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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Französisch, das dem Bewohner von Languedoc oder der Provence ganz gut angestanden hätte:
    »Mit wem habe ich die Ehre…
    – Mit dem Küstenschiffs-Kapitän Antifer,« antwortete der Malouin, überzeugt, daß diese fünf Worte einen Aufschrei Zambuco’s und dessen Emporschnellen vom Stuhle zur Folge haben müßten. Statt dessen lautete die kurze Antwort aber nur:
    »Sie… endlich!«
    Der Banquier fuhr weder in die Höhe, noch kam ein Aufschrei aus seinem zusammengekniffenen Munde. Ein aufmerksamer Beobachter hätte jedoch bemerkt, daß hinter der Brille ein Blitz aufleuchtete – ein Blitz, den die niedersinkenden Augenlider sofort verhüllten.
    »Ich sagte Ihnen, daß ich der Meister Antifer bin.
    – Hab’ es schon verstanden.
    – Antifer, Pierre-Servan-Malo, Sohn des Thomas Antifer aus Saint-Malo… Ille et Villaine… Bretagne… Frankreich…
    – Besitzen Sie einen auf mich gezogenen Creditbrief? fragte der Banquier, ohne daß seine Stimme die leiseste Erregung verrieth.
    – Einen Creditbrief?… Ja! erwiderte Meister Antifer, ganz außer Fassung über den mehr als kühlen Empfang. Einen Creditbrief auf hundert Millionen.
     

    Der Führer blieb vor einem mittelmäßig erscheinenden Hause stehen. (S. 215.)
    – So geben Sie ihn her!« erwiderte Zambuco nachlässig, als handelte es sich um eine Sache von wenigen Piastern.
     

    Banquier Zambuco.
     
    Der Malouin fühlte sich plötzlich aus dem Sattel gehoben. Wie? Seit zwanzig Jahren war dieser phlegmatische Banquier unterrichtet, daß er einst seinen Antheil an einem kaum glaublichen Schatze erhalten, daß eines Tages ein gewisser Antifer erscheinen würde, um ihm diesen, so zu sagen, ins Haus zu tragen, und er ließ sich in diesem Augenblicke gar nicht aus der Ruhe bringen? Er gab kein Zeichen des Erstaunens, der Befriedigung von sich?… Sollte das Document einen Fehler enthalten haben?… Hätte er sich an jemand anders als an diesen tunesischen Malteser zu wenden?… War der Banquier Zambuco nicht der Besitzer der Breite, die die Eroberung des zweiten Eilandes ermöglichen sollte?…
    Vom Kopf bis zu den Füßen durchrieselte den enttäuschten Miterben ein erkältender Schauer. Das Blut stürmte ihm zum Herzen zurück, so daß er kaum Zeit gewann. sich niederzusetzen. Ohne eine Bewegung, ihm beizuspringen, betrachtete der Banquier ihn durch die Brille, während um seine Lippen ein leichtes Zucken spielte. Wenn er sich nicht bemüht hätte, sie zurückzuhalten, wären ihm die Worte entflohen:
    »Nicht sehr stark, der Matrose hier!«
    Das bedeutete: »Mit dem ist leicht fertig zu werden!«
    Pierre-Servan-Malo hatte sich inzwischen gefaßt. Nachdem er sich mit dem Taschentuche das Gesicht abgetrocknet hatte, fragte er, mit der großen Hand kräftig auf den Tisch schlagend:
    »Sie sind doch der Banquier Zambuco?
    – Ja… in Tunis der einzige dieses Namens.
    – Und Sie haben mich nicht erwartet?…
    – Nein.
    – War Ihnen mein Erscheinen nicht längst angekündigt?…
    – Wie sollte das geschehen sein?…
    – Durch den Brief eines gewissen Pascha…
    – Eines Pascha? warf der Banquier dazwischen. Briefe von Paschas hab’ ich schon hunderte erhalten…
    – Kamylk-Pascha… aus Kairo?…
    – Daß ich nicht wüßte.«
    Dieses ganze Spiel Zambuco’s ging darauf hinaus, daß Meister Antifer sich ihm völlig offenbaren und ihm seine Waare, das heißt seine Länge, anbieten sollte, ohne daß er seine Breite dafür anbot. Immerhin sah er bei Nennung des Namens Kamylk-Paschas so aus, als ob ihm dieser Name nicht unbekannt wäre. Er sachte im Schranke seines Gedächtnisses nach.
    »Halt, warten Sie, sagte er, die Brille anders rückend. Kamylk-Pascha… von Kairo?…
    – Ja, erklärte Meister Antifer, eine Art ägyptischer Rothschild, der ein ungeheures Vermögen in Gold, Diamanten und Edelsteinen besaß…
    – Richtig, dessen entsinn’ ich mich…
    – Und der Sie benachrichtigt haben muß, daß die Hälfte dieses Vermögens eines Tages Ihnen zufallen solle….
    – Sie haben recht, Herr Antifer, ich muß den betreffenden Brief irgendwo aufgehoben haben….
    – Wie… irgendwo!… Sie wissen nicht einmal, wo er ist?…
    – O, bei mir kommt nichts weg… Ich werd’ ihn schon wiederfinden.«
    Bei dieser Antwort verriethen die Haltung des Meisters Antifer und seine sich zusammenballenden Hände deutlich, daß er den Banquier den Hals umdrehen würde, wenn der Brief sich nicht wiederfand.
    »Das muß einer sagen, Herr Zambuco, sagte er, sich mit

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