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Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Meister der Stimmen: Roman (German Edition)

Titel: Meister der Stimmen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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seine Wasser schäumten, bis er wieder zuschlug und wieder zurückgeworfen wurde.
    Gerade als Miranda sich an das neue Muster gewöhnte, schoss eine seltsam vertraute Geistermacht wie ein Pfeil durch das schwarze Wasser und ließ mit einem einzigen Wort alles erstarren.
    Stopp.
    Die Wellen hielten inne. Das Wasser erstarrte. Selbst Miranda zögerte und schlug die Hände vor den Mund, um nicht zu schreien. Obwohl das Wort nicht wirklich gesprochen worden war, hätte sie diese Geisterstimme doch überall erkannt. Es war Eli.

Kapitel 27
    M ellinors Wasser zog sich zurück, als hätte jemand den Stöpsel einer Badewanne gezogen. Mirandas Blase zerbrach, sie selbst sackte zusammen und sog keuchend die frische Luft in ihre Lungen. Mellinors Wasser stand immer noch knöcheltief auf dem Boden, aber der Geist beachtete sie nicht länger. Seine Welle hatte sich wieder über das zerstörte Podium zurückgezogen, und seine gesamte Aufmerksamkeit galt der schlaksigen Gestalt, die am Ende des Raumes stand.
    »Wie nervig«, sagte Eli und fuhr sich mit den Händen durch die nassen Haare. »Wir machen uns all die Arbeit, und dann stellt sich heraus, dass der Geist, um den wir uns bemüht haben, ein undankbarer Trottel ist.« Er trat aus dem Krater, der bei seinem Sturz entstanden war, und lächelte zu der riesigen Welle auf. »Es ist Zeit zu gehen.«
    »Ich gehe nirgendwohin, Junge«, zischte der Meeresgeist und sammelte sein Wasser um sich.
    »Das werden wir noch sehen.« Elis Lächeln wurde breiter, und dann öffnete er seinen Geist.
    Der Raum veränderte sich. Jeder Geist, von den Steinen am Boden über die Luft um sie herum bis zu den Kleidern an Mirandas Körper, war plötzlich wach und auf Eli konzentriert, als wäre er das Einzige, was auf der Welt existierte. Sein offener Geist glitt schnell und luftig durch den Thronsaal, aber irgendetwas an ihm war anders. Miranda hatte so etwas noch nie gefühlt, egal ob bei einem Magier oder einem anderen. Es fühlte sich an wie Licht. Anders ließ es sich nicht beschreiben.
    Eli schien gar nicht zu bemerken, dass er der Mittelpunkt all dieser Aufmerksamkeit war. Gelassen setzte er sich in Bewegung, und die Geister machten ihm Platz. Der Dreck der Flut rollte beiseite, um ihm den Weg frei zu machen, genauso wie die geborstenen Steine und das zerbrochene Glas. Miranda beobachtete erstaunt, wie der gesamte Raum sich neu ordnete, um Eli den Gang zu erleichtern. Selbst der Marmor zitterte, als er darauf trat – nicht aus Furcht, sondern vor Aufregung. Es schien, als wollte er unbedingt einen guten Eindruck machen, während der Dieb die letzten Schritte zu dem ruinierten Podium zurücklegte.
    Mellinor hatte sich zu einem wabernden Ball zusammengezogen. Er schwebte über dem Steinhaufen und blitzte abwechselnd in tiefem Blau und nervösem Grau.
    Eli blieb dicht vor dem Geröllhaufen stehen, der einst die erste Stufe zum Podium gewesen war. Er steckte die Hände in die Taschen und sah zu dem zitternden Wasser auf. »Jetzt«, das Wort war erfüllt von Macht, »möchte ich, dass du dich sammelst.«
    Es war keine Versklavung, obwohl Miranda sich genau darauf vorbereitet hatte. Es war eine Bitte. Mellinor zitterte wieder, und große Wellen glitten über seine Oberfläche. »Wie ist das möglich?«, flüsterte das Wasser. »Wieso durfte ich dich so herumschleudern, wenn du doch ihr Zeichen trägst? Hätte ich es nur gewusst, hättest du es mir gezeigt …«
    »Das spielt keine Rolle mehr«, sagte Eli. »Sammle dich einfach. Sonst zerstörst du auch noch den Rest des Thronsaals.«
    Das gesamte Wasser sprang zurück in Mellinors Kugel und wirbelte nervös in dem Wasserball herum, als der Meeresgeist versuchte, sich kleiner zu machen. Zweimal größer als Eli war das Beste, was er erreichen konnte. Er wollte es gerade ein weiteres Mal probieren, als Elis Stimme ihn aufhielt.
    »Das ist genug«, sagte der Dieb. »Verstehe bitte, dass es uns wirklich sehr leidtut, dass dir das alles geschehen ist. Du hast jedes Recht, wütend auf Gregorn und seine Nachkommen zu sein, aber du musst auch unseren Standpunkt verstehen. Dieses Königreich«, er deutete auf die zerstörten Fenster, hinter denen bereits die frühe Morgendämmerung den Himmel erhellte, »gehört dir nicht mehr. Du musst weiterziehen.«
    Die flüssige Sphäre drehte sich langsam um die eigene Achse, und ihr Licht verdunkelte sich zu einem gedämpften Blau. »Wo soll ich hingehen? Hier war meine Heimat, mein Becken und meine Fische. Ohne das

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