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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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lesen ist.
    Gildas Tregomain hatte sich nicht nur an den mit dem Doppel-
K
gezeichneten Stein gelehnt, sondern auch genau an der Stelle des Schatzes ausgestreckt gehabt.
    Keiner sprach ein Wort. Alle gingen ans Werk. Ohne Werkzeuge mußte die Arbeit recht schwierig werden. Sollten einfache Messer hinreichen, den Steinboden auszuhöhlen? Gewiß, und wenn man sich dabei auch die Nägel zerbrach und die Finger abnutzte!…
    Glücklicher Weise ließen sich die von der Zeit benagten Steine im Boden ziemlich leicht beseitigen. Eine Stunde Arbeit, und die drei Fässer mußten bloßgelegt sein! Dann waren diese nur noch nach dem Lager und nach Ma-Yumba zu schaffen. Freilich, der Transport mochte schwierig werden und ohne Verdacht zu erregen kaum ausführbar sein.
    Doch, wer dachte jetzt an so etwas? Erst der Schatz, der Schatz, gehoben aus dem Grabe, worin er seit einunddreißig Jahren verborgen lag… das übrige würde sich später schon finden.
    Meister Antifer arbeitete sich die Hände blutig. Er hätte es keinem andern vergönnt. die Eisenreifen der kostbaren Fässer zuerst zu fühlen… zu betasten.
    »Endlich!« jubelte er auf, als sein Messer an einem metallenen Gegenstand abbrach…
    Doch welch’ ein Aufschrei gleich danach?… Allmächtiger Gott!… Das ist nicht die Freude, das ist die Verblüffung, die Enttäuschung, was von seinem erbleichenden Gesichte zu lesen ist…
    Statt der in Kamylk-Paschas Testamente erwähnten Fässer, fand sich auch hier ein eisernes Kästchen vor – ein Kästchen ganz gleich dem, das auf dem Eiland Nummer Eins gefunden worden war, und das auch das nämliche Monogramm zeigte.
    »Noch einmal!« konnte Juhel sich nicht enthalten zu rufen.
    – Es war unbedingt nur eine Mystification!« murmelte Gildas Tregomain.
    Der Kasten wurde aus der Grube gezogen und Meister Antifer öffnete ihn gewaltsam….
    Da wurde ein Schriftstück, ein vom Alter vergilbtes Pergament sichtbar, auf dem einige Zeilen standen, die Meister Antifer laut vorlas:
    »Länge des Eilands Nummer Drei: fünfzehn Grad elf Minuten östlich von Paris. Nach Kenntnißnahme dieser Länge durch die beiden Collegatare Antifer und Zambuco, ist sie, im Beisein des Notars Ben Omar, dem Herrn Tyrcomel, Esqu., Edinburg, Schottland, zu überbringen und mitzutheilen. Der Genannte besitzt die Breite jenes dritten Eilands.«
    Innerhalb der Gewässer der Ma-Yumbabai lag der Schatz also auch nicht vergraben! Man mußte ihn an einer andern Stelle der Erdkugel suchen und dazu diese neue Länge mit der im Besitz des genannten Tyrcomel in Edinburg befindlichen Breite combinieren!… Jetzt waren es nicht mehr Zwei, sondern schon Drei, die sich in Kamylk-Paschas Hinterlassenschaft zu theilen hatten!
    »Und warum sollte jenes dritte Eiland uns nicht nach zwanzig… nach noch hundert andern verschlagen? rief Juhel ärgerlich…. Ich bitte Sie, lieber Onkel, könnten Sie so halsstarrig, so… beschränkt sein, auf der ganzen Erde umherzulaufen?
    – Ohne zu berücksichtigen, setzte Gildas Tregomain dazu, daß die Legate, wenn sich Hunderte von Berechtigten fänden, es gar nicht mehr werth wären, sich darum zu bemühen!«
    Der Onkel betrachtet seinen Freund und seinen Neffen von unten bis oben, zermalmt den Kiesel zwischen den Kinnladen und commandiert:
    »Ruhe im Gliede!… Die Sache ist noch nicht zu Ende!«
    Er hebt das Schriftstück noch einmal in die Höhe und liest dessen letzte Zeilen mit folgendem Inhalt:
    »Für ihre Mühe und zur Deckung der bisherigen Unkosten finden die Collegatare in diesem Kästchen zwei Diamanten, deren Werth weit unter dem der Steine steht, die sie später noch erhalten werden.«
    Zambuco stürzte auf Meister Antifer zu und riß ihm das Kästchen aus den Händen.
    »Diamanten!« rief er voller Habgier.
    In der That lagen in dem Behälter zwei ungeschliffne Edelsteine, die – der Banquier verstand sich darauf – wenigstens ihre hunderttausend Francs werth sein mochten.
    »Noch immer die alte Geschichte, sagte er, nahm den einen Diamanten und überließ den andern seinem Miterben.
    – Ein Tropfen ins Meer! knurrte dieser, während er seinen Diamanten in die Westen-, und das Schriftstück in die Rocktasche steckte.
    – Ei, ei!… stieß der Frachtschiffer hervor, die Sache wird ernsthafter, als ich dachte!… Na, werden ja sehen… werden ja sehen!«
    Juhel begnügte sich mit einem Achselzucken. Saouk… nun, der ballte die Fäuste bei dem Gedanken, eine so gute Gelegenheit nicht gleich wieder zu finden.
    Ben Omar

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