Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
auf dem Eilande des Golfs von Oman gefundene Document für das in der Ma-Yumbabai die Stelle angegeben, wo das Doppel-
K
die Lage des Schatzes bezeichnete.
    Auf dem ersten Eiland war das ein nach Süden gerichteter Landvorsprung gewesen; für das zweite dagegen sollte es eine nach Norden zu liegende Spitze sein, wo ein Felsen dasselbe Monogramm trüge.
    Nach dem Schiffbruche waren unsre Reisenden nur nach dem Südende des Eilands gekommen. Sie mußten sich also nach Norden wenden und gegen zwei Meilen weit hinwandern.
    Meister Antifer und Zambuco an der Spitze, Ben Omar mit Nazim in zweiter Linie und Gildas Tregomain mit Juhel als Nachtrupp, schlug die Gesellschaft diese Richtung ein.
    Daß die beiden Erben vorauseilten, kann ja nicht auffallen. Raschen Schrittes gingen sie stumm dahin und hätten auch keinem gestattet, sie zu überholen.
    Dann und wann warf der Notar einen ängstlichen Blick auf Saouk. Er bezweifelte nicht, daß dieser, in Uebereinstimmung mit dem portugiesischen Kapitän, einen schlechten Streich vorhabe. Noch ein andrer Gedanke wollte auch nicht von ihm weichen: Wenn der Schatz dem Malouin entging, würde es mit dem ihm zustehenden Procent wohl ebenso gehen. Ein-oder zweimal versuchte er, Saouk darüber auszuforschen, doch dieser, der düster und wild vor sich hinstarrte und sich von Juhel beobachtet wußte, gab ihm keine Antwort.
    Das Mißtrauen Juhels nahm, wenn er Ben Omar und Nazim bei einander sah, in der That mehr und mehr zu. Auch in einem Bureau von Alexandria konnte es nicht wohl vorkommen, daß der Schreiber befehligte und der Notar gehorchte, und so verhielt es sich doch zwischen diesen beiden Persönlichkeiten.
    Der Frachtschiffer beschäftigte sich nur mit den Affen. Zuweilen antwortete sein gutmüthiges Gesicht auf ihre Grimassen, schloß sich sein Auge, rümpfte sich seine Nase und rundeten sich seine Lippen. Nanon und Enogate hätten ihn nicht wiedererkannt, als er diesen Vierhänderstudien oblag.
    Enogate!… Ach, das arme Kind! Gewiß dachte sie in diesem Augenblick an ihren Verlobten, weil sie seiner ja stets gedachte. Daß Juhel heute aber, nach erlittenem Schiffbruche, unter einem Gefolge von Schimpansen dahin spazierte, das wäre ihr doch nicht in den Sinn gekommen!
    Unter dieser Breite und zu dieser Jahreszeit beschreibt die Sonne einen vollen Halbkreis von Osten nach Westen, wobei sie also durch den Zenith geht. Infolge dessen fallen ihre Strahlen nicht schräg, sondern lothrecht herunter. Die heiße Zone trägt deshalb ihren Namen mit Recht, denn hier wird einem vom Morgen bis zum Abend tüchtig eingeheizt.
    »Und den Possenreißern da oben scheint es gar nicht warm zu sein! sagte sich der Frachtschiffer, wenn er das Dutzend Vierhänder betrachtete, die an der Seite der Gruppe ihre Sprünge machten. Da bekommt man wirklich Lust, selbst so ein Affe zu sein!«
    Um dieser Fluth von Sonnenschein zu entgehen, hätte es ja besser geschienen, unter dem Schatten der Bäume zu wandern. Das aus sehr tief unten verästelten Stämmen bestehende Waldesdickicht wäre aber gar nicht zu durchdringen gewesen. Ohne Vierhänder zu sein – wie Gildas Tregomain es sich wünschte – hätte sich, wer nicht von Zweig zu Zweig springen konnte, niemand einen Weg hier hindurch brechen können. Deshalb wanderte die kleine Gesellschaft am Ufer hin, umkreiste dessen Buchten, ging den da und dort verstreuten Felsblöcken aus dem Wege und mühte sich auf dem Steingeröll ab, da der sandige Strand bereits wieder von der wachsenden Fluth bedeckt wurde. Der Weg zum Glücke ist ja immer schwierig. Sie schwitzten Blut und Wasser, doch wenn sie schließlich mit tausend Francs für jeden Schritt belohnt wurden, war das ja wohl für die gehabte Mühe genug.
    Eine Stunde nach dem Aufbruche aus dem Lager war erst eine Meile – etwa die Hälfte des Weges – überwunden, von der nun erreichten Stelle aus konnte man aber die Nordspitzen des Eilands erkennen. Drei oder vier solche erstreckten sich ins Meer hinaus. Welche war die richtige? Ohne einen kaum denkbaren Zufall würde es die, die zuerst untersucht wurde, wahrscheinlich nicht sein, und welche Mühsal mußte das unter dem Brande der Mittagssonne kosten!
    Der Frachtschiffer war am Ende seiner Kräfte.
    »Laßt uns einen Augenblick ausruhen, bat er.
    – Nicht eine Minute! versetzte Meister Antifer.
    – Lieber Onkel, erklärte Juhel, Herr Tregomain zerschmilzt beinahe!
    – So laß ihn schmelzen!
    – Ich danke, alter Freund!«
    Gildas Tregomain setzte

Weitere Kostenlose Bücher