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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Haus des Banquiers und Saouk wartete draußen.
    Das linke Hintergebäude enthielt das Comptoir. Im Hofe befand sich niemand. Dieser schien ebenso verlassen, als ob das Bankhaus an demselben Morgen in Folge von Zahlungseinstellung geschlossen worden wäre.
    Der Banquier Zambuco hatte aber nicht falliert.
    Der tunesische Geldhändler war ein mittelgroßer, etwa sechzigjähriger Mann, mager und nervös, mit lebhaften, stechenden, doch unsteten Augen, bartlosem Gesicht, gelblichem Teint, grauem Haar, das wie eine Filzmütze auf seinem Schädel geleimt saß, mit leicht gekrümmtem Rücken und faltigen Händen, die in lange Hakenfinger ausliefen. Er besaß noch ein volles Gebiß, das gern zwischen den dünnen Lippen hervorschimmerte. Wenn auch kein erfahrner Beobachter, erkannte Meister Antifer doch, daß er in Zambuco keine sympathische Persönlichkeit vor sich hatte, mit der in Beziehung zu treten, für ihn kein Vergnügen sein würde.
    In der That war der Banquier mehr ein Wucherer, ein Pfandleiher, der ebensogut als Jude wie als Malteser hätte geboren sein können. Solcher Malteser giebt es in Tunis übrigens zwischen fünf-und sechstausend Exemplare.
    Von Zambuco sagte man, daß er durch allerhand nicht ganz reinliche Bankoperationen – durch solche, die man mit »Vogelleim an den Fingern« ausführt – ein beträchtliches Vermögen zusammengescharrt habe. Reich war er in der That und bildete sich auch etwas darauf ein. Seiner Meinung nach konnte man aber nie reich genug sein, um nicht noch reicher werden zu können. Die Leute erklärten ihn für einen mehrfachen Millionär und irrten hierin nicht, trotz des mehr als bescheidenen Aussehens seines Hauses – das ja auch den Meister Antifer getäuscht hatte. Jedenfalls sparte dieser Zambuco an allen Ecken und Enden und hatte sich wohl vieler Bedürfnisse entwöhnt, um nur Gold zusammenzuhäufen. Bei seinem Geize hatte er es denn zu mehreren Millionen gebracht, die fast zinslos im Cassenschranke ruhten.
    Daß ein solcher Knauser Hagestolz bleiben mußte, liegt am Ende auf der Hand, und wenn das Cölibat in irgend einem Falle eine gewisse Berechtigung hat, so ist es in dem der Leute dieses Schlages. Zambuco war es auch niemals eingefallen, sich verehelichen zu wollen, und das sei »ein wahres Glück für seine Frau« – so spotteten die Witzbolde des Malteserviertels. Von näheren Verwandten, außer einer Schwester des Mannes, wußte man auch nichts. Die früheren Generationen Zambuco’s liefen in ihm zusammen. Er lebte als Einsiedler in seinem Hause, eigentlich in seinem Comptoir, oder noch richtiger, in seinem »Feuerfesten«, und hatte nur eine alte Tuneserin zur Bedienung, die ihm an Nahrung und Lohn blutwenig kostete. Was einmal in diese Höhle hineintrat, das kam nicht wieder heraus. Meister Antifer bekam es hier also mit einem etwas eigenthümlichen Rivalen zu thun, von dem man sich fragen durfte, welchen Dienst er Kamylk-Pascha einst wohl geleistet haben könnte.
    Und doch läßt sich das in einigen Zeilen klar machen.
    Mit siebenundzwanzig Jahren und vater-und mutterlos – wozu hätten ihm Eltern, um die er sich doch nicht bekümmert haben würde, auch genützt? – hatte Zambuco in Alexandria gewohnt. Daselbst betrieb er, mit Scharfsinn und unermüdlicher Ausdauer, allerlei Courtagegeschäfte, nahm von Käufern und Verkäufern Aufträge entgegen und spielte also vorläufig den Geldvermittler um später Geldhändler zu werden – nebenbei gesagt, das einträglichste Handwerk für die menschliche Intelligenz.
    Im Jahre 1829 kam, wie erinnerlich, Kamylk-Pascha, der für sein von seinem Vetter Murad begehrtes Vermögen fürchtete, der Gedanke, seinen Besitz zu realisieren und seine Schätze nach Syrien zu schaffen, wo er sie für sichrer als in irgend einer Stadt Aegyptens hielt. Zu dieser umfänglichen Operation brauchte er einige Agenten, als welche er nur vertrauenswürdige Landesfremde wählen wollte. Diese Leute setzten dabei selbst viel aufs Spiel, mindestens ihre Freiheit, wenn sie den reichen Aegypter gegen den Vicekönig unterstützten. Der junge Zambuco gehörte zu ihnen. Mit Feuereifer, der auch genügend belohnt wurde, ging er an die Sache, reiste wiederholt nach Aleppo und trug überhaupt am meisten dazu bei, die Schätze seines Klienten in Sicherheit zu bringen.
    Das ging nicht ohne Schwierigkeiten und Gefahren ab, und nach dem Weggange Kamylk-Paschas wurden einige Agenten desselben, darunter Zambuco – die der Polizei Mehemet Ali’s

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