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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Frachtschiffer zweifelnd.
    – Das wäre! rief Meister Antifer. Der erwartete uns doch wochen-und monatelang, wenn’s sein müßte!… War der Spitzbube nicht nach Saint-Malo einzig aus dem Grunde gekommen, mir meine Breite abzuluchsen?
    – Sie haben ganz recht, lieber Onkel, stimmte Juhel zu. Der ägyptische Federfuchser muß gut beobachtet werden. Meiner Ansicht nach ist er nicht viel werth, und ich gestehe, daß mir sein Schreiber Nazim auch nicht mehr werth erscheint.
    – Ich denke wie Du, Juhel, ließ sich der Frachtschiffer vernehmen. Jener Nazim sieht mir ebensoviel wie ein Schreiber aus, als ich selbst das Aussehen…
    – Eines Theaterneulings habe! sagte Pierre-Servan-Malo, der seinen Kiesel im Munde umherrollte. Nein, genannter Schreiber sieht nicht so aus, als könne er Acten verfassen. Nun, in Aegypten ists ja nicht so sehr zu verwundern, wenn solche Federhelden das Aussehen von Beys mit Sporen und Schnurrbart haben!… Ein Unglück ist nur, daß er nicht französisch spricht…. Man hätte ihn vielleicht aushorchen können…
    – Ihn aushorchen, bester Onkel? Wenn Sie vom Principal nicht viel herausgebracht haben, dann glauben Sie mir, wäre das beim Schreiber noch weniger möglich gewesen. Ich meine, Sie sollten sich lieber jenes Saouk’s erinnern…
    – Welches Saouk’s?…
    – Jenes Sohnes Murad’s, des Vetters von Kamylk-jenes Mannes, der zu Ihren Gunsten enterbt wurde….
    – Nun, wenn der sich uns quer in den Wind legte, würd’ ich ihm schon einen Cours geradeaus anweisen! Ist denn an dem Testamente noch zu deuteln?… Was will er also von uns, jener Abkömmling von Paschas, denen ich mich verpflichte, alle Roßschweife abzukaufen?…
    – Und doch, lieber Onkel…
    – Ach was, ich kümmere mich um ihn ebensowenig, wie um Ben Omar, und wenn dieser Contractfabrikant krumme Wege einschlägt…
    – Nimm Dich in Acht, lieber Freund! ermahnte ihn Gildas Tregomain, von dem Notar kannst Du nicht loskommen… Er hat das Recht, sogar die Pflicht, Dich bei Deinen Nachsuchungen zu begleiten… Dir nach dem Eilande zu folgen…
    – Nach meinem Eilande, Frachtschiffer!…
    – Ja doch… also nach Deinem Eiland! Das Testament enthält ausdrücklich diese Bestimmung, und da ihm eine Provision von einem Procent, das heißt einer Million Francs zusteht…
    – Eine Million Fußtritte soll er bekommen!« rief der Malouin, dessen Reizbarkeit bei dem Gedanken an die hohe Belohnung, die Ben Omar erhalten sollte, wach gerufen wurde.
    Das Gespräch wurde hier durch ein betäubendes Pfeifen unterbrochen. Der »Steersman«, der sich dem Lande stark genähert hatte, glitt eben zwischen der Spitze des Cap Saint-Vincent und dem Felsen hin, der sich von diesem nach der Seeseite zu erhob.
    Der Kapitän Cip unterließ es niemals, dem auf dem hohen Ufer liegenden Kloster einen Gruß zu entsenden, den der Prior durch seinen väterlichen Segen erwiderte. Einige alte Mönche erschienen auf einer Art Söller, und reichlich gesegnet umschiffte der Dampfer die äußerste Spitze, um nach Südosten zu steuern.
    Während der Nacht und längs der Küste hin erkannte man das Leuchtfeuer von Cadiz und kam durch die Bai von Trafalgar. Weiter dampfte der »Steersman« im Süden des Leuchtthurms von Cap Spartel vorüber, ließ die schönen Hügel von Tanger mit ihren hübschen weißen Landhäusern auf Steuerbord, und die terrassenförmigen Abhänge hinter Tarifa auf Backbord liegen, während er in die Meerenge von Gibraltar einfuhr.
    Von hier aus dampfte der Kapitän Cip, unterstützt durch die Strömung im Mittelmeere, schneller vorwärts, wobei er sich der Küste von Marokko näherte. Da kam Ceuta, ein in den Felsen gesprengtes spanisches Gibraltar, in Sicht; dann wurde ein Cours nach Südosten eingehalten und man ließ schon vierundzwanzig Stunden später die Insel Alboran hinter sich.
    Eine herrliche Fahrt, deren Reize die Passagiere ruhig genießen konnten. während das Schiff sie längs der afrikanischen Küste hintrug. Es giebt kaum etwas Malerischeres als dieses Panorama mit seinen schön geformten Bergen im Hintergrunde, den vielfachen Einschnitten des Ufers und den Hafenstädten, die, von keinem Winter belästigt, plötzlich hinter hohen Küstenfelsen in grüner Umrahmung auftauchen. Leider ist es nie historisch festgestellt worden, ob der Frachtschiffer diese Naturschönheiten auch nach Gebühr würdigte und sie in seiner Erinnerung die Reize der geliebten Rance zwischen Dinard und Dinan aufwogen. Das Gleiche gilt

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