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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich, da er nicht zurückbleiben wollte, wieder in Bewegung. Am Ziele der Wanderung kam er aber sicherlich nur noch als Bach an, der durch die Uferfelsen rieselte.
    Noch bedurfte es einer halben Stunde, um die Gegend der vier Spitzen zu erreichen. Die Schwierigkeiten des Weges dahin nahmen nur noch zu. Dichtes Stachelgras bedeckte den Boden, auf den keiner hinfallen konnte, ohne sich ernstlich zu verletzen. Wahrlich, Kamylk-Pascha hatte eine so glückliche Hand gehabt beim Verbergen seiner Schätze, daß ihn die Könige von Bassora, von Bagdad und von Samarkand darum beneidet hätten.
    An dieser Stelle hörte der Wald auf. Die Herren Schimpansen zeigten offenbar keine Lust, weiter mit zu gehen. Diese Thiere verlassen nicht gern den Schutz der Bäume, und der Anschlag der brodelnden Wellen hat kein Interesse für sie. Ein Wort im Sinne von »Poesie« hätte Garner schwerlich in ihrer lückenhaften Sprache entdeckt.
    Als die Escorte am Waldessaume Halt machte, geschah das nicht ohne recht feindselige Drohungen gegen diese Fremdlinge, die ihre Untersuchung bis zum Ende des Eilandes auszudehnen im Begriff waren. Da erscholl ein wildes Geheul, und wüthend rieben die Affen sich die Brust. Einer davon hob Steine auf, die er mit kräftigem Arme schleuderte, und da die andern ihm nachahmten, liefen Meister Antifer und seine Genossen große Gefahr, gesteinigt zu werden. Dazu wäre es gewiß auch gekommen, wenn sie, an Zahl und Kräften ihren Gegnern unterlegen, es sich hätten einfallen lassen, gleiches mit gleichem zu vergelten.

    »Nicht wieder werfen… halt! Haltet ein! rief Juhel, da er Gildas Tregomain und Saouk schon Steine sammeln sah.
    – Und doch sollte… begann der Frachtschiffer, dem durch einen Steinwurf eben der Hut vom Kopfe geworfen worden war.
    – Nein, nein, Herr Tregomain! Schnell fort von hier, so sind wir in Sicherheit, da die Affen jedenfalls nicht nachkommen!«
    Das war auch das klügste, und kaum fünfzig Schritte weiter waren alle außer Schußweite vom Feinde.
    Es war jetzt etwa halb elf Uhr. Wie lange hatte der Marsch gedauert! Im Norden reichten die Ausläufer des Eilands hundertfünfzig bis zweihundert Meter weit hinaus. Den längsten nach Norwesten zu beschlossen Meister Antifer und Zambuco zuerst zu besichtigen.
    Nichts Oederes als diese Wüstenei von Felsen, deren einige in den sandigen Erdboden eingesenkt, andre verstreut und bei schlechtem Wetter dem Anprall des Meeres ausgesetzt waren. Von Vegetation keine Spur, nicht einmal bescheidne Moose, die doch gern jeden feuchten Felsblock überdecken. Kein Gewirr von Tang, der in gemäßigten Zonen so massenhaft antreibt. Hier war also auch wegen des von Kamylk-Pascha vor einunddreißig Jahren eingemeißelten Monogramms nicht zu fürchten, daß es nicht ganz unversehrt geblieben wäre. Nun begannen unsre Schatzgräber dieselben Nachsuchungen, wie früher auf dem Eiland im Golfe von Oman. Es erscheint kaum glaublich, doch die beiden, von ihrer Habgier beherrschten Erben schienen weder von den Anstrengungen des Marsches, noch von der Gluth der Sonne etwas zu empfinden. Auch Saouk nicht, der im Interesse seines Principals – man hätte glauben können, in seinem eigenen? – eifrig ans Werk ging.
    Der zwischen zwei Felsblöcken ausruhende Ben Omar sprach kein Wort. Würde der Schatz gefunden, so war es für ihn immer noch Zeit, sich wegen der Tantième zu melden, auf die er als mit anwesender Testamentsvollstrecker Anspruch hatte. Und, bei Allah! er würde dann in Hinsicht auf die überstandenen Mühen und Gefahren der letzten langen drei Monate immer noch nicht überreichlich bezahlt sein.
    Natürlich blieb Juhel auf Anordnung Pierre-Servan-Malos bei diesem und unterzog den Erdboden einer methodischen genauen Prüfung.
    »Es ist kaum annehmbar, sagte er für sich, daß wir das Millionennest hier finden. Zuerst muß der Schatz auf diesem, und nicht auf einem andern Eilande vergraben sein. Zweitens müßten wir in dem Gewirr von Felsen hier den entdecken, der das Doppel-
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trägt. Und endlich, wenn das alles einträfe, wenn dann nicht alles eine Mystification durch den abscheulichen Pascha ist, wäre es nicht, wenn ich die Hand auf sein Monogramm legte, doch vielleicht das klügste, gar nichts davon zu sagen? Mein Onkel würde auf die bedauerliche Idee verzichten, mich mit einer Herzogin und meine liebe Enogate mit einem disponibeln Herzoge verheiraten zu wollen. Doch nein, mein Onkel müßte einem solchen Schlage unterliegen… er würde den

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