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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Breite.
    Nach den Angaben in jenem Briefe Kamylk-Paschas hatte man das Eiland also achtundzwanzig Bogenminuten im Osten von Sohar und zweiundzwanzig Minuten nördlich zu suchen, das bedeutet eine Entfernung zwischen vierzig und fünfzig Kilometer vom Lande.
    In Sohar giebt es nicht viel Gasthäuser, sondern nur eine Art Karawanserei, worin einige Zimmer oder vielmehr Zellen, die den Hof kreisförmig umgeben, mit je einer Lagerstätte versehen sind. Dorthin führte der dienstwillige Dolmetscher Selik auch Meister Antifer, dessen Neffen und dessen Freund.
    »Welches Glück, rief Gildas Tregomain immer wieder, einen so gefälligen Araber gefunden zu haben! Es ist nur bedauerlich, daß er nicht französisch oder wenigstens bretonisch spricht!«
    Jedenfalls verständigten sich Juhel und Selik hinreichend für das, was sie einander zu sagen hatten. An diesem Tage verlangte es nach den Beschwerden der Reise Juhel und den Frachtschiffer natürlich nach nichts anderem als nach einer tüchtigen Mahlzeit und einem darauffolgenden zwölfstündigen Schlummer.
    Es war aber nicht leicht, auch Meister Antifer diesem so vernünftigen Plane geneigt zu machen. Immer erhitzt von seinem Verlangen, jetzt, wo er sich »seinem« Eilande so nahe befand, wollte er von Verzögerung nichts mehr wissen, sondern auf der Stelle ein Fahrzeug miethen. Wer könnte ans Ausruhen denken, wenn es sich nur noch um einen Katzensprung handelte… einen Katzensprung von kaum einem Dutzend Lieues, um den Fuß auf den Winkel der Erde zu setzen, wo Kamylk-Pascha seine verlockenden Fässer vergraben hatte!
    Kurz, es gab einen erregten Auftritt, der den Beweis lieferte, bis zu welchem Grade von Ungeduld, Nervosität – Erethismus, könnte man sagen – der Onkel Juhels gekommen war. Endlich begann er sich zu beschwichtigen. Es mußten doch einige Vorsichtsmaßregeln getroffen werden…. Zu viel Eifer konnte der Polizei von Sohar verdächtig vorkommen. Der Schatz würde ja binnen jetzt und vierundzwanzig Stunden auch nicht verschwinden….
    »Wenn er überhaupt da ist, sagte Gildas Tregomain für sich. Mein armer Freund schnappte unbedingt über, wenn er nicht da wäre oder gar nicht mehr da wäre!«
    Und die Befürchtungen des wackern Frachtschiffers schienen sich in gewissem Grade bestätigen zu sollen.
    Bedenken wir übrigens, daß, wenn Meister Antifer in seinen Hoffnungen betrogen, Gefahr lief, geisteskrank zu werden, so mußte die nämliche Enttäuschung auf Saouk eine Wirkung hervorbringen, die zwar nicht die gleiche, doch deshalb von nicht minder schrecklichen Folgen zu werden drohte. Der falsche Nazim ließ sich dann gewiß zu Wuthausbrüchen hinreißen, denen sich Ben Omar nicht ohne Schaden zu entziehen vermochte. Das Fieber der Ungeduld schüttelte ihn ganz ebenso wie den Malouin, und man kann sicher sein, daß diese Nacht wenigstens zwei Reisende in ihren Zellen die Augen nicht schlossen. Sie zogen ja auf zwei verschiedenen Wegen demselben Ziele zu. Wenn der eine nur den Tag erwartete, um ein Fahrzeug zu acquirieren, so dachte der andre nur daran, einige zwanzig entschlossene Schurken zu engagieren, die er durch den Köder einer reichen Belohnung an sich fesseln wollte, um den Raub des Schatzes auf der Rückreise zu versuchen.
    Das Morgenroth erschien und verkündete mit den ersten Sonnenstrahlen den Anbruch des denkwürdigen Tages des 28. März.
    Natürlich erschien es gerathen, die Anerbietungen Selik’s sich zu nutze zu machen, und Juhel fiel die Aufgabe zu, mit dem gefälligen Araber alles so vorzubereiten, daß es zum guten Ende führte. Letzterer, dessen Verdacht immer mehr und mehr anwuchs, hatte die Nacht gleich im Hofe der Karawanserei zugebracht.
    Juhel war in einiger Verlegenheit wegen des Dienstes, um den er Selik angehen wollte. Man stelle sich nur vor: drei Europäer, die am Tage vorher von Sohar eingetroffen sind, suchen sofort ein Fahrzeug…. Es handle sich dabei um eine Lustfahrt… denn einen andern Vorwand konnte man ja nicht machen… eine Lustfahrt durch den Golf von Oman, die höchstens achtundvierzig Stunden dauern würde… mußte ein solches Vorhaben nicht auffallen? Vielleicht beunruhigte sich Juhel doch etwas zu viel darum, daß der Dolmetscher in diesem Vorschlage etwas gar so Sonderbares finden könne.
    Doch wie dem auch sein mochte, die Sache mußte zu Ende kommen, und sobald er Selik begegnete, bat ihn Juhel, ihm ein Fahrzeug zu beschaffen, das im Stande wäre, mehrere Tage lang die offne See zu halten.
    »Wollen Sie

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