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Meister und Margarita

Meister und Margarita

Titel: Meister und Margarita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Artist, – so tut der Fall weniger weh. Also, wo waren wir stehen geblieben? Richtig, beim Stör! Ja, mein Bester: Güte, Güte, oberste Güte – dies sollte der Leitsatz eines jeden Wirts sein. Kosten Sie doch einmal, sofern es beliebt …
    Und im purpurnen Licht des Kamins erglänzte vor Andrej Fokitsch der Degen. Azazello legte auf die goldene Platte ein brutzelndes Fleischstück, besprühte dieses mit etwas Zitrone und drückte dem Wirt eine ebenfalls goldene zweizackige Gabel in die Hand.
    – Haben Sie vielen Dank … ich …
    – Bitte, nur zu!
    Er nahm aus Höflichkeit einen Bissen zu sich. In der Tat! Äußerst frisch und vor allen Dingen ausgesprochen wohlschmeckend. Er kaute an dem duftenden saftigen Fleisch, da blieb es ihm plötzlich im Halse stecken (auch wäre er fast wieder hingefallen): Aus dem Nachbarzimmer kam ein großer dunkler Vogel hereingeflattert – streifte mit dem Flügel leicht Sokows Glatze – flog zum Kaminsims – ließ sich nieder – gleich neben der Uhr – und war eine Eule. »Ach du lieber Gott!«, dachte Andrej Fokitsch, nervös, wie alle Wirte dieser Welt, »wirklich nett, die Wohnung!«
    – Eine Schale Wein? Weiß oder rot? Den Wein welchen Landes präferieren Sie um diese Tageszeit?

    – Haben Sie vielen Dank … ich trinke nicht …
    – Das ist höchst bedauerlich! Es gelüstet Sie wohl mehr nach einer Würfelpartie? Oder ziehen Sie andere Spiele vor? Domino? Karten?
    – Ich spiele nicht –, sagte erschöpft der Wirt.
    – Ein Jammer –, resümierte der Hausherr. – Männer, die weder trinken noch spielen! Die Gesellschaft reizender Damen meiden! Ergötzliche Tafelgespräche missbilligen! Die waren mir immer reichlich suspekt. Solche Leute sind entweder schwer krank oder hassen im Stillen ihre Nächsten. Natürlich soll es auch Ausnahmen geben. Denn selbst unter jenen, die mit mir zechten, fanden sich manchmal unglaubliche Schurken! Aber kommen wir zu Ihrer Angelegenheit.
    – Sie haben gestern, mit Verlaub gesagt, ein paar Tricks gezeigt …
    – Wer, ich? –, rief der Magier entzückt. – Ach, verschonen Sie mich. Das ist gar nicht mein Stil!
    – Tut mir leid –, sprach der Wirt eingeschüchtert, – ich meine … die Séance … der Schwarzen Magie …
    – Ach so, ach ja! Gewiss doch, mein Bester! Ich will Ihnen ein Geheimnis verraten: Ich bin überhaupt kein Artist. Ich wollte nur die Moskauer en masse sehen. Und das geht am besten in einem Theater. Also hat meine Truppe –, er nickte zum Kater, – diese ganze Séance für mich arrangiert. Ich saß nur da und betrachtete die Menschen. Nein, nicht blass werden! Sagen Sie mir lieber, was Sie im Zusammenhang mit der Séance hergeführt hat?
    – Nun schauen Sie mal, unter anderem fielen ja Scheine von der Decke herunter … –, der Wirt senkte seine Stimme und sah sich verlegen um, – und da hat sich jeder welche geschnappt. Prompt geht ins Buffet ein junger Mann, gibt mir einen Zehner und bekommt acht fünfzig zurück … Dann ein anderer …
    – Wieder ein junger Mann?
    – Nein, ein älterer. Dann ein Dritter, ein Vierter … Und erhalten alle ihr Rückgeld. Und heute Morgen prüfe ich die Kasse:Da schau her! – statt der Noten Papierschnipsel. Tja, mit ganzen hundertneun Rubeln hat man nun das Buffet gestraft.
    – Na so was! –, rief der Artist. – Na so was! Hielten die es denn wirklich für echt? Ich kann den Gedanken unmöglich zulassen, dies alles wurde mit Absicht getan.
    Der Wirt sah nur schief und traurig um sich, aber sagte nichts.
    – Oder waren es etwa Gauner? –, fragte der Magier voll Sorge den Gast. – Demnach gäbe es selbst in Moskau Gauner?
    Die Antwort des Wirts war ein Lächeln – so bitter, dass gleich jeder Zweifel schwand: Ja, selbst in Moskau gibt es Gauner.
    – Das ist einfach schäbig! –, empörte sich Woland. – Ich meine, Sie sind doch ein armer Mensch! Sie … sind doch ein armer Mensch?
    Andrej Fokitsch zog seinen Kopf ein: Seht ihr, ich bin ein armer Mensch.
    – Wie viel besitzen Sie denn an Erspartem?
    Eine zwar höflich gestellte Frage, doch sicherlich keine besonders taktvolle. Der Wirt war verlegen.
    – Zweihundertneunundvierzigtausend Rubel auf fünf Konten verteilt –, tönte aus dem benachbarten Zimmer die angeknackste Stimme. – Und zu Haus’, unter den Fliesen, noch zweihundert goldne Zehnrubelstücke.
    Sokow saß, festgeschweißt an den Schemel.
    – Nun, gewiss, nicht der Rede wert –, sagte Woland mit gönnerhafter Miene. – Aber selbst für

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