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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mühe bemeisternd, Ihre Ruhe ist zum toll werden!… Sie sprechen von dieser Geschichte mit einer Gleichgiltigkeit…
    – Pah!… machte der Banquier.
    – Wie… was… pah!… Wenn sich’s um hundert Millionen handelt…«
    Um die Lippen Zambuco’s flog nur ein verächtliches Lächeln. Der Mann machte sich aus einer Million so viel wie aus einer Orangenschale oder aus einem Citronenkern.
    »Hah, der Spitzbube! dachte Antifer, der ist doch schon hundertfacher Millionär!«
    In diesem Augenblick lenkte der Banquier das Gespräch jedoch auf ein andres Gebiet, um zu erfahren, was er noch nicht wußte, das heißt in Folge welcher Verkettung der Verhältnisse er den Besuch dieses Malouin erhielte. So begann er in sehr ungläubigem Tone und während er die Brillengläser mit einem Taschentuchzipfel abwischte:
    »Glauben Sie denn übrigens im Ernste an diese Geschichte mit dem Schatze?
    – Ob ich daran glaube! Wie ich an die heilige Dreieinigkeit in drei Personen glaube!«
    Das versicherte er mit einer Ueberzeugung, mit einer Glaubensfestigkeit, die nur ein bretonischer Bretagner auszudrücken vermag.
    Darauf erzählte er alles Vorhergegangene, unter welchen Umständen sein Vater im Jahre 1799 dem Pascha das Leben gerettet habe, wie 1842 in Saint-Malo ein geheimnißvoller Brief eingetroffen sei, der die Stelle des Schatzes auf dem zu suchenden Eilande bezeichnete; wie er, Antifer, das nur ihm allein bekannte Geheimniß von seinem sterbenden Vater erhalten und er zwanzig volle Jahre auf das Erscheinen des angekündigten Boten gewartet habe. Dann schilderte er das Zusammentreffen mit Ben Omar, der ihm die ersehnte Länge gebracht hätte… u.s.w., die Reise, in Begleitung seines Neffen Juhel und seines Freundes Tregomain, nach dem Golfe von Oman und schließlich, daß sich an der mit einem Doppel-
K
bezeichneten Stelle nur ein Kasten mit einem Document darin gefunden hätte, das die Länge eines zweiten Eilandes angab, die er, Antifer, dem Banquier Zambuco in Tunis mitzutheilen habe, der wiederum die Breite besitzen würde, die zur Lagebestimmung des zweiten Eilandes unentbehrlich wäre.
    So gleichgiltig er sich zu sein stellte, hatte der Banquier diesen Bericht doch mit gespanntester Aufmerksamkeit angehört. Ein leichtes Zittern der Finger verrieth seine innere Erregung.
    Als Meister Antifer, dem dicke Schweißtropfen von der Stirn fielen, geendigt hatte, begnügte sich Zambuco zu sagen:
    »Ja… wirklich… das Vorhandensein des Schatzes scheint hierdurch außer Zweifel zu stehen. Welches Interesse konnte aber Kamylk-Pascha daran haben, in dieser merkwürdigen Weise zu verfahren?…«
    In der That, dieses Interesse war nicht sofort zu begreifen.
    »Was man davon denken soll, antwortete Meister Antifer, das ist… doch zunächst, Herr Zambuco, sind Sie an den Kreuz-und Querzügen des Paschas in irgend einer Weise betheiligt gewesen?… Haben auch Sie ihm irgend welchen Dienst erweisen können?
    – Gewiß… sogar einen großen.
    – Bei welcher Gelegenheit?
    – Als er sein Vermögen zu Gelde machen wollte, während er noch in Kairo wohnte, wo ich mich jener Zeit ebenfalls aufhielt.
    – Nun ja… das Eine ist klar… er hat an der Hebung des Schatzes die zwei Personen betheiligen wollen, denen er eine gewisse Dankbarkeit schuldig zu sein glaubte… Sie… und an Stelle meines Vaters… mich.
    – Und warum nicht noch Andre? bemerkte der Banquier.
    – Herr, sagen Sie das nicht! rief Meister Antifer, der den Tisch durch einen gewaltigen Faustschlag erschütterte. Es ist schon an Zweien genug… eigentlich zu viel….
    – Ja freilich, bestätigte der Banquier. Doch ich bitte noch um eine gefällige Erklärung. Warum hat Sie jener Notar von Alexandria bei ihren Nachsuchungen begleitet?
    – Eine Clausel des Testaments sichert ihm eine Provision unter der ausdrücklichen Bestimmung zu, daß er persönlich der Hebung jenes Schatzes beiwohnt….
    – Und wie viel beträgt jene Provision?
    – Ein Procent.
    – Ein Procent!… Der Spitzbube!
    – Der Spitzbube!… Ja, das ist für ihn der rechte Name, rief Meister Antifer, und glauben Sie mir, ich hab’ ihm diesen auch nicht vorenthalten!«
    Das war also eine Qualification, über die die beiden Erben wunderbar übereinstimmten, und so wenig interessiert der Banquier Zambuco auch bei der ganzen Sache zu erscheinen sachte, darf man doch glauben, daß jenes Wort ihm aus dem Herzen kam.
    »Nun, fuhr der Malouin fort, sind Sie in die Sachlage eingeweiht, und ich sehe keinen

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