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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Annäherung an Spitzbergen sehr erschweren, wenn nicht gar verhindern mußte. Im Juli ist es schon etwas spät, eine Fahrt dorthin anzutreten. Das Meer kann hier durch ein Umspringen des Windes sehr schnell zum Stehen kommen, und wenn Meister Antifer in Hammerfest etwa zurückgehalten wurde, bis schon die ersten Eisschollen nach Süden trieben, dann wäre es unklug gewesen, sich vielleicht auf einem Fischerkutter in jene Gegenden zu wagen.
    Diese Möglichkeit machte auch Juhel ernstliche Sorge.
    »Und wenn nun das Meer dann zufröre? fragte ihn einmal Gildas Tregomain.
    – O, wenn es dazu käme, da wäre mein Onkel es imstande, am Nordcap zu überwintern und da die warme Jahreszeit abzuwarten.
    – Ja, mein Junge, man kann doch Millionen nicht im Stiche lassen!« erwiderte der Frachtschiffer.
    Entschieden… der alte Schiffer von der Rance ließ sie nicht aus den Zähnen, ihm wollten die Diamanten von der Ma-Yumbabai nicht mehr aus dem Kopfe.
    Und doch, erst von der Sonne Loangos gebraten worden zu sein, und nun auf den Gletschern des nördlichen Norwegens halb erfrieren zu sollen?… Verwünschter Teufels-Pascha! Mußte er seine Reichthümer denn in so entsetzlicher Gegend verscharren!
    Der Dampfer hielt sich nur einige Stunden in Tromsö auf, wo die Passagiere zum ersten Male mit Eingebornen von Lappland in Berührung kamen. Am Morgen des 21. Juli lief er dann in den schmalen Fjord von Hammerfest ein.
    Hier kamen Meister Antifer und Banquier Zambuco, Gildas Tregomain und Juhel, und auch Ben Omar, letzter freilich wie ein getrockneter Fisch eingepackt, endlich aus Land. Der Dampfer sollte die Touristen am nächsten Tage nach dem Nordcap, der äußersten nördlichen Spitze Norwegens, weiter befördern. Was kümmerte sich Pierre-Servan-Malo aber um das Nordcap! Dieser geographisch berühmte Kiesel konnte sich für ihn doch nicht mit dem spitzbergischen Eiland Nummer Drei vergleichen!
    Wie sich’s gebührt, fand man ein »Nordpole Hôtel« in Hammerfest, und nahm der Malouin mit Gefolge darin Wohnung.
    Nun waren sie also in der Stadt, die an der Grenze des noch bewohnbaren Landes liegt. Etwa zweitausend Menschen bewohnen hier die Holzgebäude, darunter gegen dreißig Katholiken, die übrigen Protestanten. Die Norweger sind ein schöner Menschenschlag, vorzüglich die Seeleute und Fischer, leider aber huldigen sie dem Trunke. Die Lappen sind klein, woraus man ihnen ja keinen Vorwurf machen kann, dazu aber auch von Gesicht (mit dem ungeheuern Munde, der Kalmückennase und dem gelblichen Teint) recht häßlich, wenn man auch anerkennen muß, daß sie arbeitssam und gewerbsthätig sind.
    Gleich nachdem sie im Nordpole Hôtel Zimmer belegt hatten, gingen Meister Antifer und die Seinigen, um ja keine Stunde zu verlieren, sofort auf die Suche nach einem Fahrzeuge, das sie nach Spitzbergen bringen könnte. So kamen sie zu dem. von dem klaren Wasser eines hübschen Flusses gespeisten Hafen, an dem Holzpfähle eingerammt sind und Wohn-und Lagerhäuser – alle vom Geruche der benachbarten Trockenanstalten verpestet – sich erheben.
    Hammerfest ist vor allem andern die Stadt der Fische und aller Erzeugnisse, die man aus dem Meere gewinnen kann. Die Hunde nähren sich davon, die Rinder, die Schafe nähren sich davon, und hunderte in diesen merkwürdigen Gewässern thätige Boote schaffen davon mehr herzu als verbraucht werden kann.
    Im ganzen eine merkwürdige Stadt, dieses Hammerfest, regnerisch in hohem Grade, hell in den langen Sommertagen, finster in den langen Winternächten, die hier häufig durch ein glänzendes Nordlicht gemildert werden.
    Vor dem Hafeneingange machten unsre Reisenden Halt vor einer Granitsäule mit bronzenem Kapitale, das das norwegische Wappen zeigte und eine Erdkugel trug. Diese unter der Regierung Oskars I. errichtete Säule erinnert an die frühere Meridianmessung zwischen den Donaumündungen und Hammerfest. Von hier aus begaben sich unsre Reisenden nach den Bohlenwänden, an denen Fahrzeuge jeder Art und Größe, die alle dem Fischfange nahe der Küste oder auf hohem Meere obliegen, vertäut sind.
    Norwegisch verstand zwar keiner von unsrer Gesellschaft, Juhel half aber mit der ihm geläufigen englischen Sprache, die ja so kosmopolitischer Natur ist, um auch in den skandinavischen Ländern verstanden zu werden.
    Der Tag war noch nicht vergangen, da hatte man schon um ziemlich hohen Preis – was kam’s jetzt darauf an? – einen Fischerkulter von hundert Tonnen, den »Kroon«, unter dem Befehl

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