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Meister Li 01 - Die Brücke der Vögel

Meister Li 01 - Die Brücke der Vögel

Titel: Meister Li 01 - Die Brücke der Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Hughart
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ist das für ein zorniges Geschrei, oh, du liebevoller, lüsterner Leopard?« fragte Bezaubernde Ping.
    »Ich fürchte, Geizhals Shen bewaffnet seine sieben halb verhungerten Diener mit Keulen, oh, du kostbarstes aller Rosenblätter«, seufzte ich, während ich meine Sandalen, den Umhang, den jadebesetzten Silbergürtel, den vornehmen Quastenhut und den goldgesprenkelten Sezuanfächer zusammensuchte.
    »Barmherziger Buddha! Was für ein abscheuliches Ding dringt so unverschämt durch meine Tür?« stöhnte Bezaubernde Ping. »Ich fürchte, das ist ein Haufen Ziegenmist, unter dem du Geizhals Shen finden wirst. Leb wohl, du Verführung des Universums«, sagte ich und sprang durch das Fenster auf die Straße. Li Kao wartete dort auf mich. Er war nach einer Nacht mit Fette Fu und Einäugiger Wong bestens ausgeruht, und er schien sich über das Funkeln in meinen Augen zu freuen. Ich bückte mich, und er hüpfte mir auf den Rücken. Ich rannte durch die Straßen auf die Stadtmauer zu, während Geizhals Shen hinter uns schrie: »Gebt mir meine fünfhundert Goldstücke zurück!«
     

6.
Eine liebreizende Dame
     
    Unser Weg zum Haus der Ahne führte durch hohe Berge, und die meiste Zeit trug ich Meister Li auf dem Rücken. Meeresrauschen erfüllte den weiten Himmel, wenn der Wind durch die hohen Bäume blies - Kiefernbrandung sagen die Poeten -, und die Wolken erinnerten an weiße Segel, die über ein endloses blaues Meer glitten. Eines Tages stiegen wir den letzten Berghang in ein grünes Tal hinunter, und Li Kao wies auf einen niedrigen Hügel vor uns. »Der Sommersitz der Ahne müßte sich auf der anderen Seite befinden«, sagte er. »Ehrlich gesagt, ich freue mich darauf, sie wiederzusehen.«
    Er lächelte bei der Erinnerung an etwas, das fünfzig Jahre zurücklag.
    »Ochse, wie ich höre, hat sie inzwischen eine ganze Menge zugenommen, doch die Ahne war die schönste Frau, die ich in meinem Leben je gesehen habe - und die charmanteste, wenn sie es darauf anlegte«, erzählte er. »Trotzdem ließ irgendetwas an ihr meine Warnlämpchen aufleuchten, und ich mochte eigentlich den alten Wen ganz gern. Nach der Sache mit Procopius und den anderen Barbaren stand ich bei ihm in hoher Gunst - mir war sogar erlaubt, mich dem Thron auf einer Ost-West-Achse zu nähern, anstatt von Süden auf den Knien heranzurutschen. Eines Tages schlängelte ich mich an den Kaiser heran und sagte mit listigem Zwinkern, ich hätte Vorkehrungen getroffen, ein frischverheiratetes Paar bei der glücklichen Vereinigung beobachten zu können. Wen war ein kleiner Voyeur, also schlichen wir uns in meine Räume, ich zog einen kleinen Vorhang und hob pedantisch den Finger.
    » Sohn des Himmels, sagte ich, wie es scheint, kann die Hochzeit mit einer gewissen Art Frau unglückselige Nebenwirkungen haben.
    Bei den Jungverheirateten handelte es sich um Gottesanbeterinnen«, erklärte Meister Li. »Der Bräutigam überließ sich glücklich der Kopulation, und auf mein Stichwort hin verdrehte die errötende Braut den hübschen Hals und biß ihm einfach den Kopf ab. Das Hinterteil des Bräutigams pumpte immer noch weiter, während die Braut seinen Kopf verspeiste, und das sagt etwas über den Sitz seines Gehirns aus. Dem Kaiser kamen einen Augenblick lang gewisse Zweifel an den Hochzeitsglocken, doch die Ahne nahm sich seiner an, und ich wurde ins Exil nach Serendip geschickt. Das war mein Glück, denn ich befand mich nicht in der Nähe, als sie den armen Wen vergiftete und jeden umbrachte, der ihr unter die Augen kam.« Wir erreichten den Kamm des Hügels, und ich blickte voll Entsetzen auf einen Besitz hinunter, der einer gewaltigen Festung glich. Er erstreckte sich über das ganze Tal und war umgeben von zwei hohen parallel verlaufenden Mauern. Im Gang dazwischen patrouillierten Wachen und wilde Hunde, und wohin ich auch blickte, sah ich nur Soldaten.
    »Ich habe gehört, ihr Winterpalast sei wirklich eindrucksvoll«, bemerkte Meister Li ruhig.
    »Können wir tatsächlich in ihre Schatzkammer vordringen und die Wurzel der Macht stehlen?« fragte ich verzagt und kleinlaut. »Ich habe nicht vor, es zu versuchen«, sagte er. »Wir werden die reizende Dame überreden, uns die Wurzel zu bringen. Leider bedeutet das, wir müssen jemanden ermorden, und es hat mir noch nie großen Spaß gemacht, unschuldigen Zuschauern die Kehle durchzuschneiden. Wir wollen beten, daß wir jemanden finden, der es wirklich verdient.« Er stieg den Hügel hinunter.
    »Wenn sie mich

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