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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Rodrian
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jetzt ausklinkte, dann war sie ihre Besenkammer in der Kanzlei los. Und vermutlich in ganz Spanien gebrandmarkt. In Katalonien auf jeden Fall. Fusté war gnadenlos. Sie war auf das Geld angewiesen. Sie wollte Sarah und Achim doch nur einmal sehen!
    Als das Telefon läutete, wusste sie, dass er es war. » Diga? «
    »Haben Sie was zum Schreiben da?« Wieder kein hallo, guten Abend oder entschuldigen Sie die späte Störung.
    »Ja.«
    »Name: Barbara Dyckhoff. D-y-c-k-h-o-f-f. Geboren in München. Naturalisiert, spanische Papiere. Vor fünf Jahren verhaftet wegen Taschendiebstahls, nicht verurteilt. Vierundzwanzig Jahre alt. Sie liegt im Hospital del Mar. Streng bewacht. Sie ist arm, sie hat keinen Anwalt. Das ist unsere Chance. Wir arbeiten zusammen in diesem Fall. Sie haben meine volle Unterstützung. Ich möchte, dass Sie sich auf die Socken machen und sich da mit allen Formularen vor ihr Zimmer setzen. Und warten, bis sie aufwacht und unterschreibt. Verstanden?!«
    »Sie müssen nicht brüllen. Ich bin nicht taub. Noch nicht.«
    Er legte auf, bevor sie ausgesprochen hatte. Aussteigen. Alles hinschmeißen. Wieder läutete das Telefon. »Noch eins. Ich habe Manel Bach angerufen. Er hält sich auch in Bereitschaft. Könnte sein, dass wir ihn brauchen. Die Nummer haben Sie ja.« Klick.
    Das war's. Dagmar hatte die Lösung. Manel Bach war der Privatdetektiv, mit dem Fusté immer zusammenarbeitete. Der Beste angeblich. Ein kleiner dicker Kahlkopf mit flinken Wieselaugen und einem gigantischen Schnauzbart. Sie suchte seine Nummer heraus und wählte. Der Anrufbeantworter. Sie hinterließ Namen und Adresse und bat um Rückruf.
    Ein Detektiv konnte für sie herausfinden, was sie wissen wollte. Er konnte observieren, in Registern stöbern und er konnte Fotos machen. Sie konnte ihre Kinder sehen und ihren Job machen. Sie war glücklich. Sie hatte eine Lösung gefunden. Sie weinte. Als sich das Telefon wieder meldete, nahm sie es nicht mehr wahr.
    Manchmal bekam sie immer noch Flashbacks. Nach all den Jahren. Sie hatten sie damals mit Drogen voll gepumpt. In dem Heim im schönen Allgäu. In diesem Kerker hinter geschnitzten Balkonen und Lüftlmalerei. Eine liebliche Berglandschaft hinter feinem Maschendraht. Sie holte sich ein Diazepam und nach kurzem Zögern noch eins. Tauchte ab.
    Die Aula, die Reden, die Urkunde. Mit Auszeichnung. Die Jüngste ihres Jahrgangs. Sie, die Daggi. Das uneheliche Blag von der Angerer Steffi. Dafür hatte ihre Mutter gelebt und geschuftet. Selbst, als sie schon schwer krank war. Sie hatte versucht, durchzuhalten, sie hatte es nicht geschafft. Es fehlten zehn Tage.
    Als sie hinausging in den regentrüben Herbsttag, wusste sie nicht wohin. Keine Familie mehr, keine Freunde. Die Kommilitonen, mit denen sie die letzten Jahre geteilt hatte, steckten alle fest und geborgen im jeweiligen Familienkokon.
    Den Schirm hatte sie auch vergessen.
    Darf ich Ihnen meinen anbieten?« Sie erkannte ihn sofort. Dr. Werner Warwitz. Der Staranwalt unter den Strafverteidigern überhaupt. Er brachte sie in die Bar vom Königshof, bestellte Champagner und bot ihr eine Stelle in seiner Kanzlei an.
    Das war der glücklichste Augenblick ihres Lebens.
    Sie arbeitete rund um die Uhr für Warwitz und lernte bei ihm mehr als im ganzen Studium vorher. Sie bewunderte ihn grenzenlos. Er war ihr Gott. Sie hätte alles für ihn getan. Er war mehr als doppelt so alt, aber als er ihr vorschlug zu heiraten, sagte sie sofort ja. Geschmeichelt, glücklich. Sie bekam zwei Kinder. Sarah und Joachim. Beide Geburten waren sehr schwer, und zuerst war sie dankbar, als er eine englische Nurse engagierte. Helen. Helen blieb auch, als es ihr längst besser ging. Er brauchte sie in der Kanzlei. Sie war noch nie gebraucht worden. Und sie hatte nie gelernt, nein zu sagen. Sie unterschrieb einen Ehevertrag.
    Sie wusste von seinen Affären. Aber sie verschloss sich. Sie nahm sie nicht ernst, sie wollte es nicht wahrhaben. Sie vergrub sich in Arbeit. Erst, als die Medien die Story mit dieser angeblichen Prinzessin hochpushten, konnte sie nicht mehr ausweichen. Sarah wurde in der Schule blöd angesprochen, Achim kam verstört vom Kindergarten heim. Sie kamen nicht zu ihr, sie liefen zu Helen, der Nurse. Dagmar verlor die Fassung und feuerte Helen. Die Kinder klammerten sich heulend an Helen. Warwitz machte die Kündigung sofort rückgängig. Kurz darauf reichte er die Scheidung ein, ohne vorher auch nur mit ihr zu sprechen.
    Was danach passierte, wusste

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