    «Ja!», sagte sie knapp.
    «Und du bist sicher, dass es nicht nur eine Art später Rache ist?»

    «Absolut sicher.»

    «Na schön», sagte ich.
    «Ich verstehe, dass du mich schmoren lassen willst. Ich habe mich dir gegenüber nicht fair

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