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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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weidlich über den Aufenthalt, vorzüglich, da dieser es dem Notar ermöglichte, auf dem Verdeck des »Oxus« zu erscheinen, freilich in so erbärmlichem Zustande, daß er sich kaum herauf zu schleppen vermochte.
    »Ah, sieh’ da, Herr Ben Omar? sagte Pierre-Servan-Malo mit ironischem Ernste. Wahrlich, hätte Sie fast gar nicht wiedererkannt!… Sie werden wohl nicht mehr bis ans Ziel der Reise kommen!… Ich an Ihrer Stelle… ich bliebe gleich in Aden zurück….
    – Das möcht’ ich wohl gern, antwortete der Unglückliche, dessen Stimme zum schwachen Lispeln geworden war.
     

    Im Gedanken versunken, auf einer Bank sitzend… (S. 133.)
     
    Einige Tage der Ruhe könnten mich ja… wieder herstellen, und wenn Sie das nächste Packetboot abwarten….
    – Bedaure sehr, Herr Ben Omar. Ich hab’ es eilig, Ihnen die für Sie bestimmte hübsche Tantième auszuliefern; da kann ich mich unterwegs leider nicht aufhalten.
    – Ist’s denn noch weit von hier?…
    – Mehr als weit!« antwortete Meister Antifer, der mit der Hand einen Kreis von unglaublichem Durchmesser beschrieb.
    Ben Omar schlich darauf wieder in seine Cabine. Das kurze Gespräch hatte ihm wenig Trost gewährt.
    Juhel und der Frachtschiffer kehrten zur Zeit der Tafel wieder auf das Schiff zurück, ohne von ihren Erlebnissen zu erzählen, denn Meister Antifer hätte ihnen doch nicht zugehört.
    Am Nachmittag des nächsten Tages stach der »Oxus« wieder in See, konnte aber von der indischen Amphitrite – Gildas Tregomain sagte »Amphitruite« – kein großes Rühmens machen. Die Göttin zeigte sich eigensinnig, launisch, nervös, was man an Bord gar zu deutlich fühlte. Von Ben Omar wollen wir lieber schweigen. Doch wenn man den in ein Tuch gehüllt, nach dem Verdeck getragen, wenn man ihn, mit einer Kanonenkugel an den Füßen, nach dem Fußschemel der Göttin hinuntergesendet hätte, er würde nicht mehr Kraft gehabt haben, gegen das Unzeitgemäße dieser Bestattung zu protestieren.
    Erst am dritten Tage ließ das schlechte Wetter nach, als der Wind nach Nordost umsprang, wodurch der Dampfer unter den Schutz der Küste von Hadramaut kam.
    Wir brauchen wohl nicht zu versichern, daß Saouk, wenn er sich von den Unbilden der Fahrt auch körperlich keineswegs belästigt fühlte, doch geistig nicht in der gleich guten Verfassung war. Ihn wurmte es, von der Gnade des verwünschten Franzosen abhängig zu sein, ihm das Geheimniß der Insel nicht haben entlocken zu können und ihm folgen zu müssen, nach Mascat, nach Sunate, nach Bombay, oder wo der »Oxus« sonst einen Hafen anlief. Das war nicht dazu angethan, ihn bei guter Laune zu erhalten.
    Diese Ungewißheit und Unkenntniß reizten Saouk im Gegentheil mit jeder Stunde mehr, er hätte jenes Geheimniß am liebsten den Eingeweiden des Meister Antifer entrissen.
    Immer wieder bemühte er sich, einzelne zwischen diesem und seinen Begleitern gewechselte Worte aufzuschnappen. Da diese glaubten, daß er kein Französisch verstehe, konnte sie seine Anwesenheit nicht genieren. Doch auch das war vergeblich. Im Gegentheil schienen die Drei gegen den angeblichen Schreiber Verdacht zu haben, jedenfalls wichen sie ihm absichtlich aus, was Saouk natürlich nicht entgehen konnte.
    Der »Oxus« hielt sich gegen zwölf Stunden in Birbat an der arabischen Küste auf. Von da aus steuerte er längs des Gebietes von Oman hin und auf Mascat zu. Noch zwei Tage, und er mußte das Cap Raz-el-Had umschiffen und vierundzwanzig Stunden später die Hauptstadt des Imanats erreichen, womit Meister Antifer am vorläufigen Ziel seiner Reise ankam.
    Es war übrigens die höchste Zeit. Je näher der Malouin seinem Ziele kam, desto nervöser und ungeselliger wurde er. Nur das ersehnte Eiland beschäftigte noch seine Gedanken, jene Gold-und Diamantengrube, die ihm angehörte. Er sah schon eine Höhle Ali Baba’s vor sich, deren Eigenthum ihm gesetzmäßig im Lande der Tausend und eine Nacht, wohin Kamylk-Pascha ihn entführte, überwiesen worden war.
    »Wißt Ihr, begann er eines Tages zu seinen Gefährten, daß, wenn das Vermögen des braven Aegypters…«
    Er sprach in familiärster Weise, wie etwa ein Neffe von dem amerikanischen Onkel gesprochen hätte, dessen Hinterlassenschaft er antrat.
    »…. Wißt Ihr, daß ich, wenn jenes Vermögen aus Goldbarren bestanden hätte, sehr in Verlegenheit gekommen wäre, es nach Saint-Malo zu befördern?
    – Das glaube ich Dir, Onkel, antwortete Juhel.
    – Ich meine doch, wagte der Frachtschiffer

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