Meister Antifer's wunderbare Abenteuer
Eilande.
Große Völker von Möven, Taucherenten und dergleichen flatterten unter lautem Geschrei empor. Eine Heerde Robben wälzte sich ins Wasser und machte den Eindringlingen nicht ohne klägliches Gröhlen Platz.
Der Schatz war offenbar gut bewahrt!
Kaum auf dem von Kamylk-Pascha erwählten Eiland, nahm Meister Antifer wegen Mangels an Flaggen und Kanonen mit einem kräftigen Fußtritt von dem Millionen-Boden Besitz.
Welch’ unerwartetes Glück nach so vielen Fehlschlägen! Man brauchte nicht einmal unter dem Felsengewirr zu suchen! Gleich zu Anfang waren unsre Reisenden an der Stelle ans Land gekommen, wo der Aegypter seine Schätze vergraben hatte.
Das Eiland war verlassen. Kein menschliches Wesen befand sich darauf, nicht einmal einer jener Eskimos, die das hiesige strenge Klima bequem vertragen. Nach der Seeseite kein Schiff in Sicht. Nichts… nichts als das unendliche Polarmeer!
Meister Antifer und der Banquier Zambuco vermochten sich kaum noch zu halten. Sogar in den Dörrfischaugen des Notars leuchtete eine kleine Flamme auf. Gildas Tregomain, der jetzt aufgeregter war als je seit der ersten Abreise und der mit gekrümmtem Rücken und gespreizten Beinen dastand, war gar nicht mehr zu erkennen. Doch, warum sollte er sich nicht freuen über das Glück des Freundes?
Noch versprechender war auch der Umstand, daß der Erdboden hier keine Fußspuren zeigte. Neuerdings war hier entschieden niemand ans Land gekommen. Die vom Regen erweichte Erde hätte die Fußstapfen gewiß bewahrt. Bezüglich des schurkischen Saouk konnte man sich also jeder Besorgniß entschlagen. Der schreckliche Sohn Murad’s hatte den legitimen Erben des Schatzes nicht zuvorkommen können, oder er war unterwegs aufgehalten worden, so daß, wenn er erst nach Meister Antifer kam, seine Nachsuchungen nutzlos wurden.
Wie das erste Document für das erste Eiland, so gab auch das zweite an, daß die Nachsuchungen sich auf eine der südlichen Spitzen richten sollten. Die Gesellschaft begab sich also nach der, die hier ins Meer hinausragte. Ihre scharfen Kanten waren weder von Tang überlagert, noch von Schnee bedeckt, was die Nachsuchungen wesentlich erleichterte.
Faßt einen das Glück erst an der Hand, so braucht man sich nur führen zu lassen, und so wurde auch Pierre-Servan-Malo nach einem Felsen geführt, der jenen Monolithen gleich emporragte, welche die frühere Anwesenheit von Polarforschern an der betreffenden Stelle bezeichnen.
»Hier!… Hier!« rief er mit vor Erregung erstickter Stimme.
Alle liefen herbei… sahen nach der angedeuteten Richtung hin…
An der Vorderseite jenes Monolithen zeigte sich das Monogramm Kamylk-Paschas, das Doppel-
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so tief eingemeißelt, daß auch das Polarklima dessen Linien nicht hatte verwischen können.
Schweigend standen alle davor, und alle entblößten das Haupt, wie angesichts des Grabes eines Helden. Wenn sich’s hier auch nur um ein einfaches Loch handelte, so barg dieses Loch ja hundert Millionen! Doch – zur Ehre der menschlichen Natur! – verfolgen wir diesen Gedankengang nicht weiter.
Schnell ging’s ans Werk. Jetzt beseitigten Spitzhaue und Schaufel ziemlich leicht die Felsstücken am Fuße des Monolithen. Jeden Augenblick erwartete man, daß der Stahl auf den Eisenreif eines Fasses treffen oder dessen Dauben zerschmettern sollte.
Plötzlich verursachte die Spitzhaue, die Meister Antifer schwang, ein seltsames Knirschen.
»Endlich!« stieß er hervor, indem er eine rohe Felsenplatte emporhob, die die Oeffnung zur Schatzkammer bedeckte.
Das Eiland war verlassen. (S. 366.)
Dem Freudengeschrei folgte aber sofort ein Ausruf der Enttäuschung, ein so lauter Ruf, daß man ihn einen Kilometer weit hätte hören können.
Die Hauptperson unsrer Erzählung hatte ihn, das Werkzeug fallen lassend, ausgestoßen.
In der Aushöhlung befand sich ein Kästchen. (S. 368.)
In der Aushöhlung befand sich ein Kästchen – ein metallenes Kästchen mit dem Doppel-
K
darauf – ein Kästchen, ganz ähnlich denen, die im Golfe von Oman und in der Ma-Yumbabai gefunden worden waren.
»Noch einmal!« seufzte der Frachtschiffer, der die Arme zum Himmel emporhob.
Ja, das war bezeichnend für die Lage… ja, noch einmal!… Noch einmal würde es jedenfalls nothwendig werden, ein weiteres – viertes! – Eiland zu suchen…
In aufbrausender Wuth faßte Meister Antifer seine Spitzhaue und mit wuchtigem Schlage zertrümmerte er das Kästchen…
Diesem entfiel ein vergilbtes
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