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Meineid

Meineid

Titel: Meineid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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benommen.»

    «Du hast mich nicht verstanden», sagte sie.
    «Schmoren lassen will ich dich nicht. Das überlasse ich Tess.»
    Sie drehte sich auf den Bauch, stützte das Kinn mit einer Hand ab und erkundigte sich:
    «Soll ich ein gutes Wort für dich einlegen? Vielleicht geht sie mal mit dir aus, wenn ich ihr die Sache schmackhaft mache.»

    «Das würdest du tun?»
    Ich hielt es für einen Scherz. Greta lächelte.
    «Ich habe es schon getan. Mehr als ein gutes Wort. Ich weiß nicht, wie oft ich ihr in den ersten Monaten nach unserer Trennung deine Vorzüge in glühenden Farben geschildert habe. Wenn du sie angerufen hast, kam sie zu mir und regte sich auf. Du würdest es noch bitter bereuen, dafür wollte sie sorgen. Immer wieder habe ich ihr erklärt, dass es mir nichts ausmacht, wenn sie dir nachgibt. Ich habe sogar ausdrücklich betont, dass du ein exzellenter Liebhaber bist.»

    «Vielen Dank», sagte ich. Greta seufzte.
    «Sie hat mir kein Wort geglaubt. Dabei dachte ich immer, ich wäre überzeugend. Ich dachte auch, wenn du mit ihr zusammenkommst durch meine Vermittlung, hättest du dich zu gegebener Zeit revanchiert. Ich konnte ja nicht ahnen, dass dein Vater so viel Wert auf meine Mitarbeit legt.»
    Das klang noch, als sei es ihr nur um die Kanzlei gegangen. Als sie weitersprach, schwand dieser Eindruck.
    «Und manchmal dachte ich, wenn Kollegen abends ein paar Überstunden absolvieren, denkt sich niemand etwas dabei. Ab und zu ein wichtiger Mandant, dazu hätte ich dich wahrscheinlich überreden können. Tess hätte es nicht erfahren. So beschäftigt, wie sie immer ist, wäre ihr vermutlich nicht einmal aufgefallen, dass du hin und wieder sehr müde bist, wenn du heimkommst.»
    Sie legte sich wieder zurück, verschränkte die Arme unter dem Nacken und begann zu erzählen. Es klang, als fühle sie sich verpflichtet, mich gründlich zu informieren und mit ein paar guten Ratschlägen auszustatten, die mich ans Ziel meiner Träume bringen sollten. Den Verkauf von Töpfen, in denen man ohne Fett garen konnte, hatte Tess kürzlich wieder aufgegeben. Sie war auf der Suche nach einem neuen Job, vertrieb sich die Zeit, bis sie fündig wurde, in diversen Kursen und notgedrungen im väterlichen Geschäft, das inzwischen ihr Bruder Joachim führte. Es sei ein günstiger Zeitpunkt für einen neuen Anlauf, meinte Greta und versicherte noch einmal, dass es sie in keiner Weise störe, wenn aus Tess und mir ein Paar würde. Es müsse ja nicht gleichzeitig bedeuten, dass wir beide füreinander tabu wären. Wie es schien, hatte Greta sich mit den Gegebenheiten abgefunden. Und sie kannte Tess, die jede Art von Zwang und Gewohnheit hasste, fünfundzwanzig Dinge gleichzeitig tun wollte, um nichts zu verpassen. Alles, was nur irgendwie zur Routine werden konnte, war für Tess ein Gräuel. So hatte Greta sie gesehen all die Jahre. Und so war es zu verkraften, dass ich mich in Tess verliebte. Ein trockener Jurist, der sich von einer phantasiebegabten Schönheit den besonderen Touch versprach. Es wäre die ideale Lösung – und sie für mich die perfekte Geliebte, fand Greta. Eine Frau, die keine Ansprüche stellt, niemals auf Trennung drängt. Und für die Öffentlichkeit passten Tess und ich besser zueinander als wir beide. Sie stelle sich das häufig vor, behauptete sie. Die Villa in Marienburg an einem Sommerabend, eine illustre Gesellschaft unter den alten Bäumen auf dem Rasen verteilt. Tess schlendert mit einem Glas Champagner in der Hand von einem Grüppchen zum nächsten. Überall trifft sie aufmerksame Zuhörer. Und am Ende eines solchen Abends mit mir hinauf ins Dachgeschoss. Im Bett sei ich doch alles andere als trocken und stinklangweilig, fand Greta. Tess hatte mich offenbar so beurteilt. Als ich mich verabschiedete, fragte ich:
    «Wirst du mit Tess über uns reden?»
    Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf.
    «Weder mit Tess noch mit sonst jemandem. Und du wirst es auch nicht tun, Niklas. Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn dir der Sinn danach steht. Oder ich komme zu dir. Aber sobald ein Mensch davon erfährt, ist es vorbei.»
    Ich nickte. Als ich in meinen Wagen stieg, dachte ich noch, dass sie es sich in ein paar Wochen anders überlegen würde. Aus den Wochen wurden acht Jahre. Manchmal tat es weh, zu erleben, wie Greta unsere Beziehung vor aller Welt verborgen hielt. Niemandem kam der Verdacht, wir könnten mehr sein als gute Kollegen. Meine Eltern waren vielleicht die einzige Ausnahme. Manchmal erschien

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