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Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition)

Titel: Meistens alles sehr schnell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Kloeble
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sollte.
    Im dritten Stock verließen sie den Aufzug und folgten einem quadratischen Glastunnel, der zwei Gebäudeteile wie eine Brücke miteinander verband.
    Albert sagte: »Einen Moment«, griff in seine Hosentasche, nahm den Schminkklappspiegel, öffnete ihn und zeigte ihr das Haar: »Ist das Ihres?«
    »Ich weiß es nicht. Ich wusste es nie.«
    Albert betrachtete es einen Augenblick. Dann klappte er den Spiegel zu und warf ihn in einen Mülleimer.

Ein alter Mann
     
    Sie betraten einen in warmen Farbtönen gestrichenen Gemeinschaftsraum, in dem sich wenige Patienten aufhielten, Zeitung lasen, Scrabble spielten, eine Fernsehsendung über den Mauerfall verfolgten. Es roch nach Vanilletee.
    Alfonsa klopfte an die Tür von Zimmer 341 und wartete nicht auf eine Reaktion, ehe sie eintrat und Albert bedeutete mitzukommen.
    Durch die zugezogenen Vorhänge drang kaum Licht ins Zimmer, es dauerte einen Moment, bis Alberts Augen sich daran gewöhnt hatten. Als Erstes sah er ein gerahmtes Bild, das an einer sonst kahlen Wand hing. Es zeigte eine schwarzweiße Luftaufnahme von Königsdorf, auf der sich die Bauernhäuser um die Kirche drängten.
    Gegenüber, auf der anderen Seite des Zimmers, stand ein Krankenbett, in dem ein Mann lag, den Albert noch nie gesehen hatte. Durch eine Kanüle war sein linker Arm mit einem Tropf verbunden. Das dämmrige Licht erschwerte es, sein Alter zu schätzen, und doch stand fest, dass dieser Mann sein Leben größtenteils hinter sich hatte. Sein Körper wirkte schmächtig, wie der eines Kindes, und versank in den Kissen und der Matratze; auf seinem Kopf wuchs silbern schimmerndes Haar, seine Haut hatte den blassgrauen Farbton von schmutzigem Schnee. Die milchigweißen, tief liegenden Augen bewegten sich suchend: »Wer ist da?«
    »Ich bin’s.« Alfonsa kippte ein Fenster, setzte sich auf einen Hocker neben dem Mann und nahm seine Hand. »Es hilft ihm, wenn du ihn berührst, während du mit ihm sprichst«, sagte sie zu Albert.
    »Wie gut kann er sehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Netzhautablösung.«
    »Ich bin blind, nicht taub!«, sagte der Mann. »Wer ist da!«
    »Julius«, erklärte Alfonsa, »ich habe einen Freund mitgebracht.«
    »Was denn für ein Freund? Seit wann bringst du Freunde mit?«
    Albert fiel auf, dass einer von Julius’ Ellbogen verbunden war.
    »Heute sind wir aber wieder gut gelaunt«, sagte Alfonsa.
    »Sprich mit mir nicht wie mit einem alten Mann.«
    »Du bist ein alter Mann.«
    »Und wenn schon.« Julius deutete auf seine Wange. »Gib mir einen Kuss.«
    Alfonsa wechselte einen Blick mit Albert. »Später.«
    »Was denn«, sagte Julius, »ist dir das unangenehm, vor deinem Freund?« Er lächelte. »Hast du ihm erzählt, dass wir einmal ein Liebespaar waren?«
    »Das ist lange her.«
    »Bald zwanzig Jahre«, sagte Julius. »Ich vergesse nichts.«
    »Haben Sie Kinder?«, fragte Albert.
    Julius machte ein Schmatzgeräusch, als würde er etwas abschmecken. »Hört sich jung an, dein Freund«, sagte er zu Alfonsa. »Hast du ihn verführt?« Ohne auf ihre Antwort zu warten, sprach er in Alberts Richtung: »Ich kenn das.«
    »Haben Sie Kinder?«, wiederholte Albert und konnte beobachten, wie Julius Alfonsas Hand etwas fester drückte.
    »Besonders höflich ist dein Freund aber nicht. Hat sich noch nicht einmal vorgestellt.«
    »Mein Name ist unwichtig«, sagte Albert, bevor Alfonsa das Wort ergreifen konnte.
    Julius schmatzte. »Angst, dass ich eure Affäre nicht für mich behalten kann?«
    Alfonsa seufzte.
    Albert kam dem Bett einen Schritt näher. »Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Zuerst bin ich dran, namenloser Freund: Woher kennst du unsere hübsche Ordensschwester?«
    »Ich bin in Sankt Helena aufgewachsen.«
    »Ein Waisenkind! Haben wir also was gemeinsam.« Nachdenklich führte Julius seine freie Hand zu dem verbundenen Ellbogen und sofort nahm Alfonsa sie und legte sie zurück; es wirkte eingespielt, als würden sie das schon seit Jahren so machen. »Allerdings hatte ich nicht den Luxus, in einem Heim groß zu werden. Wusstest du, dass Alfonsa eine der Gründerinnen des Waisenhauses ist?«
    »Nein«, Albert sah Alfonsa an, die seinem Blick auswich. »Das wusste ich nicht.«
    »Früher wurden in Sankt Helena Kriegsveteranen gepflegt. Alfonsa hatte die Idee, aus der Einrichtung ein Waisenhaus zu machen. Sie behauptet, das habe nichts damit zu tun, dass wir unseren Sohn weggegeben haben. Aber ich glaube ihr nicht.«
    »Julius.« Alfonsa ließ seine Hand

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