Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
zugegen zu sein, könnte Ihnen dann nicht die ganze Erbschaft bestritten werden und gäb’ das nicht Anlaß zu einem Proceß, den Sie gewiß verlieren würden?
    – Ja, das mag sein.
    – Endlich, lieber Onkel, fühlen Sie sich verpflichtet, die Gesellschaft Ben Omar’s bei der Nachsuchung auf dem Golf mit in den Kauf zu nehmen?
    – Ja.
    – Stimmen Sie also zu, daß ihm gesagt werde, er solle sich bereit halten, mit uns abzufahren?
    – Nein!« antwortete Meister Antifer.
    Dieses »Nein!« wurde mit so schrecklicher Stimme hervorgestoßen, daß es wie eine Bombe die Brust des Notars traf.
    »Ah so, mischte sich jetzt Gildas Tregomain ein, Du willst nicht Vernunft annehmen, Du hast aber Unrecht! Warum sich gegen Wind und Fluth auflehnen? Du kannst nichts besseres thun, als Juhel anzuhören und seinem Rathe zu folgen. Der Ben Omar ist mir gewiß ebensowenig angenehm wie Dir. Da wir uns ihn aber nicht von den Schultern schütteln können, so müssen wir schon gute Miene zum bösen Spiel machen« u.s.w.
    Es war selten, daß Gildas Tregomain sich eine so lange Rede leistete, und noch seltner, daß sein Freund sie ihn vollenden ließ. Freilich ballte er die Hand, arbeitete er mit den Kinnladen und verzog er das Gesicht ganz entsetzlich, während der Frachtschiffer seinen Rosenkranz abbetete. Letzterer glaubte, befriedigt von seiner Eloquenz, vielleicht gar, den starrsinnigen Bretonen besiegt zu haben, als sein letzter Satz zu Ende war.
    »Bist Du fertig, Frachtschiffer? fragte der Meister Antifer.
    – Ja, antwortete Gildas Tregomain mit einem triumphierenden Seitenblick auf Juhel.
    – Und Du auch, Juhel?
    – Ja, lieber Onkel.
    – Schön; nun könnt’ Ihr Euch alle beide zum Teufel scheeren!… Verhandelt meinetwegen mit diesem Federfuchser, so viel Ihr wollt…. Von mir… von mir wird er nichts andres hören, als daß ich ihn für einen Spitzbuben halte… wie er es verdient!… Und nun guten Tag oder guten Abend, wie Ihr das wollt!«
    Dazu wetterte Pierre-Servan-Malo das ganze Lexikon der Seemannssprache herunter, so daß ihm dabei, wie die Kugel aus dem Blasrohr, sein Kiesel aus dem Munde flog, und ohne sich weiter zu besinnen, drehte er den übrigen den Rücken zu und verschwand. Immerhin hatte Juhel seinen Zweck, wenigstens zum Theil, erreicht. Sein Oheim konnte, da er sich der Sachlage nicht zu verschließen vermochte, nichts mehr dagegen haben, den Notar von ihren nächsten Absichten zu unterrichten. Da dieser, von Saouk gedrängt, nach dem Weggang des Malouin etwas weniger furchtsam herantrat, bedurfte es dazu nur einiger Worte.
    »Mein Herr, begann Ben Omar, der durch die Unterwürfigkeit seiner Haltung die Kühnheit seines Unterfangens wett zu machen wünschte, Sie werden verzeihen, wenn ich mir erlaube…
    – Nur gerade herausgesprochen, fiel ihm Juhel ins Wort. Was wünschen Sie?
    – Zu wissen, ob wir nun am Ziele der Reise sind?
    – So ziemlich.
    – Wo ist also das Eiland, das wir suchen?
    – Das liegt etwa ein Dutzend Meilen seewärts von Sohar.
    – Ah, rief Ben Omar, da müßten wir noch einmal zu Schiffe gehen?
    – Natürlich.
    – Ach, und das paßt Ihnen wohl gar nicht?« sagte der Frachtschiffer mit Theilnahme für den armen Mann, der schon bei dem Gedanken daran allen Halt zu verlieren schien.
    Saouk beobachtete ihn, doch scheinbar gleichgiltig – so gleichgiltig wie Einer, der die Sprache, die vor ihm gesprochen wird, nicht im geringsten versteht.
    »Na, na, nur Muth, redete ihn Gildas Tregomain zu. Zwei bis drei Tage Seefahrt, die gehen schnell vorüber. Ich glaube, Sie werden noch auf einem Schiffsdeck stehen lernen!… Wenn man Omar heißt….«
    Der Notar schüttelte den Kopf, nachdem er sich den kalten Schweiß von der Stirn gewischt hatte. Dann fuhr er kläglichen Tones fort:
    »Und wo denken Sie sich einzuschiffen, mein Herr?
    – Hier auf der Stelle.
    – Wann?
    – Sobald unser Fahrzeug zum Auslaufen fertig ist….
    – Und das wird sein?
    – Vielleicht noch heute Abend, wenn nicht, jedenfalls morgen früh. Halten Sie sich also bereit, mit abzufahren, auch mit Ihrem Schreiber Nazim, wenn der Ihnen so unentbehrlich ist.
    – Ja, ja… ich werde bereit sein, seufzte Ben Omar.
    – Und Allah erbarme sich Ihrer!« setzte Gildas Tregomain hinzu, der in Abwesenheit des Meister Antifer seiner natürlichen Herzensgüte freien Lauf lassen konnte.
    Ben Omar und Saouk brauchten nun nichts weiter zu erfahren, als die Lage des berühmten Eilandes. Da der junge Kapitän diese aber nicht

Weitere Kostenlose Bücher