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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Hundertmillionen-Geheimniß schon einem Dritten bekannt….
    Beim Verlassen des Hôtels hatte Meister Antifer, ohne zu sagen, wohin er wolle, einen Führer verlangt, und bald verschwand er mit diesem um die Ecke einer auf dem Marine-Platze ausmündenden Straße.
    »Da er uns nicht braucht… hatte der Frachtschiffer hingeworfen.
    –… Gehen wir eben spazieren, fiel Juhel ein, und schaffen zuerst meinen Brief nach der Post.«
    Von dem nahe beim Hôtel gelegnen Postgebäude aus schlenderten sie dann nach Bab-el-Mandeb, dem Thore des Meeres, um von hier aus um die, Tunis in der Länge von zwei Lieues umschließende, zinnengekrönte Mauer zu lustwandeln.
    Kaum hundert Schritte vom Hôtel aber hatte Meister Antifer zu seinem Führer-Dolmetscher gesagt:
    »Sie kennen doch wohl den Banquier Zambuco?
    – Den kennt hier jedes Kind.
    – Und er wohnt…?
    – In der Untern Stadt, im Malteserviertel.
    – Zu ihm sollen Sie mich führen.
    – Ganz zu Ihrem Befehl, Excellenz.«
    Hierzulande sagt man »Excellenz«, wo man bei uns nur »Herr« gebraucht.
    Meister Antifer ging nach der Untern Stadt. Den Merkwürdigkeiten des Weges schenkte er freilich keinerlei Beachtung, weder hier einer der Moscheen, von denen es in Tunis hunderte giebt, die alle von schlanken Minarets überragt werden, noch den Ueberresten aus der Römer-oder Saracenenzeit; noch weiterhin einem schönen, von Feigenbäumen und Palmen beschatteten Platze, den engen Straßen mit ihren Auge in Auge gegenüberliegenden Häusern, die hier steigen, dort fallen und von düstern Läden besetzt sind, welche Lebensmittel, Stoffe und Schmuckwaaren enthalten, je nachdem sie das Quartier der Franken, der Italiener und der Juden oder der Malteser versorgen. Pierre-Servan-Malo dachte nur an seinen bevorstehenden Besuch, den ihm Kamylk-Pascha aufgenöthigt hatte, und an den Empfang, den er finden würde…. Nun, er meinte, wenn man einem Manne so fünfzig Millionen ins Haus trägt, darf man sich eines freundlichen Empfanges wohl versichert halten.
    Nach halbstündigem Marsche war das Malteserviertel erreicht. Es ist nicht gerade das sauberste der hundertfünfzigtausend Einwohner zählenden Stadt, die sich, vorzüglich in den älteren Theilen, überhaupt nicht durch Reinlichkeit auszeichnet. Jener Zeit wehte übrigens das Banner Frankreichs noch nicht von ihren Zinnen.
     

    Meister Antifer ging nach der Untern Stadt. (S. 215.)
     
    Am Ende einer Straße, vielmehr eines Gäßchens in diesem Handelsviertel, blieb der Führer vor einem, von außen recht mittelmäßig erscheinenden Hause stehen. Nach dem Muster aller tunesischen Wohnungen erbaut, bildete es einen würfelförmigen Block mit Terrasse, ohne äußere Fenster, und mit einem Hofe, einem jener »Patios« nach arabischer Mode, von dem aus die Zimmer Licht erhalten.
     

    Meister Antifer schenkte den Merkwürdigkeiten des Weges keinerlei Beachtung. (S. 215.)
     
    Der Anblick dieses Bauwerkes erregte in Meister Antifer nicht den Gedanken, daß sein Inhaber in Ueberfluß schwimmen – er sagte: »seinen Kiel eintauchen« – könnte, und das hielt er für den Ausgang seines Vorhabens für um so besser.
    »Hier haust also der Banquier Zambuco? fragte er den Führer.
    – Allerdings, Excellenz.
    – Das ist sein Bankhaus…?
    – Gewiß.
    – Eine andre Wohnung hat der Mann nicht?
    – Nein, Excellenz.
    – Gilt er denn für reich?
    – Der besitzt Millionen!
    – Sapperment! stieß Meister Antifer hervor.
    – Ist aber ebenso geizig, wie reich.
    – Tausendsapperment!« platzte Meister Antifer heraus.
    Hiermit entließ er den »Excellenz«-Burschen, der nach dem Hôtel umkehrte.
    Natürlich war Saouk den beiden nachgegangen, ohne sich sehen zu lassen. Jetzt wußte er, wo Zambuco wohnte, und überlegte, ob er, vorzüglich wenn die beiden Erben etwa in Uneinigkeit geriethen, daraus nicht Nutzen ziehen könnte. Ja, hätte Antifer, als sie sich alle auf dem Eiland Nummer Eins befanden, neben dem Namen Zambuco auch die neue Längenangabe fallen lassen, so würde er ihm vorausgeeilt sein und sich mit dem Tunesier – unter oder ohne Zusicherung eines Antheils an dem zu hebenden Schatze – verständigt haben. Dabei fiel ihm freilich wieder ein, daß das Document nicht ihn, sondern den Meister Antifer als Erbberechtigten bezeichnete… doch… gleichgiltig, er wollte sein Ziel verfolgen, und wenn der Malteser und der Malouin erst in Besitz ihrer Legate waren, hoffte er sie beide berauben zu können.
    Pierre-Servan-Malo trat in das

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